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Blinde Verführung (German Edition)

Blinde Verführung (German Edition)

Titel: Blinde Verführung (German Edition)
Autoren: Romana Grimm
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eine Küche, die so sauber war, wie das Atelier chaotisch.
    „Wow“, staunte sie. „Benutzen Sie die jemals? Es sieht alles noch so neu aus.“
    „Nicht wirklich. Ich gehe häufig auswärts essen, und wenn ich mal daheim bin, kocht meine Haushälterin. Sie ist ein richtiger Engel.“
    „Und was ist mit diesem Zimmer?“, fragte Marlene und ging ein paar Schritte auf die einzige verschlossene Tür zu.
    „Mein Schlafzimmer.“ Patrick hob beide Augenbrauen und kräuselte die Mundwinkel. „Betreten auf eigene Gefahr.“
    „Wenn das so ist, trinke ich lieber erst diesen Kaffee, den Sie mir versprochen haben.“
    Patrick lachte und ging in seine perfekt aufgeräumte Küche. Marlene folgte ihm und sah dabei zu, wie er mit sicheren Handgriffen den Kaffeeautomaten bediente. Er hatte sogar koffeinfreien, gemahlenen Kaffee da, was sie sehr erleichterte. Nervös war sie wahrlich schon genug.
    Nur eine Minute später stieg verführerischer Duft in ihre Nase.
    „ La dolce vita “, seufzte sie zufrieden und schnupperte an ihrer Espressotasse. Patrick hatte die Crema mit etwas Zimt und Kardamom veredelt und die Komposition betörte regelrecht ihre Sinne.
    „Es sind die vielen kleinen Dinge, die glücklich machen“, stimmte er zu. Sie setzten sich an den Küchentisch und nippten vorsichtig am heißen Gebräu. „Wenigstens ist das bei mir so.“
    „Ja, bei mir auch.“
    Sie lächelten sich an und tranken aus, und dann führte Patrick sie gemächlich durch den Rest seiner Wohnung. Marlene machte kurz im Badezimmer halt und blieb prompt länger, als sie wollte, weil der Jacuzzi und die eleganten, farbigen Fliesen und weißen Armaturen sie faszinierten. Es sah ganz nach einem Künstlerbad aus  – ein seltsamer Gedanke, aber sehr passend.
    „Entschuldigung“, murmelte sie verlegen, als sie wieder herauskam, doch Patrick lachte nur.
    „Keine Sorge, Sie sind nicht die Erste, der mein Bad gefällt. Ich denke, mein Ego kann es ertragen, wenn eine Frau meinen Whirlpool spannender als mich findet.“
    „Bevor ich den Rest nicht gesehen habe, lege ich mich nicht fest“, stichelte sie zurück.
    „Na dann kommen Sie, vielleicht kann mein Atelier ja noch etwas retten.“
    Sie kletterten die Wendeltreppe wieder herab und standen nach der nächsten Tür in einem riesigen Zimmer, in dem in jeder Ecke eine große, mitten im Entstehungsprozess befindliche Steinskulptur stand. Berge von Kram lagen an den Zimmerwänden herum, vor allem Feilen, Hämmer, Meißel und einige elektrische Gerätschaften. Und Sandpapier. Tonnenweise Sandpapier.
    Marlenes Mund stand leicht offen, als sie verblüfft die vielen verschiedenen Sorten betastete und feststellte, dass feiner Staub sich sofort auf ihre Schuhe und das schwarze, kurze Cocktailkleid legte.
    „Das geht beim Waschen wieder raus“, versicherte Patrick, als habe er ihre Gedanken gelesen. „Und ja, ich brauche wirklich jedes einzelne Stück Papier, das hier drin liegt.“
    „Unglaublich“, brachte sie heraus. „Wie lange brauchen Sie denn für eine solche Statue?“
    „Wenn es etwas einfaches ist, vielleicht einen Monat oder zwei, das kommt darauf an, was mir so dazwischen kommt“, erklärte er. „Aber wenn es eine schwierige Pose sein soll, dann brauche ich viel Zeit mit einem echten Model.“
    „Ich dachte, sie bleiben immer nur für ein paar Tage?“
    „Meistens schon, weil ich aus Ton grobe Vorlagen anfertige.“ Patrick trat neben Marlene und führte sie zur nächstgelegenen seiner Arbeiten. „Hier, schließen Sie die Augen und fühlen Sie die Formen.“
    Marlene gehorchte und war erstaunt, wie anders die Skulptur mit einem Mal vor ihrem geistigen Auge aussah. Ermutigt von Patricks leichtem Druck auf ihre Handgelenke folgte sie den geschwungenen Linien und erfühlte so den rudimentären Torso einer wohlgeformten Frau.
    „Ich muss eine Vorlage haben, um in Stein zu arbeiten. Meistens reicht Ton, aber manchmal will ich den direkten Vergleich haben und immer wieder nachprüfen, ob meine Arbeit dem Modell auch wirklich entspricht.“
    „Das hört sich intensiv an.“
    „Ja“, hauchte Patrick, „das kann es sein. Sehr sogar.“
    Marlene rauschte das Blut in den Ohren, so sehr brachte seine Nähe sie durcheinander. Beinahe sein gesamter Körper berührte leicht ihren Rücken, und sein leiser Atem bewegte die aus ihrer Haarnadel entwichenen Haarsträhnen in ihrem Nacken.
    „Nehmen wir Sie, Miss Marlene. Sie haben einen schönen Körper. Sehr elegant, nicht zu dünn.“
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