Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade
Autoren: Cathy Lamb
Vom Netzwerk:
einzuwenden. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal einen gesehen hatte. Ich war zu sehr damit beschäftigt gewesen, an meinem Burn-out zu arbeiten und mir einzureden, dass mein Leben auf der Überholspur ganz toll sei. Das ist wirklich reichlich anstrengend. Sich selbst anzulügen, meine ich.
    »Hier sind die Sonnenuntergänge natürlich auch umwerfend. Fahren Sie einfach mal hoch auf den Berg. Wissen Sie, ein Sonnenuntergang ist Gottes letztes Gemälde eines Tages. Es ist sein letztes Geschenk an jeden von uns, bevor er uns wieder den Sonnenaufgang schenkt.«
    Ich nickte. Ein letztes Geschenk. Ich hatte meinem Ex ein letztes Geschenk gemacht, und zum Dank hatte er die Polizei gerufen. Es war ein besonders prächtiges Präsent an den Penner, das er wahrscheinlich nicht so schnell vergessen würde.
    »Machen Sie Urlaub?«
    Urlaub! »Na, einen Urlaub würde ich das nicht nennen.« Ich brauchte einen Scotch auf Eis.
    »Aha.« Donovan sah mich mit seinen blauen Augen eindringlich an. Als taxierte er meinen Wert. »Also eher eine Veränderung im Leben?«
    Er hatte mich durchschaut. »Ja, könnte hinkommen.«
    »Veränderungen tun hin und wieder gut. Machen das Leben aufregender.«
    »Ganz bestimmt.« Das konnte er wohl laut sagen! Eine Veränderung konnte auch die Möglichkeit bieten, zu verschwinden. Für immer unterzutauchen besaß eine große Anziehungskraft auf mich.
    »Suchen Sie was?«
    »Was soll ich suchen?«
    »Eine Unterkunft, irgendwas, wo Sie eine Weile wohnen können?«
    Hm. Der Mann dachte mit. Er beobachtete mich genau, und ich merkte, dass er auch auf das achtete, was ich nicht aussprach. »Ich denke, das kann man so sagen.«
    »Na, so was! Da habe ich das perfekte Haus für Sie.« Schmachtend schaute er die italienische Renaissancefrau an, bevor er mit sanfter Stimme sagte: »Rosvita, das ist …« Er hielt inne.
    »Jeanne Stewart«, stellte ich mich vor.
    »Jeanne Stewart. Jeanne, das ist Rosvita DiLorenzo.« Ich gab der Renaissancefrau die Hand. Sie hatte ihr mit weißen Strähnen durchzogenes schwarzes Haar zu einem lockeren Knoten zusammengebunden und eine rote Blume hineingesteckt. Sie war nicht geschminkt, aber hatte eine kurvenreiche Figur. Rosvita trug einen schimmernden roten Schal, rote Jeans, Cowboystiefel und weiße Handschuhe.
    Später sollte ich noch ihre Fertigkeit im Umgang mit einer . 45 er bewundern können.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    Ich murmelte ein paar Höflichkeiten. Wenn es sein muss, kann ich sehr freundlich sein.
    »Rosvita hat das beste Bed & Breakfast im Ort, Ms Stewart. Rosvita, diese junge Dame möchte sich eine Weile bei uns niederlassen, obwohl sie auch gerne den Pazifik sehen möchte.«
    Ich hatte nicht beschlossen, mich hier niederzulassen. Ganz und gar nicht. Aber ich musste zugeben, dass mir die schmale Hauptstraße des Ortes gefiel. Ich mochte die vielen Bäume und Mount Hood, der sich über allem erhob. Ich mochte die Pfannkuchen und diesen freundlichen Koch, der so gut sang, dass es mir kalt den Rücken hinunterlief. Nicht schlecht für den Anfang.
    »Ich habe ein Zimmer frei, wenn Sie im Ort bleiben möchten«, sagte Rosvita mit forschendem Blick. »Man schaut auf den Fluss, das Frühstück ist inklusive, und bei mir gibt es keine Bakterien. Ich reinige alles mit Desinfektionsmitteln, zwei verschiedenen, und mit Bleichmittel. Jeden Tag putze ich Staub und sauge anschließend. Alle Nahrungsmittel sind frisch, der Kühlschrank ist völlig sauber und wird zweimal wöchentlich ausgewischt. Mit Bleichmittel.«
    Ich nickte.
    »Das gesamte Essen wird zu Brei gekocht, um jegliche Bakterien abzutöten. Sie müssen sich also keine Sorgen wegen einer Salmonellenvergiftung machen. Sie wird durch gramnegative Keime ausgelöst. Salmonellen sind ein aggressives Mitglied der Familie Enterobacteriaceae. Ich kann Ihnen sagen, Ms Stewart, mit so einer Familie will man nichts zu tun haben. Zu den Symptomen zählen Fieber, Bauchschmerzen und Durchfall, doch auch Verstopfung kann auftreten.«
    Ich nickte abermals. Interessante Informationen.
    »Ich sorge dafür, dass die Badewanne blitzblank ist. In einer von fremden Personen benutzten Wanne können viele Keime und Krankheiten lauern, dessen bin ich mir absolut bewusst. Ich habe sogar gehört, dass man sich in einer heißen Wanne tatsächlich Herpes zuziehen kann – wie gering die Wahrscheinlichkeit auch ist. Wissen Sie, was Herpes ist? Die Krankheit wird ausgelöst durch den humanen Herpesvirus, ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher