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Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)

Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)

Titel: Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
Autoren: Linda Lael Miller
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recht … Des Öfteren hatte sie darauf verzichtet zu heiraten, aus Parable wegzuziehen und dadurch endlich ein gewisses Maß an gesellschaftlichem Ansehen genießen zu können.
    Stattdessen hatte sie durchgehalten, hier, in ihrer alten Heimatstadt. Sie war davon überzeugt gewesen, jedes Recht zu haben, hierzubleiben. Das Gleiche hatte sie für ihren Sohn in Anspruch genommen. Und zwar unabhängig davon, ob es John Carmody, seiner Braut aus der High Society von Parable oder einigen hochnäsigen Bewohnern der Stadt nun gefiel oder nicht.
    Slade hatte versucht, in Worte zu fassen, wie dankbar er für den unerschütterlichen Mut war, den sie jeden Tag aufs Neue bewiesen hatte. Dankbar für das gute Vorbild, das sie ihm gewesen war, indem sie hart gearbeitet und sich nicht hatte unterkriegen lassen. Und dankbar dafür, dass sie sich einfach dem Leben stellte und aus dem, was sie hatte, immer das Beste machte. Nur ihretwegen war er zu einem starken Menschen mit einem scharfen Verstand herangewachsen, der sich in seiner Haut wohlfühlte. Sie hatte ihm ein unerschütterliches Vertrauen in sich selbst und in sein Urteilsvermögen mitgegeben, das ihn nie verlassen hatte – auch nicht während seines Einsatzes im Irak und der schweren Zeit, als seine Ehe zerbrochen war.
    Er blieb bei der Tür stehen und drehte sich – immer noch mit dem Hut in der Hand – zu ihr um. „Jetzt kannst du dich zur Ruhe setzen. Vielleicht eine Reise machen oder etwas anderes unternehmen.“
    Callie lachte melodisch. „So weit kommt’s noch, Slade Barlow“, erwiderte sie. „Falls du glaubst, dass ich einen dicken Scheck von dir annehme und den Rest meines Lebens Pralinenesse oder mir in meinem Urlaub anderer Leute Gärten angucke, hast du dich getäuscht. Ach, ich wüsste gar nicht, was ich mit mir anfangen sollte, wenn ich meinen Salon nicht hätte. Und was würden denn meine Kunden ohne mich tun?“
    Slade schüttelte den Kopf und grinste. „Denk einfach darüber nach.“ Eine seltsame, bittersüße Traurigkeit hatte ihn erfasst. „Außerhalb dieser Stadt gibt es eine ganze Welt, Mom.“
    Callie machte eine abwehrende Handbewegung und griff wieder nach dem Besen. „Mag sein. Aber ich bleibe hier.“
    „Du bist verdammt dickköpfig. Ist dir das klar?“
    „Was glaubst du, woher du das hast?“, entgegnete sie.
    Slade hatte immer gedacht, dass er seine Sturheit – ebenso wie sein Aussehen und seine Statur – von John Carmody hatte. Jetzt allerdings erkannte er, dass diese Eigenschaft die Kehrseite der unerschütterlichen Beharrlichkeit seiner Mutter war.
    Er winkte, ging zu seinem Pick-up, stieg ein und fuhr los.
    Er hätte schon vor einer halben Stunde bei der Arbeit sein müssen.
    Mittlerweile hatten seine Deputys und Becky, die langjährige Sekretärin, vermutlich schon alles für eine Suchaktion in die Wege geleitet. Samt Leichenspürhunden und einem Plan für eine Rasterfahndung.
    Bei dieser Vorstellung musste Slade auf seiner Fahrt zurück ins Sheriffbüro breit grinsen.
    Joslyn Kirk hatte an diesem Morgen verschlafen. Als sie die Augen öffnete, brauchte sie ein paar Sekunden, bis sie wusste, wo sie war: ausgerechnet in jener Stadt, in die sie nie mehr einen Fuß hatte setzen wollen – Parable, Montana.
    Sie richtete sich in ihrem Schlafsack auf. Da sie gestern spät in der Nacht angekommen war, hatte sie sich nicht mehr die Mühe gemacht, das alte Messingbett zu beziehen. Jetzt sah sie sich um und ließ die Tapeten mit Rosenmotiven, die abgewetzten Dielen, die Zierleisten aus Holz und den schweren Kleiderschrank auf sich wirken.
    Sie befand sich im Gästehaus hinter jenem Herrenhaus, das den Großteil ihrer Kindheit ihr Zuhause gewesen war. Viele Erinnerungen holten sie ein: An einem sonnigen Morgen wie heute hätte am anderen Ende des weiten grünen Rasens jetzt ihre Mutter auf der Veranda gesessen. Sie hätte Kaffee getrunken und die Zeitung gelesen. Opal, die Haushälterin, hätte in der riesigen Küche gerade das Frühstück vorbereitet.
    Jetzt war ihre Mutter in Santa Fe, wo sie mit Ehemann Nummer drei, einem erfolgreichen Künstler, zusammenlebte. Ehemann Nummer zwei, Elliott Rossiter, war im Gefängnis an einer Embolie gestorben. Wohin es Opal verschlagen hatte, wusste der Himmel. Sie und Joslyn hatten sich tränenreich voneinander verabschiedet und sich versprochen, in Kontakt zu bleiben. Doch dann hatten sie sich vor Jahren aus den Augen verloren.
    Joslyn seufzte, strich sich die langen braunen Haare aus dem Gesicht
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