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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet
Autoren: Rachel Caine
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mit jemandem zusammengestoßen, doch dann erreichte sie ohne Zwischenfälle das Wissenschaftsgebäude. Sie hatte noch zwei Minuten. Gut, die brauchte sie, um wieder zu Atem zu kommen.
    Während sie den Rest ihres Frühstücks kaute und sich wünschte, sie hätte eine Flasche Wasser eingepackt, kamen ein paar Leute vorbei, die sie vom Sehen kannte: Bruce aus dem computergestützten Physikunterricht, der hier beinahe genauso fehl am Platz war, wie sie sich fühlte, und Ilaara aus einem ihrer Mathekurse. Sie hatte an der TPU keine engen Freunde, weil es einfach nicht ihre Art von College war. Die meisten Studenten von auswärts verbrachten die ein oder zwei Jahre, die sie hier waren, auf den üblichen Campus-Partys. Viele machten sich nicht einmal die Mühe, das Unigelände zu verlassen, außer wenn sie in der Nähe shoppen gehen wollten. Wahrscheinlich war das auch besser so.
    Da draußen war es immerhin gefährlich.
    Claire fand ihr Klassenzimmer und setzte sich wie gewöhnlich irgendwo in die Mitte des Raumes, neben einen übel riechenden Studenten namens Doug, der offenbar nicht besonders viel von persönlicher Hygiene hielt. Kurz überlegte sie, sich doch woandershin zu setzen. Allerdings war nicht mehr besonders viel frei und Dougs Ausdünstungen waren ohnehin auch noch drei Meter weiter wahrnehmbar. Besser man bekam die volle Dosis, so konnte sich die Nase gleich daran gewöhnen.
    Doug lächelte sie an. Er schien sie zu mögen, was gruselig war, aber wenigstens war er keine Labertasche oder einer dieser Typen, die dauernd mit irgendwelchen Anmachsprüchen ankamen. Sie hatte schon neben Schlimmeren gesessen. Na ja, vielleicht nicht in Bezug auf Körpergeruch. »Hi«, sagte er und beugte sich zu ihr herüber. Claire widerstand dem Bedürfnis, sich in die entgegengesetzte Richtung zu lehnen. »Ich habe gehört, er macht heute ein neues Laborexperiment mit uns. Etwas total Irres.«
    Da Claire für einen der klügsten Köpfe Morganvilles – vielleicht sogar der ganzen Welt – arbeitete und dieser mindestens ein paar Hundert Jahre alt war und Blut trank, ging sie davon aus, dass ihre Skala von irren Dingen ein wenig umfassender war als Dougs. Für sie war es nicht ungewöhnlich, in Myrnins Geheimlabor zu kommen und zu erfahren, dass er essbare Hüte erfunden hatte oder einen durch Schweiß betriebenen iPod. Und wenn man bedachte, dass ihr Boss bluttrinkende Computer entwickelt hatte, die überdimensionale Portale steuerten, ging Claire davon aus, dass sie keinerlei Probleme haben würde, die Aufgaben eines einfachen Unidozenten zu verstehen. Die Hälfte von dem, was Myrnin ihr zu lesen gab, war nicht mal in einer gesprochenen Sprache verfasst. Es war einfach erstaunlich, was sie alles bereits gelernt hatte – manchmal ohne es zu wollen.
    »Viel Glück«, sagte sie zu Stinke-Doug und versuchte dabei, nicht so tief einzuatmen. Sie warf ihm einen Blick zu und erschrak, als sie entdeckte, dass er zwei spektakuläre Veilchen hatte. Sie waren zwar bereits dabei zu heilen, wie sie nach dem ersten Schock feststellte, aber jemand musste ihn ziemlich übel geschlagen haben. »Wow. Tolle Veilchen. Was ist passiert?«
    Doug zuckte mit den Schultern. »Bin in eine Schlägerei geraten. Nichts Besonderes.«
    Irgendjemand, dachte Claire, hasste seinen Körpergeruch wohl weit über das normale Maß hinaus. »Hast du gewonnen?«
    Er lächelte, aber es wirkte zynisch – als hätte er einen Witz im Kopf, den sie nicht kannte. »Oh, das werde ich«, sagte er. »Und zwar haushoch.«
    Die Tür ging auf und der Dozent kam herein, ein kleiner, dicker Mann mit niederträchtigem Blick aus eng zusammenstehenden Augen. Er mochte Hawaiihemden in fies grellen Farben. Claire war sich ziemlich sicher, dass er im selben Laden einkaufte wie Myrnin. Im Fiese-Klamotten-Laden.
    »Ruhe!«, sagte er, ohne dass es gerade besonders laut im Raum war. Aber Professor Larkin sagte das immer. Claire hatte den Verdacht, dass er in Wirklichkeit taub war und das nur sagte, um auf der sicheren Seite zu sein. »Ich hoffe, ihr habt euch alles durchgelesen, heute werdet ihr nämlich einige der Prinzipien anwenden, die ihr bereits kennen solltet. Steht bitte alle auf, nehmt eure Sachen und kommt mit.«
    Claire hatte ohnehin noch nichts ausgepackt, deshalb schwang sie sich einfach ihren Rucksack wieder auf die Schulter und folgte Professor Larkin, froh, Dougs Mief zu entkommen. Nicht dass Larkin viel besser gewesen wäre – er roch nach altem Schweiß und Speck.
    Sie
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