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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet
Autoren: Rachel Caine
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blickte auf das Handgelenk des Professors hinunter. Er trug ein geflochtenes Lederarmband mit einem Metallplättchen, auf dem ein Symbol eingeritzt war – nicht das der Gründerin, das Claire als Anstecknadel an ihrem Jackenkragen trug, sondern ein anderes Vampirsymbol. Eindeutig Olivers. Das war ungewöhnlich. Oliver selbst unterstanden nur wenige Menschen. Er stand über Dingen und war der Pate der örtlichen Mafia.
    Larkin bemerkte ihren Blick und sah sie streng an. »Wolltest du etwas sagen, Claire?«
    »Hübsches Armband«, sagte sie. »Ich habe erst ein einziges gesehen, das so aussieht.« Und zwar am Handgelenk ihrer persönlichen Erzfeindin Monica Morrell, die sich selbst für die Kronprinzessin Morganvilles hielt. Da sie die Tochter des früheren und die Schwester des jetzigen Bürgermeisters war, dachte sie, sie könnte tun, was immer sie wollte … und mit Olivers Schutz konnte sie das vielleicht auch, selbst wenn ihr Bruder Richard sie nicht ganz so verwöhnte, wie Daddy das getan hatte.
    Larkin sah einfach nicht so aus, als wäre er der Typ, mit dem Oliver sich abgeben würde – es sei denn, er war gar nicht, was er zu sein schien.
    Larkin verschränkte die Hände hinter dem Rücken, als sie den breiten, fast leeren Flur entlanggingen, gefolgt vom Rest der Klasse. »Ich sollte dich eigentlich vom heutigen Experiment freistellen«, sagte er. »Ehrlich gesagt bin ich mir ziemlich sicher, dass es Kinderkram für dich sein wird in Anbetracht deines …Teilzeitjobs.«
    Er wusste also von Myrnin. Nicht viele Leute kannten Myrnin und noch weniger kannten sein Labor und hatten irgendeine Ahnung, was sich dort abspielte. Claire hatte Larkin dort noch nie gesehen. Auch hatte sie nie gehört, dass sein Name von jemand Einflussreichem genannt wurde.
    Deshalb war sie vorsichtig bei ihrer Antwort.
    »Macht nichts. Ich liebe Experimente«, sagte sie. »Vorausgesetzt es sind keine, bei denen man aufgefressen oder in die Luft gesprengt werden kann.« Leider hatte sie beides bei ihrer Arbeit im Labor bereits erlebt.
    »Oh, so dramatisch wird es nicht«, sagte Larkin. »Aber ich glaube, es wird dir gefallen.«
    Das jagte ihr ein wenig Angst ein.
    Als sie jedoch im Labor ankamen, schien es dort nichts zu geben, worüber einem der Schweiß hätte ausbrechen müssen. Ein paar gleißende Vollspektrumlampen wie die, die man benutzte, um Reptilien warm zu halten; auf jedem Tisch waren ein paar kleine Ampullen aufgereiht mit etwas, das aussah wie …
    Blut.
    Oh, Shit. In Morganville war das nie ein gutes Zeichen (woanders wahrscheinlich auch nicht). Abrupt blieb sie stehen und sah Larkin mit großen Augen an. Der Rest der Klasse trat mit leisem Stimmengemurmel hinter ihr ein. An dem Körpergeruch, der ihr in die Nase stieg, merkte sie, dass Doug auch schon da war. Natürlich belegte er sofort den Laborhocker neben ihr. Verdammt. Das stinkt ja zum Himmel, wie Shane jetzt sagen würde. Claire überspielte ihr Unbehagen, indem sie ihm ein kleines, nicht besonders begeistertes Lächeln zuwarf, während sie ihren Rucksack vorsichtig, weil sich ihr Laptop darin befand, auf dem Boden abstellte. Sie hasste es, auf Laborhockern zu sitzen, weil es ihre geringe Körpergröße besonders betonte. Sie fühlte sich dann immer, als wäre sie wieder in der zweiten Klasse, weil ihre Füße den Boden nicht erreichen konnten, wenn sie saß.
    Larkin nahm in der Mitte des Raumes zwischen den Labortischen Platz und holte einen kleinen Stapel Papier aus seiner schwarzen Tasche. Er teilte die Anweisungen aus und Claire runzelte die Stirn, als sie sie las. Sie waren einfach: »Geben Sie etwas von der ›Flüssigkeit‹ auf den Objektträger, schalten Sie das Vollspektrumlicht ein, beobachten und dokumentieren Sie die Ergebnisse. Wenn es zu einer Reaktion kommt, vermischen Sie das reagierende Blut mit Kontrollblut, bis die Reaktion ausbleibt. Dann stellen Sie die Gleichung auf, anhand derer Sie die erste Reaktion und das Ausbleiben der Reaktion erklären, um die Freisetzung von Energie aufzuzeichnen«.
    Es gibt absolut keinen Zweifel, worum es hier geht , dachte Claire. Die Vamps benutzten Studenten, um Forschungen für sie zu betreiben. Bienenfleißige Mitarbeiter, die sie nichts kosteten. Aber warum?
    Larkin hatte eine lockere Art, den Unterricht zu gestalten, das musste sie zugeben. Er machte Witze und sagte, dass es bei dieser ganzen Popularität von Vampiren in der Unterhaltungsindustrie doch lustig wäre, das Problem mal physikalisch anzugehen. Ein
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