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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet
Autoren: Mari Mancusi
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schön bequem in Rente.)
    Aber wie kann man mit jemandem über solche semantischen Feinheiten diskutieren, dessen Schwester von Slayer Inc. vernichtet wurde, nur weil sie als Kind zum Vampir gemacht worden war? (Der Vampir, der sie verwandelt hatte, wollte sie lediglich vor der Pest retten, die schon einen Großteil der europäischen Bevölkerung ausgelöscht hatte. Aber
    für Slayer Inc. war und ist kindlicher Vampirismus eine nicht tolerierbare Abscheulichkeit.)
    »Ich werde diesen Tag niemals vergessen«, sagt Jareth, der mit schmerzverzerrter Miene auf seinen Schreibtisch starrt. »Den Tag, an dem wir aufgefordert wurden, darüber abzustimmen, ob wir Slayer Inc. als offiziel e polizeiliche Institution für die Gemeinschaft der Vampire anerkennen wollen oder nicht ...«
    Er stockt, aber ich kenne die Geschichte. Er hat mir schon tausendmal erzählt, dass es bei der Abstimmung zu einer Pattsituation kam und seine Stimme den Ausschlag gegeben hat. Dass er es letztendlich war, der Slayer Inc. zu der Position verhalf, die es heute noch hat.
    Natürlich konnte er nicht ahnen, welche Folgen seine Entscheidung haben würde...
    »Sie haben eine andere Lösung nicht einmal in Erwägung gezogen und waren gleich hinter ihr her«, fährt er mit einem heiseren Flüstern fort und ich frage mich, ob ihm überhaupt noch bewusst ist, dass ich da bin.
    »Wir haben uns tagelang in der Burg unserer Familie verschanzt und versucht, der Belagerung standzuhalten. Aber das Blut ging uns aus und irgendwann war der Hunger stärker als der Verstand. Wir wol ten uns den Weg freikämpfen, aber sie waren in der Überzahl.«
    Ich gehe um den Schreibtisch herum und wil ihm tröstend eine Hand auf den Arm legen, aber er schüttelt sie ab und steht vor Wut zitternd auf.
    »Nie werde ich den Ausdruck in dem Gesicht meiner Schwester vergessen, als dieser verdammte Vampirjäger ihr seinen Pflock ins Herz gerammt hat.« Seine Stimme bricht.
    »Sie hat mir dabei in die Augen gesehen, voller Anklage - sie hat mir die Schuld an ihrem Tod gegeben.«
    Er steht einen Moment vol kommen stil da, die Fäuste gebal t und mit einem so verzweifelten Blick, dass ich es nicht mehr aushalten kann. Ich packe ihn, drücke ihn fest an mich und lasse es nicht zu, dass er mich abweist. Endlich gibt er nach, lehnt sich an mich und spürt hoffentlich etwas von der Kraft, die ich ihm so gern geben möchte.
    »Es tut mir leid«, flüstere ich. »Es muss furchtbar gewesen sein, ich kann es mir nicht einmal vorstel en.«
    Trotzdem möchte ich ihm immer noch meine Argumente erklären. Das Slayer Inc. von heute hat viel Gutes bewirkt sie haben für Frieden gesorgt und viele, viele Leben gerettet. Mit ihrem Spenderprogramm zum Beispiel, durch das es möglich wurde, dass Menschen für ihre Blutspenden an Vampire bezahlt werden und nicht mehr abgeschlachtet werden wie Vieh.
    Aber im Grunde weiß ich, dass Jareth die vielen Tausend sterblichen Leben wenig kümmern, die mein Arbeitgeber gerettet hat.
    Er denkt nur an die Leben, die er beendet hat. Das Leben seiner Schwester – für ein Verbrechen, das sie nicht begangen hat. Das Leben seiner Eltern – weil sie al es getan haben, um sie zu beschützen. Ich kann ihm keinen Vorwurf machen, dass er so empfindet.
    Mit blutunterlaufenen Augen sieht er mich an.
    »Und jetzt wol en sie dir deine Schwester auch noch nehmen«, murmelt er düster. Sein Gesicht verzerrt sich vor Zorn und er befreit sich aus meiner Umarmung. »Ich werde das nicht zulassen. Ich werde nicht die Verantwortung für den Tod von noch mehr Unschuldigen übernehmen!«
    Frustriert schließe ich die Augen und rede dabei eindringlich auf ihn ein: »Jareth, du verstehst das falsch. Es ist diesmal wirklich anders. Slayer Inc. wil Sunny gar nicht töten.
    Oder Magnus. Sie wissen, das Pyrus ein Tyrann ist, und sie wollen genauso, dass er verschwindet, wie wir. Diesmal stehen sie auf unserer Seite.«
    »Ich werde nie, niemals auf der Seite von Slayer Inc. stehen.«
    Ich seufze und gebe es auf. Erschöpft lasse ich mich wieder auf meinen Stuhl fal en. Wie kann ich mit einem Vampir diskutieren, der einen siebenhundert Jahre alten Grol hegt?
    »Hör mal, ich verlange ja nicht von dir, mit ihnen am Lagerfeuer zu sitzen und Kumbaya my Lord zu singen« ,sage ich. »Lass mich einfach vorübergehend mit ihnen zusammenarbeiten. Lass Pyrus denken, dass ich den Job erledige. Und in der Zwischenzeit kann Slayer Inc. daran arbeiten,
    schlagkräftige Beweise gegen ihn und seine
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