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Bitte nicht berühren (German Edition)

Bitte nicht berühren (German Edition)

Titel: Bitte nicht berühren (German Edition)
Autoren: Robin
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unbequemen.
    Ich war aber eines der glücklichen zwei Kindern, die auf dem Boden schlafen durften. Das war nämlich angenehmer, als auf den quietschenden Metallgestellen.
    Jedenfalls hatten wir nicht mal nette Schwestern - ja, ich war in einem kirchlichen Waisenhaus, zu allem Übel - es waren so richtige Horrorweiber.
    Mit fünf wurde ich das erste Mal geschlagen, weil ich das Ave Maria nicht auswendig konnte.
    Andere Kinder können in dem Alter nicht mal lesen und schreiben.
    Duschen durften wir einmal in der Woche, als kleines Kind ist das kein Thema, wir durften sowieso nie draußen spielen, also waren wir auch nie dreckig. Aber dann, spätestens, wenn man in die Pubertät kommt, will sich jedes Mädchen - und auch manche der Jungs - öfter waschen. Tja, Pustekuchen.
    Vielleicht ist das auch der Grund, wieso ich heute so viel Wert darauf lege, dass Kinder sauber sind. Ich habe es mir nämlich zu meiner Aufgabe gemacht, dass es keinem Kind so schlecht gehen darf, wie mir damals und deshalb habe ich mich zur Erzieherin ausbilden lassen. Und es war mir zu blöd, in einem Kindergarten zu arbeiten oder mich mit Behinderten zu beschäftigen, diese Kinder bekommen nämlich normalerweise genug gute Betreuung.
    Mir geht es um die ,normalen’ Kinder, die vor den Augen aller leiden müssen.
    Zu meinem Nachteil bin ich aber nicht mehr im Stande, ein Waisenhaus zu betreten, also konnte ich auch dort nicht zu arbeiten anfangen.
    Als ich mit 18 aus dem Waisenhaus ausgezogen bin - mit einer schrecklichen Kindheit in Erinnerung und keiner Aussicht auf ein schönes Leben - wusste ich, dass ich etwas anders machen musste, um es zu etwas zu bringen. Ich wollte nicht, dass die Prophezeiungen der Schwestern wahr werden, also bin ich, dank meiner exzellenten Bewertungen, zu einer der großen Firmen gegangen. Die Firmen, die Erzieherinnen auf die Probe stellen, sie weiterbilden und dann da hinschicken, wo niemand denkt, dass sie gebraucht werden: zu den Reichen und Schönen.
    Aber oft sind es genau die Menschen, die ihre Kinder links liegen lassen.
    Da ich mit 15 die Ausbildung angefangen hatte, mit 17 fertig war und dann ein Jahr ein freiwilliges, unbezahltes Praktikum in einer Schule für Schwererziehbare gemacht habe, war ich besser qualifiziert als die meisten anderen.
    Nun arbeite ich für sechs Jahre dort - ich bin 24 - und weiß, dass es die richtige Entscheidung war.
    Ich habe mir zwar oft anhören müssen, dass ich ein einsames Leben führe, aber ich finde das ist falsch. Ich führe gar kein Leben. Jedenfalls kein Privatleben. Aber für mich ist das vollkommen in Ordnung!
    Ich meine, ich will nicht, dass es Kindern schlecht geht, weil ich selbst eine schreckliche Kindheit hatte. Und Menschen werden zu Verbrechern, Mördern, Bosheiten und korrupten Politikern, Terroristen und Attentätern, wenn sie eine schreckliche Kindheit hatten. Das ist der Punkt, wo man anfangen muss, da kann man ein Leben noch verändern, in die richtige Bahn leiten.
    Meins ist ja schon verwirkt, wieso also sollte ich die Augen geschlossen lassen und so tun, als könnte ich noch ein wunderbarer Mensch werden, den alle lieben?
    Ich bin gebrochen, das wurde ich damals schon, und daran wird sich auch nichts mehr ändern.
    Es gibt einen Fehler, den Eltern - oder Nonnen in einem Waisenhaus - begehen können. Und das ist der, den Kindern die Fantasie, den Lebensmut, die Seele zu zerstören, indem man sie in dem Glauben lässt, wertlos, nutzlos und sinnlos zu sein.
    Das ist niemand.
    Und ich möchte verhindern, dass ein Kind das Gefühl hat, genau das zu sein.
    Ich bin Nora Malory und ich möchte Kindern die Kindheit schenken, die ich nie hatte.
     
    „Nora, ich habe eine Anfrage für Sie. Sehen Sie es sich mal an, ich glaube das schreit geradezu nach Ihnen“
    Ich sitze in meinem Büro in dem großen Gebäudekomplex der Firma, für die ich arbeite und sehe den Zettel auf meinem Tisch. Darunter liegt eine Akte, ich klappe sie auf und lächle leicht. Ich sehe das Bild eines kleinen Jungen, vielleicht vier, fünf Jahre, mit dunklen Haaren und noch dunkleren Augen.
    „Das ist der Junge von diesem Kerl aus der momentan beliebtesten Handballmannschaft hier in Großbritannien“, Josie Mitch taucht hinter mir auf, die Klatschbase der Firma und ich sehe über die Schulter.
    „Was weiß man über den Kleinen?“
    „Er heißt River Logan und ist fünf. Seine Mutter - gelinde ausgedrückt eine verantwortungslose Schlampe - hat ihn sehr jung bekommen und sein Vater hat
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