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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug
Autoren: Franziska Gehm
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Poker? »Ich gebe nicht auf«, flüsterte Dirk van Kombast. »Mein Anwalt holt mich hier raus. Spätestens morgen sitze ich im Flieger zurück nach Deutschland. Ich habe dich nicht vergessen, Mutti.« Der Vampirjäger holte tief Luft. »Vertrau mir. Du kannst dich auf dein Puschelbärchen verlassen.«
    Auf einmal schob sich draußen etwas vor das Fenster, nur wenige Zentimeter vom Vampirjäger entfernt.
    Dirk van Kombast blieb ein Schrei im Halse stecken. Er wich zu Tode erschrocken zurück. Die Hose schlackerte ihm um die Beine, als er im Mondlicht eine gewaltige dunkle Gestalt erkannte. Das Gesicht füllte das gesamte Fenster aus. Die Augen waren feuerrot und schienen von innen zu leuchten. Aber noch etwas war seltsam an dem Gesicht. Sehr seltsam. Erst jetzt bemerkte Dirk van Kombast, dass die Nase und der Mund über den Augen lagen. Im ersten Moment dachte er, das Gesicht wäre grausam entstellt. Dann wurde ihm bewusst, dass es verkehrt herum war.
    »Boi noap, Puschelbärchen!«, sagte die Gestalt. Es klang, als käme die Stimme aus einer tiefen schwarzen Höhle voller Würmer und Egel.
    »Be ... Be ... Be ... Bitte«, Dirk van Kombast hielt sich mit beiden Händen an der Hosennaht fest. Er hatte die Augen weit aufgerissen. Sein Mund war trocken. »Nennen Sie mich doch einfach D... D... D...Dirk van Kombast.«
    »WAS?« Die Gestalt hielt eine riesige, behaarte Hand an ihr Ohr. »Würg den Kompost? Gumox. Das klingt doch nicht. Puschel ist gut. Und fertig.«
    Dirk van Kombast nickte. Wenn die Gestalt vor dem Fenster es wollte, würde er auch eine karierte Gummigurke sein. »Und ... äh ... mit wem habe ich das Vergnügen?« Mit Erleichterung fiel Dirk van Kombast ein, dass ihn mehrere dicke Mauern und ein Gitter aus Stahl von der Gestalt trennten. Er entspannte sich etwas. Zum ersten Mal, seit er die Zelle betreten hatte, fühlte er sich darin wohl.
    Die Gestalt schnaufte und zwei dunkelblaue Wolken kamen aus den Nasenlöchern, die so groß wie Zweieuromünzen und so behaart wie ein Gorillarücken waren. Ein unangenehm modriger Geruch breitete sich in der Zelle aus. »Du hast das Verhängnis mit mir, URIO TRANSGOLIATO.«
    »Aufs Höchste erfreut, Herr Transgoliato.« Dirk van Kombast schaffte es trotz des modrigen Geruchs, kurz sein Pharmavertreterlächeln aufzusetzen.
    Urio Transgoliato lächelte nicht. Gut möglich, dass dieser Gesichtsausdruck nicht zu seinem Repertoire gehörte.
    Trotzdem konnte Dirk van Kombast auf den bläulichen Lippen lange weiße, spitze Eckzähne erkennen. Jedes Mammut wäre vor Neid ausgestorben. An einem Eckzahn lief eine dunkelrote Flüssigkeit herab. Dirk van Kombast war sich sicher, dass kein Zahnfleischbluten die Ursache dafür war. Urio Transgoliatos Haut schimmerte weiß wie Ziegenkäse im Mondlicht. Auf der rechten Wange hatte er eine Narbe. Sie sah aus, als hätte ihm ein Tier drei kräftige Krallen ins Gesicht gebohrt. Die dichten schwarzen Augenbrauen waren zusammengewachsen und bildeten einen strengen Strich. Die langen Haare hingen wie Pechspaghetti nach unten.
    Dirk van Kombast hatte keinen Zweifel: Was da kopfüber vor seinem Gefängnisfenster hing, war nichts anderes als ein Vampir. Nicht irgendein Otto-Normal-Vampir. Es war das größte, angsteinflößenste und ausgewachsenste Exemplar, das der Vampirjäger jemals gesehen hatte.
    »Was guckst du, Puschel? Keine Angst, ich will dich nicht aussaugen«, dröhnte Urio Transgoliato. »Na, zumindest jetzt nicht.«
    »Das ist ... äh ... sehr freundlich von Ihnen, Herr Transgoliato.« Dirk van Kombast klammerte sich noch immer mit den Händen an die Hosennaht. Dort, wo er sich festhielt, entstand ein feuchter Fleck.
    »Aber etwas werde ich aus dir heraussaugen: dein Wissen!«, sagte Urio Transgoliato mit grollender Stimme.
    »Mein Wissen?« Dirk van Kombast zog die Augenbrauen zusammen. »Okay. Aber ich sag es Ihnen gleich: In Geschichte bin ich ganz schlecht.«
    Urio Transgoliato ließ sich von dieser Neuigkeit nicht abschrecken. »Ich will nur eins wissen: Wo ist sie? Wo ist Helene Steinbrück?«
    »Was?«, erwiderte Dirk van Kombast. Es klang wie ein Hicks, so überrascht war er.
    »Du kennst sie doch, oder?«
    »Ähm ... ja ... nein ... ein wenig ... kaum ... vom Sehen.« Dirk van Kombast wusste nicht, was die richtige Antwort war. War es gut, wenn er Helene Steinbrück kannte? Oder besiegelte er damit sein Schicksal?
    »WO IST SIE?« Zwei dunkelblaue Wolken stießen aus den Nasenlöchern des Vampirs.
    Dirk van Kombast war
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