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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition)
Autoren: Lisa O'Donnell
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Art, aber dann wurde es zu übel und meine Antworten haben ihr Angst gemacht, kann sein, dass ich irgendwas von Erderwärmung erzählt hab, in Verbindung mit irgendeiner schwachsinnigen Weltuntergangstheorie. Sie gibt einem halt das Gefühl, man müsste auf jede von ihren beschissenen Fragen eine Antwort wissen. Am Ende hat sie mich dann in die Ecke gedrängt, nicht mal mehr gefragt, sondern eine Antwort gefordert, also hat sie eine gekriegt.
    »Hör auf mit der Fragerei, ich hab keinen blassen Schimmer von deinen Scheißbienen«, sage ich.
    Da hat sie aufgehört, nichts mehr über die Bienen gesagt, kein einziges Wort, aber ich weiß, sie denkt noch an sie.

Nelly
    Mein Vater, dieses boshafte Ekel, hat mich nachts auf seinen Schoß gesetzt. Er liebt mich, hat er gesagt.
    Später finde ich ihn erschöpft, unbeweglich, schmutzig und zerknittert auf einem ungemachten Bett. Neben seinem Kopf liegt mein Kissen und, gütiger Himmel, Marnie hat es ihm aufs Gesicht gedrückt.
    Und tschüss, Eugene Doyle, du Armleuchter.

Marnie
    Ich liebe meine Freundinnen. Für mich ist wahr, was für sie wahr ist. Uns ist egal, was die Leute denken, wir gehen Hand in Hand, seit uns unsere Grundschullehrerin gesagt hat, dass man so am sichersten über die Straße kommt. So lange sind wir schon richtig dicke, und wir wissen alles voneinander, bis auf ein paar Sachen vielleicht, aber eigentlich erzählen wir uns alles.
    Susie wohnt bei ihrer Oma. Ihre Mum ist in der Klapse. Susie wird mal Schauspielerin, sie kann das verdammt gut. Geht zusammen mit den ganzen Spießern in die Theater- AG , nicht freiwillig natürlich, sie ist vor Weihnachten auf dem Klo beim Rauchen erwischt worden, und statt Nachsitzen haben sie ihr die Theater- AG aufgebrummt, einen Monat lang jede Woche, und jetzt spielt Susie bei der Schulaufführung mit, Oliver Twist . Sie ist Nancy, muss massenhaft Lieder singen. Kimbo und ich haben gesagt, wir helfen ihr mit den Kostümen und allem, aber nur, damit wir Susie singen hören. Es ist ein ziemlich cooles Musical.
    Miss Fraser (Möchtegernschauspielerin in Vintage-Klamotten) meint, Susie soll auf die Schauspielschule gehen. Sie hat schon mit Susies Oma darüber gesprochen, aber die will nichts davon wissen.
    »Schauspielerin, das könnte dir passen«, hat sie gesagt. »Du schneidest den Leuten die Haare. Das ist ein Beruf fürs Leben, Schätzchen.«
    »Du hast mir gar nichts zu sagen«, hat Susie gesagt.
    Dafür hat sie sich eine gefangen. »Schnauze, mein Fräulein, bei mir gibt’s keine Widerworte!«, hat ihre Oma gesagt.
    Susie war tagelang stinksauer und meinte, ihre Oma kann sie mal, nicht ihr gegenüber natürlich, bloß um uns zu zeigen, wie ernst ihr das mit der Schauspielerei ist. Sie hat sogar aufgehört zu rauchen, macht es nur noch, wenn sie betrunken ist, weil sie meint, es schadet der Stimme, aber Kaffee ja wohl auch.
    Izzy hat mal zu mir gesagt, Susies Mum ist eine Schlampe. Würde mit einem Stock ficken, der im Boden steckt. Eine Schande für Susie; ihre Mum ist in die Klapse gekommen, als Susie noch sehr klein war. Also eigentlich erinnert sie sich kaum an sie, aber sie liebt sie, als wäre sie ein Zimmer weiter. Manchmal kriegt Susie Angst, sie endet auch in der Klapse, als läge das in der Familie oder so, und dann ist sie richtig fertig deswegen, aber ihre Freunde und die Schauspiellehrerin unterstützen sie total und man merkt richtig, wie sie jeden Tag selbstbewusster wird und langsam ernsthaft darüber nachdenkt, aus Maryhill wegzugehen und von ihrer verrückten Oma, die übrigens klaut.
    Kimbo ist das totale Gegenteil von Susie. Alle haben Schiss vor ihr, weil sie manisch-depressiv ist, das ist letztes Jahr festgestellt worden. Ihre Kiffereltern waren ja erst gegen Medikamente, wenn man das glauben kann, und wollten, dass sie eine Therapie macht, damit sie ihre Emotionen in den Griff kriegt, aber als sie dann im Aufenthaltsraum in der Schule einen Stuhl aus dem Fenster geschmissen hat, musste es sein. Sie hat ziemlich zugelegt in letzter Zeit, eine fiese Nebenwirkung von den Neuroleptika, die sie nimmt, aber davon abgesehen wirken sie echt gut, bloß das eine Mal ist sie davon ausgetickt. Sie meinte, es geht ihr besser, und hat sie einfach nicht mehr genommen, aber das darf man nicht, sonst wird man psycho. Sie wurde nicht eingewiesen oder so, aber sie konnte einen Monat lang nicht aus dem Haus. Susie und ich mögen Kimbo auf Medikamenten lieber, eigentlich alle, weil, wenn sie gedopt ist, ist sie
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