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Bewegungswissenschaft

Bewegungswissenschaft

Titel: Bewegungswissenschaft
Autoren: Rainer Wollny
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Anfertigung zahlreicher Grafiken erfahren.
    Das vorliegende Buch möchte ich dankend meiner Lebenspartnerin Brigitte Strothenke und unserer Tochter Alina widmen, die mich lange Zeit mit der Arbeit am vorliegenden Lehrbuch teilen mussten.
    Abschließend möchte ich meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass dieses Lehrbuch motivierend in das faszinierende Gebiet der Bewegungswissenschaft des Sports einführt und eventuelle Prüfungsvorbereitungen erleichtert.

Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
ATP
Adinosintriphosphat
cm
Zentimeter
EA
elektrische Aktivität
EKG
Elektrokardiogramm
EMG
Elektromyogramm
F
Kraft
H max
maximale H-Reflex-Amplitude
H-Reflex
Hoffmann-Reflex
Hz
Hertz
IEMG
integriertes EMG
Kap.
Kapitel
kg
Kilogramm
KSP
Körperschwerpunkt
Kappa
M.
Muskel
m
Meter
mA
Milliamper
M-Antwort
motorische Antwort
Mm.
Muskeln
mm
Millimeter
mmol
Millimol
ms
Millisekunden
mV
Millivolt
n
Anzahl
N.
Nerv
Nn.
Nerven
phys.
physikalisch
s
Sekunde
syn.
synonym
t
Zeit
Tab.
Tabelle
TKSP
Teilkörperschwerpunkt
Vp
Versuchsperson
μV
Mikrovolt

Lektion 1
Grundlagen aufzeigen, Beispiele sprechen lassen – Welchen Weg geht die Bewegungswissenschaft des Sports?
    Die wissenschaftliche Aufdeckung der Grundlagen der Entstehung und der Kontrolle des motorischen Verhaltens – worum handelt es sich, wenn sich Menschen bewegen – interessiert seit mehr als 2.000 Jahren unter vielschichtigen Perspektiven und wechselnden Welt-, Menschen- und Wissensbildern die Philosophie, Psychologie, Biologie, Medizin, Neurologie, Biomechanik, Informatik, Arbeitswissenschaft und nicht zuletzt die Bewegungswissenschaft. An der komplizierten Suche nach der bewegungskoordinierenden Instanz beteiligen sich neben Bewegungswissenschaftlern vor allem Biologen, Neurologen und Psychologen. In jüngster Zeit untersuchen Wissenschaftler der künstlichen Intelligenz und der Robotik die zentralnervöse Autonomie des motorischen Verhaltens. Das Hauptaugenmerk gilt der Entwicklung leistungsfähiger Steuerungsprogramme für in alltäglichen Situationen eigenständig handelnde künstliche Wesen. Die Medizin und die Arbeitswissenschaft betrachten alltags- und berufsbezogene Bewegungen in erster Linie hinsichtlich des ökonomischen und präzisen Zusammenwirkens der körperinternen motorischen Kontrollprozesse und der muskulären Ausführungsorgane. Die Biomechanik analysiert motorische Leistungen auf der Grundlage biologischer und physikalisch-mechanischer Befunde und Untersuchungsmethoden.
    Die Geschichte der Bewegungswissenschaft – von der griechischen Antike bis zum 21. Jahrhundert – lässt, wenn nicht alle historischen Wurzeln und Verzweigungen berücksichtigt werden, fünf aufeinander folgende gedankliche Hauptstränge erkennen:
die vorchristliche philosophische Perspektive , die unsichtbare symbolische Vorgänge als die Ursache der Bewegung ansieht,
die mittelalterliche anatomische Perspektive , die motorische Handlungen aus mechanistischer Sicht interpretiert,
die neuzeitliche naturwissenschaftliche Perspektive , die äußeren biomechanischen und körperinneren neurophysiologischen Verfahren der Bewegungsanalyse vertraut,
die Mitte des 20. Jahrhunderts aufstrebende B ERNSTEIN -Perspektive , die eine kybernetische und ganzheitliche Betrachtung der Bewegung und Motorik favorisiert und
die ab den 70er Jahren diskutierten Informationsverarbeitungsansätze , die von zentralnervösen Repräsentationen motorischer Fertigkeiten ausgehen.
    Die Anfänge der Erforschung willkürlicher Bewegungen finden sich nach M ECHLING (2003) in der klassischen griechischen Philosophie. Als die alleinige Bewegungsursache gilt bei P LATON (427-347 v. Chr.) die unsichtbare, nicht materiale „Individualseele“, während dem Körper – dem „Kerker der Seele“ – eine passive Rolle zukommt. Derartige idealistische, philosophisch-religiös begründete Wahrheitsansprüche über das Seele-Körper-Verhältnis halten Philosophen bis ins späte Mittelalter aufrecht.
    Erste naturwissenschaftliche Bewegungsanalysen gehen auf den bekanntesten Philosophen des Mittelalters, Thomas V ON A QUIN (1224-1274), zurück. Als die entscheidenden Antriebe für die physikalisch-mechanische Analyse der Bewegungsursachen gelten die Anatomie- und Bewegungsstudien des Universalgenies der Hochrenaissance, Leonardo D A V INCI (1452-1519: Bewegungsstudien von Tieren und Reitern, anatomische Studien der Skelettmuskulatur usw.), die biomechanischen Entdeckungen des Naturforschers Giovanni B ORELLI (1608-1679:
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