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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung
Autoren: Jane Christo
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wirkten sie ledrig , bis er sie zu ihrer vollen Größe entfaltete. Mit einer Spannweite von mehr als vier Metern w a ren sie riesig. A rmlange Federn brachen hervor, die im milden Mondlicht so samtig schimmerten wie sein r a benschwarzes Haar.
    Am liebsten hätte sie das Gesicht in der ungezähmten Federpracht vergr a ben, um den intensiven Zimtgeruch einzusaugen. Sie würde sich wohl nie an diesen Anblick gewöhnen.
    Beliar drückte sie fester an sich, dann stieß er sich vom Boden ab und flog mit ihr durch die frostklare Dezembernacht Richtung Chartres.
     

     
    Je nach Verkehrslage fuhr man eine bis anderthalb Stunden. Beliar schaffte die Strecke in zwanzig Minuten. Ohne Blanche wäre er vermutlich noch schneller gewesen, aber sich zu trennen kam nicht infrage.
    Blanche hatte das Kaff immer als Vorort von Paris betrachtet, das mit 40.000 Einwohnern eine viel zu große Kathedrale besaß. Doch diese Me i nung behielt man in Chart r es besser für sich.
    Das neue Waisenhaus war ein Gut, das außerhalb zwischen La Varenne und Fontenay-sur-Eure lag. Dort leb t en die Kinder in kleinen Familienve r bänden, denen jeweils ein Betreuer vorstand, der als Familienoberhaupt fu n gierte. Zu Blanches Zeiten wohnten die Kinder mitten in Paris in einem Betonklotz, der einer Festung glich und wie ein Hochsicherheitstrakt g e schützt war.
    Heute verteilten sich die Bewohner in umgebauten Scheunen, die sich um das Herrenhaus eines ehemaligen Bauernhofs gruppierten. Mit dem Umzug aufs Land war en nicht nur der Stacheldraht, sondern auch die Gitter an den Fenstern verschwunden. Die reduzierten Schutzmaßnahmen führten jedoch zu massiven Sicherheitslücken, die bei dem soeben stattfinden d en Angriff deutlich zu t age traten. Durch die exponierte Lage stellten die kleinen Häuser leichte Ziele dar. Sie waren zudem schwer zu verteidigen, da sie sich über einen halben Kilometer verstreuten. Darüber hinaus gab es lediglich eine kleine Security-Einheit, die aus einer Handvoll Lehrern bestand, die offe n sichtlich aus der Übung waren. Zu allem Überfluss hatte man es versäumt , die Kinder für den Kampf auszubilden, darum versteckten sie sich in den Schutzkellern ihrer Katen und hofften das Beste. Hoffnung war auch dri n gend nötig, denn die Familiares der Dämonen waren dabei , die Häuser in Brand zu stecken, um die Beute aus den Bunkern zu locken, die nun zur Falle wurden. Die Rechnung ging mehr oder weniger auf, denn viele Kinder lechzten danach , sich nützlich zu machen. Also krochen sie aus ihren Verst e cken und halfen beim L öschen.
    Blanche fluchte. Kaum hatte sie festen Boden unter den Füßen, riss sie die Munitionstasche an sich und lud den Recaller mit zwei Lichtpat r onen. Die Dämonenwaffe, auch bekannt als der Abberufer, ähnelte einer MP5 von Heckler. Anstelle des bananenförmigen Magazins wurde er mit nur einer Patrone nachgeladen. Einer Glasfiole, um präzise zu sein, die eine dunkle Flüssigkeit enthielt, die wie Motoröl aussah. Darin schwamm ein stecknade l kopfgroßes Kügelchen, das bei jeder Bewegung wie eine Miniatursonne au f blitzte. Lichtenergie. Sie hatte das Ding nie zuvor benutzt, darum war sie gespannt, was passieren würde. Bisher kannte sie nur die Auswirkung von Dunkler Materie, die eine Art schwarzes Loch erzeugte, das alles in se i ner Umgebung aufsaugte und riesige Krater hinterließ.
    Zeit, das Ding zu testen, denn im Nu waren sie von Dämonen umzingelt. Diese fanden es anscheinend witzig, sich den Körper goldgelockter U n schuldsengel überzuziehen, die höchstens sieben oder acht Jahre al t sein konnten. Blanche zögerte, in ihrem Job gab es Regeln: Keine Frauen, keine Kinder. Natürlich wusste sie, dass es sich bei diesen Exemplaren um Saetans Diener handelte. Zu dumm, dass sie nicht danach aussahen. Nervös blickte sie sich um. Das waren doch Dämonen, die in Kinder-Kostümen herumli e fen, oder?
    Ihre Bedenken kostete n sie wertvolle Sekunden, die es ihren Angreifern ermöglichte n , sie einzuschließen. Beliar hatte sich gleich nach der Landung verkrümelt und war nirgendwo zu sehen. Na toll. Ihr erster gemeinsamer Einsatz, und er machte sich vom Acker. Andererseits zeigte das, wie gut er sie kannte. Er wusste genau, dass sie ihm die Hölle auf Erden bereiten wü r de, wenn er im Kampf sein Beschützer-Ding abzog.
    Als die Dämonen-Kinder nahe genug waren, vergaß sie ihre Skrupel, denn die kleinen Kulleraugen dieser Biester waren mausetot. Pechschwarze Spi e gel, in die man besser
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