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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont
Autoren: Richard Paul Evans
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Tagen nach Hause gehen. Vielleicht sogar schon am Montag.« Ihr Mund zuckte leicht. »Halloween. Unheimlich.«
    »Das wäre schön«, sagte ich.
    Einen Augenblick später sagte sie: »Mein Angebot steht noch immer. Sie können gern bei mir wohnen. Ich habe schon ein bisschen umgeräumt …« Dann fügte sie zögernd hinzu: »Für alle Fälle.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte ich, ohne mich festzulegen.
    Sie sah mich ängstlich an. Fast eine Minute verstrich, bis sie fragte: »Was halten Sie davon?«
    Was hielt ich davon? In den letzten Tagen hatte ich immer wieder über die wenigen Optionen nachgedacht, die ich hatte. Die einzige Freundin, die mir nach dem Zusammenbruch meiner Welt noch geblieben war, war Falene, meine ehemalige Assistentin. Sie lebte in Seattle. Aber trotz unserer Freundschaft konnte ich nicht dorthin zurück.
    Die einzige andere Option war mein Vater in Los Angeles. Ich wusste, wenn ich nach Kalifornien ging, dann würde ich nie wieder zurückkommen. Und ich musste zurückkommen. Ich musste meinen Weg zu Ende gehen.
    Zum ersten Mal, seit ich mein Zuhause verlassen hatte, wurde mir bewusst, dass meine Wanderschaft mehr als nur eine körperliche Selbstverpflichtung war; sie war auch eine spirituelle – so wie die Walkabouts der australischen Aborigines oder der Spirit Walk der amerikanischen Ureinwohner. Irgendetwas, das ich nicht ganz verstand, trieb mich weiter.
    Und aus irgendeinem Grund war diese Frau ein Teil meiner Reise. Es gab einen bestimmten Grund, weshalb sie meinen Weg gekreuzt hatte und an meinem Bett saß. Ich hatte nur keine Ahnung, was für ein Grund das war.
    Einen Augenblick später sagte ich: »Wenn es nicht zu viele Umstände macht.«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, und sie nickte. »Es macht überhaupt keine Umstände.«

Viertes Kapitel
    Manchmal hat Mutter Natur PMS.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Auf einmal wurde mir das Datum bewusst – der 28. Oktober: McKales und mein Hochzeitstag.
    Der Tag unserer Hochzeit war kein Tag, von dem irgendjemand träumen würde, es sei denn, man lässt auch Albträume gelten. So ziemlich alles, was schiefgehen konnte, ging schief. Aber so ist es vermutlich, wenn keine Mütter beteiligt sind, Mutter Natur dagegen schon.
    Wir hatten eine kleine Feier im Botanischen Garten von Arcadia geplant. Er lag nur ein paar Meilen von unserem Zuhause entfernt in der Nähe der Rennbahn im Santa Anita Park. Auf der Ostseite des Baumgartens befand sich ein wunderschöner Rosengarten mit einer weinumrankten Gartenlaube. Ihr rückwärtiger Teil ragte über einen Teich mit Koifischen und Seerosenblättern hinaus. Die Kulisse war traumhaft. Das Wetter war es weniger. Am Vorabend unserer Hochzeit begann es gegen acht Uhr zu regnen, und es hörte bis etwa zwei Stunden vor unserer Feier nicht mehr auf. Alles war aufgeweicht. Der Rasen war so vollgesogen wie ein Tiefseeschwamm, und das Wasser sammelte sich an seinen Rändern zu kleinen Bächen und Strömen.
    Wir hätten ein großes Zelt mieten sollen, um uns gegen die Launen des Wetters abzusichern, aber unsere Hochzeitsplanerin, Diane, McKales Cousine, war sich ihres Glücks so sicher, dass sie zur Sicherheit nur einen kleinen, etwa sechs mal sechs Meter großen Baldachin bestellt hatte. »Auf meinen Partys regnet es nie«, erklärte sie stolz.
    Als der Regen aufgehört hatte, huschten Diana und ihre Helferinnen durch den Garten, stellten Stühle auf, verstreuten Rosenblütenblätter, banden Schleifen, befestigten Lichterketten und stellten eine Reihe riesiger Stoffschirme auf, nur für den Fall, dass der Regen wieder einsetzen sollte.
    Als schmückenden Hintergrund für die Gartenlaube hängte Diane blinkende weiße Lichterketten auf und schleppte zwei meterhohe, säulenartige weiße Podeste an, auf denen große Keramikvasen standen.
    Während allmählich alles Gestalt annahm, nahmen die Mitglieder des Streichquartetts ihre Plätze neben der Gartenlaube ein und begannen, Pachelbels Kanon in D-Dur zu spielen.
    Es schien, als hätte Mutter Natur den besten Augenblick abgewartet, um erneut zuzuschlagen, denn als eben die letzten Handgriffe erledigt waren – und Diane durchaus zufrieden mit sich zu sein schien –, brach ein Scherwind los. Eine einzige kräftige Böe sorgte dafür, dass die Schirme umgestülpt wurden und das Weite suchten (ich sah, wie einer der Gäste einem Schirm über den Parkplatz nachjagte), die Vasen von ihren Podesten fielen und zerschellten und die
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