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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Carlyle
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privaten Wohnzimmer; sie war noch in ihren Morgenmantel gekleidet und trug ihre Schlafhaube, die Füße hatte sie auf dem Gichtschemel ihres Mannes gelagert.
    »Kieran, mein Lieber!«, begrüßte sie den Baron und bot ihm die Wange zum Kuss. »Du wirst mir verzeihen, dass ich mich nicht erhebe.«
    »Ja, natürlich.« Rothewell nahm auf dem Stuhl Platz, auf den sie gedeutet hatte. »Wobei ich mir nicht denken kann, Pamela, dass du bereits jemanden empfangen solltest.«
    Lady Sharpe lachte leicht. »Genau deswegen bist du mein Lieblingscousin, lieber Junge!«, entgegnete sie. »Wegen deiner schonungslosen Ehrlichkeit.«
    Schonungslose Ehrlichkeit . Rothewell fragte sich, ob diese Worte dazu bestimmt waren, ihn heute zu verfolgen.
    Aber Lady Sharpes Augen funkelten. »Sag es, mein Lieber! Warum hast du mich ignoriert?«
    »Dich ignoriert?«
    »Ich habe dir doch gestern eine dringende Nachricht gesandt«, hielt sie ihm vor. »Man könnte meinen, ich wäre nach diesen paar Wochen der Einschränkung ganz und gar vergessen.«
    »Ah«, sagte er ruhig. »Aber ich bin seit gestern kaum zu Hause gewesen, Pamela.«
    »Es war in der Tat ein Schock, dich am helllichten Tag zu sehen.« Sie krauste die Nase. »Ich verabscheue die Art von Gesellschaft, in der du dich bewegst – und die Tageszeit, zu der du das tust. Aber davon wollen wir jetzt gar nicht reden. Willst du mich gar nicht beglückwünschen?«
    Rothewell beugte sich auf seinem Stuhl ein wenig vor, die Hände auf den Knien. »Doch, das will ich, und mein Dankgebet füge ich sogleich hinzu«, erwiderte er. »Es war eine verdammt gefährliche Sache für dich, das durchzustehen, Pamela.«
    Lady Sharpes fein gezeichnete Augenbrauen hoben sich. »Nun, wie seltsam, das zu sagen. Was meinst du damit?«
    Rothewell zwang sich, sich wieder entspannt zurückzulehnen. »Nichts, Pamela«, sagte er schlicht. »Ich hoffe nur, dass du es nicht noch einmal versuchen wirst.«
    »In meinem Alter?« Lady Sharpe lächelte ironisch. »Das halte ich für höchst unwahrscheinlich.«
    »Dies hat Sharpe ein Jahr seines Lebens gekostet.«
    »Das weiß ich, und das tut mir sehr leid.« Lady Sharpe spielte mit einem Band an ihrem Taschentuch. »Aber Sharpe braucht einen Erben, Kieran.«
    »Er braucht seine Frau – lebendig, vorzugsweise.«
    »Oh, das verstehst du nicht! Obwohl du es natürlich verstehen solltest – und das besser als die meisten anderen. Du weißt, was ich meine.«
    Er wusste es. Aber ein Erbe? Der Gedanke war ihm immer lächerlich vorgekommen. »Was wird letztendlich aus meinem Titel werden, Pamela?«, fragte er schließlich.
    »Was meinst du? Wenn du tot bist?« Lady Sharpe wedelte abweisend mit ihrem Taschentuch. »Einer von diesen abscheulichen Neville-Cousins in Yorkshire wird alles erben. Aber das kümmert dich ja nicht.«
    »Nicht sehr, würde ich meinen«, murmelte er.
    Lady Sharpe musterte ihn fragend. »Du solltest dich beschäftigen, Kieran.« Ihre Stimme klang untypisch scharf. »Du weißt, was ich meine.«
    Rothewell tat, als würde er sie nicht verstehen. Er legte die Hände auf die Oberschenkel, als wollte er aufstehen. »Nun, altes Mädchen, ich muss weiter. Du brauchst deine Ruhe.«
    »Unsinn!«, sagte Lady Sharpe und machte ihm ein Zeichen, sich wieder zu setzen. »Wenn jemand Ruhe braucht, Sir, dann sind Sie das. Es ist lange her, dass ich dich so abgespannt gesehen habe.« Sie wandte sich an ihre Zofe. »Anne, gehen Sie und sagen Sie Thornton, dass sie Viscount Longvale seinem Cousin vorstellen soll.«
    Das Kind? Lieber Gott, nicht das. »Wirklich, Pamela«, sagte Rothewell. »Das ist nicht nötig.«
    »O doch. Das ist es.« Ein rätselhaftes Lächeln lag um ihre Lippen. »Ich bestehe darauf.«
    Rothewell vermied es strikt, Kindern zu begegnen. Er fühlte sich dann immer, als würde eine überschwängliche Reaktion von ihm erwartet. Er war nicht überschwänglich. Er war nicht einmal besonders freundlich. Und Kinder wünschten stets, auf den Knien geschaukelt zu werden, oder sie zogen einem die Uhr aus der Westentasche.
    Aber Lord Longvale, wie sich zeigte, war fähig, nichts davon zu tun. Er war ein käsiges, weißrosa Bündel mit zwei unmöglich kleinen Fäusten und einer gespitzten Rosenknospe von einem Mund und viel zu klein, um irgendjemandem Ungemach zu bereiten. Mehr noch, dieses Kind war Pamelas Kind. Und Pamela war jemand, für den Rothewell eine seltene Zuneigung hegte. Deshalb stählte er sich, zwang sich zu einem Lächeln und beugte sich ziemlich
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