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Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)

Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)

Titel: Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
Autoren: Linda Lael Miller
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hatte sich Slade manchmal wegen des chaotischen Gebildes aus Metall und Holz geschämt. Es war so notdürftig zusammengebaut, dass nur mehr das hüfthohe Unkraut, ein paar aufgebockte Schrottautos und rostige Haushaltsgeräte auf der Veranda fehlten, um der klassischen Hinterwäldler-Behausung zu entsprechen. Callie hatte ihn gezwungen, die zweifarbigen Außenwände des Wohnwagens – jenen Teil, indem sich der Friseursalon befand – mindestens zweimal im Jahr gründlich zu reinigen. Außerdem hatte Slade den Rest regelmäßig frisch gestrichen.
    Auf dem staubigen Schild am Rand des Schotterparkplatzes waren diese Woche sogar alle Wörter richtig geschrieben: Acrylnägel: halber Preis. Zehn Prozent auf Strähnchen/Dauerwelle.
    Slade schmunzelte, als er den Motor abstellte und ausstieg.
    Der Salon öffnete erst um zehn Uhr, doch drinnen brannte bereits Licht. Höchstwahrscheinlich blubberte auch schon das Wasser in der Kaffeemaschine.
    Kaum dass Slade sich dem Wohnwagen näherte, ging die Tür auf, und Callie begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln. In der Hand hielt sie einen Besen.
    „Hey!“, rief sie.
    „Hey“, erwiderte Slade missmutig.
    Callie Barlow war eine kleine Frau mit großer Oberweite und rotbraunen Haaren, die sie mit einer gewaltigen Plastikspange hochgesteckt hatte. Sie trug türkisfarbene Jeans, rosa Westernstiefel und ein grellgelbes T-Shirt, das mit kleinen Strasssteinchen verziert war.
    „Na, das ist aber eine Überraschung.“ Sie stellte den Besen beiseite und klopfte sich die staubigen Hände ab. Ihr Gesichtsausdruck war herzlich wie immer, doch der Blick ihrer grauen Augen war erstaunt, fast schon besorgt. Sie wusste, dass Slade seinen Job ernst nahm und es ihm überhaupt nicht ähnlich sah, während seiner Dienstzeit bei ihr vorbeizuschauen. „Sorgt dein Revier jetzt schon selbstständig für Recht und Ordnung?“
    „Meine Deputys halten die Stellung“, antwortete Slade. „Ist der Kaffee schon aufgesetzt?“
    „Natürlich.“ Callie trat einen Schritt zurück, damit er hereinkommen konnte. „Das ist ungefähr das Erste, was ich jeden Morgen mache – die Kaffeemaschine einschalten.“ Nur kurz und kaum merklich runzelte sie die Stirn. Schließlich gewann aber ihre angeborene direkte Art die Oberhand. „Na, was ist schiefgelaufen?“, fragte sie.
    Slade seufzte, nahm seinen Hut ab und legte ihn auf die Thekeneben Callies Kasse. „Ich weiß nicht, ob schiefgelaufen der richtige Ausdruck ist“, meinte er. „Ich komme gerade aus Maggie Landers’ Kanzlei. Scheint so, als hätte John Carmody mich in seinem Testament bedacht.“
    Erstaunt riss Callie die Augen auf. Dann musterte sie ihn skeptisch. „Wie bitte?“ Sie räusperte sich.
    Er hakte seine Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Jeans, neigte den Kopf zur Seite und betrachtete seine Mutter prüfend. Falls Callie von der Erbschaft gewusst hatte, gelang es ihr verdammt gut, sich nichts anmerken zu lassen.
    „Die Hälfte“, fuhr er fort. „Er hat mir die Hälfte von allem vererbt, was er besessen hat.“
    Callie ließ sich auf einen der Frisierstühle fallen. Beinahe hätte sie sich den Kopf an der Plastiktrockenhaube gestoßen. Sie blinzelte ein paarmal, wobei sich in einem Augenwinkel die falschen Wimpern lösten. Sie drückte sie mit der Fingerspitze wieder fest. „Das glaube ich einfach nicht“, murmelte sie.
    Slade schob die Trockenhaube über dem Stuhl seiner Mutter hoch und setzte sich; umfasste die Hand seiner Mutter gerade lang genug, um sie kurz zu drücken.
    „Glaub es ruhig.“ Er war ziemlich ratlos, was er sagen sollte. Er liebte Callie und sie standen sich sehr nahe, doch sie hatte ihn nicht zu einem Menschen erzogen, der sofort wegen irgendwelcher Neuigkeiten nach Hause lief.
    „Wie geht es jetzt weiter?“, fragte sie leise. Ihre Unterlippe zitterte ein wenig, und in ihren Augen, die normalerweise strahlten und keck funkelten, lag ein bedrückter, fast gequälter Ausdruck.
    „Ich habe keine Ahnung“, antwortete Slade leise. „Hutch hat es – was nicht anders zu erwarten war – nicht besonders gut verkraftet. Er hat bereits angeboten, mir meinen Anteil der Ranch abzukaufen.“
    Callie schloss für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, war das alte Leuchten in ihrem Blick wieder da. Callie war zäh; hatte es immer sein müssen. Schon früh hatte sie ihreEltern verloren und später ein uneheliches Kind in einer Stadt bekommen, in der so etwas ein Problem darstellte. Sogar ein
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