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Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit

Titel: Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit
Autoren: Justinus Kerner
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seinen Verlust in sich, bis zu seinem eigenen Tode. Reinhold führten die ferneren Schicksale im Jahr 1816 als Minister der Niederlande nach
Rom,
auf welcher Reise er auch wieder Stuttgart besuchte und sich vor dem ehemaligen Gebäude der Karlsakademie seiner Jugend und seines Jugendfreundes schmerzlich erinnerte.
    Bekanntlich war
Reinhold
wie sein und meines Bruders gemeinschaftlicher Freund
Reinhard,
auch Dichter, und nachstehendes Sonett, das er beim Anblick von Stuttgart noch im Jahr 1830 dichtete, bezeugt seine fortdauernde Sehnsucht nach dem Freunde und seine beständige Trauer um ihn.
     
Fußnoten
     
    1 Er nahm im Jahre 1806 an der Belagerung von Glogau, Breslau, Schweidniz, Neisse und Glaz teil, wo die reitende Batterie die er kommandierte, vielseitig im Feld- und Belagerungsdienst verwendet wurde. Im Jahr 1807 wurde er zum Oberstleutnant in der Artillerie befördert. Er bereicherte hier die Artillerie mit einer neuen Konstruktion der Munitionswagen, die allgemein als große Verbesserung anerkannt, und selbst von Kaiser Napoleon als solche gewürdigt wurde. Während der kurzen Zeit der Waffenruhe 1808 wurde ihm von König Friedrich das Amt eines Chaussee-Ober-Intendanten übertragen, während welcher Zeit er zum Obersten vorrückte. Im April 1809 rief ihn sein eigentlicher Beruf wieder ins Feld. In den Gefechten von Abensberg und Eckmühl machte sich sein militärisches Talent durch schnelles Urteil und Tatkraft geltend und fand bei Napoleon gerechte Anerkennung durch Aufnahme in die französische Ehrenlegion. Bei der glänzenden Waffentat der Württemberger am 16. Mai 1809 gegen ein überlegenes feindliches Armeekorps bei Linz, wurde sehr viel seiner kaltblütigen Umsicht verdankt, und er mit dem Kommenturkreuz des Militärverdienstordens von seinem König, von Napoleon mit dem Offizierskreuz der Ehrenlegion bedacht. Er war in diesem Feldzug Generalquartiermeister-Leutnant. Aus ihm zurückgekommen widmete er sich den Künsten des Friedens, als Direktor der Straßenbauten, der sämtlichen Berg- und Hüttenwerke, der Gewehrfabrik Oberndorf. Seine gelungenen Bestrebungen auch in diesen Fächern belohnte der König
Friedrich
mit dem Kommenturkreuz des Zivilverdienstordens. Im Jahre 1812 machte er als Chef des württembergischen Generalstabs den russischen Feldzug mit, wo er eine unermüdliche Tätigkeit entwickelte, mit der besten Gemütsstimmung die zahllosen auf dem Rückzuge sich häufenden Drangsale ertrug, und sich alle erdenkliche Mühe gab, den Truppen ihre Lage zu erleichtern. Seine Leistungen vor
Smolensk
in der mörderischen Schlacht an der
Moskwa
brachten ihm das Kommenturkreuz erster Klasse des Militärverdienstordens, welchem auch bald darauf das Großkreuz des Zivilverdienstordens und die Erhebung in den Freiherrnstand folgten. In diesem Feldzuge wurde er von einer Kartätschenkugel getroffen, ohne jedoch wesentlich verletzt zu werden. Seine Gesundheit aber fand er von da an geschwächt und er fühlte sich zum Militärdienste nicht mehr tüchtig. Vom König zum Staatsrate und Chef des Berg-und Hüttenwesens ernannt, widmete er sich nun ausschließlich den ausgedehnten Eisenwerken des Staates bis zum Ende seines Lebens mit dem größten Eifer und mit dem schönsten Erfolge. Ein Landgut, das er sich durch eine, vom König Friedrich im Jahre 1810 erhaltene Dotation erwarb, gab ihm Gelegenheit auch hier seinen schöpferischen Geist zu entwickeln, und aus einem ganz heruntergekommenen Gute eine Musterwirtschaft für die ganze Umgegend zu bilden. In dem für die vaterländische Staatsorganisation so wichtigen Jahre 1817 wurde er von König Wilhelm zum Geheimerat und provisorischen Minister des Innern ernannt. Doch behielt er sich dabei den Rücktritt in seinen bisherigen Geschäftskreis bevor, an welchem er mit so vieler Liebe hing und in welchen ihn auch sein Geschick bald wieder führte. Er stimmte während seiner Laufbahn als Geheimerat immer für die freisinnigsten bürgerlichsten Einrichtungen, besonders in den Gemeinden, war ein Mitschöpfer des Instituts der Bürgerdeputierten und ein Beförderer der Preßfreiheit, die unter seinem Ministerium im vollsten Maße ausgeübt wurde. Seine Bestrebungen gingen auch immer dahin, den Boden von Feudallasten freizumachen, und er verfeindete sich mit dem Adel, da er nach Verwerfung des königlichen Verfassungsentwurfes, besonders von Mitgliedern des höhern Adels, in einem ministeriellen Reskripte sagte, sie wollen einen Staat im Staate bilden und nicht
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