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Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Titel: Bitterer Nachgeschmack - Anthologie
Autoren: Claudia Senghaas , Iny Lorentz
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Tränen in die Augen, die sie mühsam zurückhielt. Sie ging kerzengerade, aber mit sichtbarer Angst im Gesicht hinauf zum Schafott, wo ein Richter das Todesurteil laut vorlas. Plötzlich trat Senator Droste hervor und zerbrach einen Holzstab: »Hiermit ist das Urteil rechtskräftig!«, rief er in Richtung der gaffenden Menschenmenge.
    Als ein Rechtsdiener Gesche das gewünschte Glas Rotwein reichte, streifte ihr Blick kurz Senator Droste. In der Gewissheit, dass er ihr für einen winzigen Augenblick zaghaft zugelächelt hatte, nahm sie einen kleinen Schluck Wein. Zufrieden reichte sie dem Diener das Glas, wandte sich den Richtern zu und gab jedem die Hand. Auch Senator Droste.
    Gesche Margarethe Gottfried war versöhnt mit den Menschen, die ihr das Leben nahmen. Sie ging zu dem Schafott und setzte sich auf den Stuhl nieder, damit ihr Kopf mit einem Riemen über der Stirn fixiert werden konnte. Sie schloss die Augen und der Scharfrichter führte mit dem Schwert den tödlichen Hieb aus. Danach hob er den abgeschlagenen Kopf von Gesche Margarethe Gottfried in die Höhe und zeigte ihn der vollkommen still verharrenden Menschenmenge. Als er sicher sein konnte, dass jeder den Kopf gesehen hatte, stieß er den Stuhl samt dem enthaupteten Körper um. Den Leichnam legte man in den bereitgestellten Sarg und brachte ihn zurück zum Gefangenenhaus.
    Gesches abgeschlagener Kopf wurde später in Spiritus eingelegt, während ihr Skelett in einem Schrank gelagert wurde. Beides soll während des Zweiten Weltkriegs verbrannt sein.
    Die Hinrichtung der Giftmischerin Gesche Margarethe Gottfried war die letzte öffentlich vollzogene Todesstrafe in Bremen.
    Ich habe versucht, mich beim Schreiben der Geschichte über die Morde der Gesche Gottfrieds so weit wie möglich an die überlieferten Details dieses Falls zu halten. Trotzdem ist die Schilderung des letzten Tags der zum Tode verurteilten Giftmörderin, rein meiner schriftstellerischen Fantasie entsprungen.

Nachwort
    D IE B UCHMESSE IN F RANKFURT ist für uns eine ausgezeichnete Gelegenheit, um uns über die neuesten Trends in der Literatur zu informieren, alte Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen. Im Herbst 2011 war der Stand des Gmeiner Verlags eines unserer Ziele. Dort veröffentlichen zum einen mehrere befreundete Kolleginnen und Kollegen, außerdem ist Gmeiner für seine guten Spannungsromane bekannt.
    Da bei der Buchmesse wichtige geschäftliche Gespräche geführt werden, wollten wir nicht stören. Auf einmal steht eine Dame neben uns.
    »Sie sind doch Iny Lorentz!«
    Es gab für uns keinen Grund, dies zu leugnen, und so kamen wir mit Claudia Senghaas ins Gespräch. Dabei kam die Rede auch darauf, dass wir unsere Karriere mit SF- und Fantasy-Kurzgeschichten begonnen hätten. Dies interessierte Claudia Senghaas und sie fragte uns, ob wir vielleicht auch eine Kurzgeschichte für eine Anthologie bei Gmeiner schreiben würden. Sie habe eine Idee im Kopf, die zwar noch nicht ganz ausgereift sei, die sie aber im Lauf der nächsten Monate konkretisieren wolle.
    Wir baten um Bedenkzeit, um darüber reden zu können, versprachen aber, im Verlauf der Buchmesse noch einmal vorbeizukommen und ihr unsere Entscheidung bekanntzugeben. Uns beiden war aber schon in dem Moment klar, dass wir mitmachen würden. Immerhin hatten wir schon zweimal Krimistorys verfasst. Auch diesmal wollten wir eine Kurzgeschichte schreiben und hatten auch schon eine Idee.
    Daher war es kein Wunder, dass wir Claudia Senghaas bereits am nächsten Vormittag am Gmeiner-Stand aufsuchten und sie baten, uns die Vorgaben für ihre Anthologie zu schicken. Wir erzählten ihr auch von unseren ersten Überlegungen und trafen dabei auf offene Ohren.
    Da sich genug weitere Autorinnen und Autoren von Claudia Senghaas mit dem Krimivirus infizieren ließen, freuen wir uns heute über einen Band mit spannenden Kurzgeschichten über die Abgründe menschlicher Verworfenheit.
    Iny und Elmar Lorentz

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    Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
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    [email protected]
    Alle Rechte vorbehalten
    1. Auflage 2013
    Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
    Herstellung: Mirjam Hecht
    Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
    unter Verwendung des Bildes »Artemisia« von Rembrandt 1634;
    JLF - Germany
    ISBN 978-3-8392-1468-8
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