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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug
Autoren: Franziska Gehm
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Dirk van Kombast atmete in den Bauch und begann bis 100 zu zählen.
    Er merkte gar nicht, wie ihn die Kinder anstarrten.
    »Welcher Transgigant?«, fragte Helene.
    »Habe ich Transgigant gesagt?« Dirk van Kombast verzog das Gesicht und rieb sich sein Hinterteil. »Ich meinte ... Trans... Trans... Transporteur.
    Der Transporteur der transsibirischen Eisenbahn.« Die beiden Kinder traten einen Schritt zurück, verschränkten die Arme und zogen die Augenbrauen hoch.
    »Blödsinn«, sagte Helene.
    »Was haben Sie mit den Trangiganten zu tun?«, fragte das Luder.
    »Gar nichts. Ich weiß nicht, wovon ihr redet. Transgiganten – noch nie davon gehört.« Dirk van Kombast wedelte mit den Händen, als könne er so die dicke Lüge vertreiben.
    »Wieso sind Sie eigentlich nicht mehr in Rumänien im Gefängnis?«, fragte Helene.
    »Ich war mit der Unterbringung nicht zufrieden und bin vorzeitig abgereist«, erwiderte Dirk van Kombast. Kinder waren auch furchtbar neugierig.
    »Und was haben Sie hier am frühen Morgen zu suchen?«, fragte der Junge.
    Und Kinder ließen nie locker. »Ich ... äh ... wollte eine Nachtwanderung machen.«
    »Zur Großmarkthalle?«, fragte der Junge.
    »Mit einem Gipsbein?«, fragte Helene.
    »Ich liebe nun mal ungewöhnliche Orte und sportliche Herausforderungen.« Dirk van Kombast hatte wieder sein Pharmavertreterlächeln aufgelegt. Er war froh, dass das Thema Transgiganten vom Tisch war. Wieso war es ihm überhaupt herausgerutscht? Das war ein grober, unverzeihlicher Fehler gewesen. Da sah man es wieder – die Vampire raubten ihm alle Kräfte und womöglich noch den Verstand. Doch so weit würde er es nicht kommen lassen.
    »Na, wenn das so ist, brauchen Sie unsere Hilfe ja nicht«, sagte Helene.
    Dirk van Kombast sah Helene entsetzt an. »Ihr wollt mich einfach so liegen lassen?« Kinder konnten auch sehr grausam sein.
    »Sie kommen schon zurecht«, meinte Helene. »Bis jetzt sind Sie doch auch alleine überall hingekommen. Nach Transsilvanien, ins rumänische Gefängnis und wieder raus und hierher zu den Großmarkthallen. Und wissen Sie was?«
    Dirk van Kombast schüttelte den Kopf.
    »Sie können froh sein, dass ich Herrn Tepes nicht Bescheid sage, dass wir bluthaltiges Fallobst gefunden haben. Der hat nämlich gerade ziemlich großen Frühstückshunger.«
    Dirk van Kombast riss die Augen auf. Und den Mund. Aber es kam kein Ton heraus. Er sah, wie Helene zum Handy ging, es aufhob und neben ihn auf den Boden legte.
    »Rufen Sie einen Freund an. Oder einen Transgiganten. Der kann Ihnen helfen. Wir nicht«, sagte sie und drehte sich mit wehenden Haaren um.
    Der Junge, der das Luder genannt wurde, warf einen letzten Blick auf den Vampirjäger, zuckte mit den Schultern und folgte Helene, die auf den Ausgang zulief.
    Dirk van Kombast starrte auf das Handy. Darin waren die Nummer von seinen fünf Anwälten, von Dr. Bohne, von seinem Finanzberater, von seiner Steuerberaterin, von seinem Friseur, seinem Solarium, seiner Yogalehrerin, dem ADAC und von der psychiatrischen Anstalt gespeichert, in der seine Mutter untergebracht war.
    Rufen Sie einen Freund an. Dirk van Kombast hatte keine Freunde. Und hätte er die Telefonnummer von Urio Transgoliato gehabt, hätte er ihn ganz sicher nicht angerufen.

Hoch lebe die
Wackelqualle!
    A lle hatten sich um den großen Wohnzimmertisch der Familie Tepes versammelt: Elvira Tepes, Daka, Silvania, Helene und Ludo. Sie sahen gespannt zur Küchentür, aus der erst ein Klappern, dann ein »Fumpfs!« und schließlich Schritte zu hören waren.
    Mihai Tepes rauschte wie der Oberkellner eines Wiener Kaffeehauses mit wehenden Haaren ins Wohnzimmer. Den einen Arm hielt er angewinkelt hinter dem Rücken, mit dem anderen balancierte er ein silbernes Tablett, auf das ein ganzes Schwein gepasst hätte. Doch auf dem Tablett lag kein Schwein. Zum Glück, fand Frau Tepes.
    Was genau auf dem Tablett lag, war allerdings schwer zu sagen.
    Mihai Tepes stellte das Tablett schwungvoll mitten auf dem Tisch ab. »Zensatoi futzi!«, rief er. »Frisch aus der Küche. Zauberhaft zubereitet von den flinken Händen des begnadeten Fünfminutenkochs Mihai Sanguro Furio Tepes. Eine Köstlichkeit, eine Einzigartigkeit, ein Hochgenuss!«
    Frau Tepes, Helene, Ludo, Daka und Silvania beugten sich nach vorne. Sie musterten das angeblich essbare Etwas auf dem Tablett. Es war ein großer schwarzer, wabbeliger Haufen. Eine Hälfte war bläulich schwarz, die andere violett-schwarz.
    Ludo rümpfte die
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