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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont
Autoren: Richard Paul Evans
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haben.« Ich fuhr mir mit einer Hand durchs Haar. »Können Sie mir sagen, warum ich noch am Leben bin?«
    »Glück«, sagte Eskelson, während er seinen Block beiseitelegte. »Oder Gott wollte Sie nicht tot sehen. Während des Überfalls kam ein Truck vorbei. Die Insassen in dem Truck sahen, was los war. Zu Ihrem Glück waren sie nicht nur willens, sondern auch mutig genug, um einzuschreiten.«
    »Und sie hatten Schrotflinten«, ergänzte Foulger.
    »Die Männer kamen von der Entenjagd«, sagte Eskelson. »Sie haben auf die Hupe gedrückt und sind dann über den Mittelstreifen genau auf den Tatort zugefahren.«
    Foulger schaltete sich wieder ein. »Als sie aus ihrem Truck stiegen, ging Marcus Franck, der Junge mit dem Messer, auf einen der Männer los, daher hat er auf ihn geschossen.«
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich. »Dem Jungen.«
    »Nicht gut.« Officer Foulger kniff die Lippen zusammen. »Ein Schuss aus einer zwanzigkalibrigen Schrotflinte aus sieben, acht Metern Entfernung – da ist nicht mehr viel von ihm übrig. Er wird vermutlich nicht durchkommen.«
    »Die Schwester sagte, Sie würden ihn bewachen.«
    »Der geht nirgendwohin«, sagte Foulger. »Wir machen uns eher Sorgen darum, wer ihn besuchen könnte.«
    Officer Eskelson fuhr fort: »Die Jäger haben dem Rest der Gang befohlen, sich auf den Boden zu legen, und den Notruf verständigt. Sie, Mr. Christoffersen, haben schwer geblutet. Einer der Jäger leistete erste Hilfe, bis die Sanitäter kamen. Die Männer haben Ihnen das Leben gerettet.«
    »Wie heißen sie?«, fragte ich.
    »Da es unter Umständen ein Todesopfer geben könnte, muss ich ihre Namen vertraulich behandeln. Aber ich kann ihnen sagen, dass Sie gern mit ihnen reden würden. Ich habe sie über Ihren Zustand und den des Jungen auf dem Laufenden gehalten.«
    »Ich verstehe.«
    »Die Ärztin sagte uns, dass Sie nur noch ein paar Tage hierbleiben müssen. Wo können wir Sie danach erreichen?«, fragte Eskelson.
    »Bei mir zu Hause«, schaltete sich Engel ein. »Er wird bei mir wohnen, bis er sich erholt hat.« Sie gab ihnen ihre Telefonnummer.
    Eskelson sagte zu Engel: »Sie kommen mir bekannt vor.«
    »Ich arbeite in der Telefonzentrale der Polizei von Spokane.«
    »Ich dachte mir doch, dass ich Sie kenne«, sagte Foulger.
    »Die Schwester sagte, Sie wüssten vielleicht, wo mein Rucksack ist«, sagte ich.
    »Er ist auf dem Revier. Wir können ihn heute Abend vorbeibringen.«
    »Danke. Werden Sie mir Bescheid geben, wie es dem Jungen geht?«
    »Kein Problem. Mindestens einer von uns wird die nächsten ein, zwei Tage hier sein. Wenn Sie irgendetwas brauchen oder Ihnen noch irgendetwas Wichtiges zu dem Überfall einfällt, melden Sie sich einfach.«
    »Gute Besserung«, sagte Foulger.
    »Danke.«
    Nachdem sie gegangen waren, trat Engel an mein Bett »Alles okay mit Ihnen?«
    »Ja. Sie sind also bei der Polizei?«
    »Eigentlich nicht. Ich arbeite in der Telefonzentrale.«
    »Hatten Sie Dienst, als ich überfallen wurde?«
    »Nein. Das war jemand von der Nachtschicht.« Sie tätschelte meinen Arm. »Ich sollte jetzt besser gehen. Es ist schon spät. Aber morgen ist Samstag, das heißt, ich werde gleich morgen Früh wiederkommen.« Sie wandte sich zum Gehen, doch dann blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um. »Ich kannte bislang nicht die ganze Geschichte. Wissen Sie, es ist ein Wunder, dass Sie noch am Leben sind.«
    Ich strich mit einer Hand vorsichtig über meinen Bauch. »Ich nehm’s an.«
    »Es bringt einen zum Nachdenken«, meinte sie grüblerisch. Dann sagte sie »Gute Nacht« und verließ das Zimmer.

Fünftes Kapitel
    Heute habe ich versucht, zu laufen. Ich kam mir so unbeholfen vor wie ein Baby, das seine ersten Schritte tut. Vermutlich sah ich auch so ähnlich aus.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Irgendwann in der Nacht brachte mir die Polizei meinen Rucksack wieder. Als ich aufwachte, sah ich ihn in einer Ecke des Zimmers stehen. Ich bat die Dienst habende Schwester, darin nach meinem Tagebuch und einem Stift zu suchen.
    Engel kam ein paar Stunden später. Sie trug einen Jogginganzug und hatte sich die Haare nach hinten gebunden. Im morgendlichen Licht bemerkte ich zum ersten Mal die tiefen Narben, die von ihrem Haaransatz über ihre rechte Gesichtshälfte hinunter zu ihrem Kiefer verliefen. Ich fragte mich, wieso ich sie bis jetzt noch nie bemerkt hatte.
    »Guten Morgen«, sagte sie. »Wie geht es Ihnen?«
    »Etwas besser. Heute darf ich vielleicht aufstehen und ein paar
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