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Bettys Horrortrip

Bettys Horrortrip

Titel: Bettys Horrortrip
Autoren: Jason Dark
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Sinn. Die Toten schoben sich vor, als wollten sie die Spiegelfläche einnehmen. Als furchtbare Gestalten, düster und unheimlich waren sie aus irgendwelchen bodenlosen Tiefen in die Höhe gestiegen, alptraumhafte Wesen, Geister, wie auch immer.
    Betty hatte sie im Traum erlebt, sie manchmal sogar gespürt, wenn etwas über ihre Haut gestreift war.
    Ja, gestreift – und Spuren hinterlassend. Totengeister, die sich auf ihrer Haut verewigt hatten. Sie blutete noch nicht, sie sah nur eben diese Streifen, als wären sie mit einem Stift nachgezogen worden.
    Betty van Steen begann zu zittern. Als der Schock ein wenig abgeflaut war, wurde ihr klar, was da überhaupt mit ihr passiert war. Da hatten sich tatsächlich die Geister der Toten aus ihren Welten gelöst und waren zu ihr gekommen, um sie zu berühren, ihre Haut zu malträtieren und sich zu rächen.
    Der Gedanke daran ließ tatsächlich die Übelkeit in ihr hochsteigen, und sie beugte sich würgend über das Waschbecken.
    Ihr Körper zitterte, sie war noch blasser geworden, die Augen traten aus den Höhlen, als sie würgte, aber nur Schleim spuckte.
    Dann hustete sie in das Waschbecken hinein, bis es ihr besser ging und sie den Kopf hob, wobei sie den Rücken durchdrückte, den Mund weit öffnete und Atem holte.
    Sie tappte zur Seite und zog den Bademantel über, weil sie sich selbst nicht mehr sehen wollte. Plötzlich haßte sie ihren Körper, der aussah, als hätte er unter einer Folter gelitten.
    Betty ging noch einmal zurück und ließ das Wasser laufen. Sie spülte sich den Mund aus, schluckte auch einiges davon, dann gurgelte sie und spie das Wasser aus.
    Okay, dachte sie, ich bin hart. Ich bin ausgebildet worden, ich habe einen Job, den nur wenige Frauen kriegen. Ich habe dafür bezahlen müssen. Es sind Narben zurückgeblieben, auf der Seele zuerst, jetzt auch auf meinem Körper. Woher die seelischen Narben stammten, wußte sie genau, bei den körperlichen schwebte sie im unklaren, und gerade die Unklarheit ließ die Furcht vor ihr hochkommen.
    Sie hatte es in der Ausbildung gelernt, mit ihrer Angst umzugehen. Sie wußte, wie man sich verhielt, wenn man gefoltert werden sollte. Das alles hatte man ihr eingeschärft, sie hatte auch Kurse belegt, sie hatte immer aufgepaßt, und sie war damit bisher recht gut gefahren.
    Nun aber war sie von einer anderen Seite attackiert worden. Aus dem Unsichtbaren, dem Jenseits, wie auch immer, und das war eben für sie so schrecklich.
    Nicht nur die roten Streifen auf ihrer Haut, die sah Betty van Steen als eine Folge an.
    Doch worauf?
    Das wiederum war für sie ein Rätsel und mußte einfach mit dem Traum in einem Zusammenhang stehen, wobei sie plötzlich wieder über sich selbst lachen wollte.
    Träume sind Schäume. Sie sind keine Realität. Sie sind höchstens eine
    ›Aufarbeitung‹ des Unterbewußtseins mit der Realität. Intensiv hatte sie sich damit nicht beschäftigt. Trotz ihrer Bedrückung dachte Betty darüber nach, wie es überhaupt möglich gewesen sein konnte, daß ihr so etwas widerfahren war.
    Jemand mußte in ihrer Wohnung gewesen sein, während sie geschlafen hatte. Es gab keine andere Möglichkeit. Er war zu ihr ans Bett getreten und hatte sie mit irgendwelchen Waffen ›behandelt‹.
    »Und ich habe nichts bemerkt!« flüsterte sie. »Verdammt noch mal, ich habe nichts bemerkt! Ich war einfach in meinen verfluchten Alpträumen gefangen.«
    Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte. Es gab keine andere Möglichkeit. Traumwesen waren Gebilde, die sie sich selbst durch nicht verarbeitete Erlebnisse schuf, die dann den absoluten Kick durch die Hilfe des Unterbewußtseins bekamen.
    Die konnten es nicht getan haben. Bilder mordeten nicht. Nicht die Gegenstände oder Wesen, die sich auf den Bildern abmalten. Das kam auf keinen Fall in Frage.
    Einen Eimer, einen Lappen und eine Schaufel hatte sie aus dem schmalen Einbauschrank geholt. Den Lappen feuchtete sie an und hängte ihn über den Eimerrand. Mit diesen Gegenständen ging sie wieder zurück in den Flur.
    Vor ihr lag eine Aufgabe, die sie wirklich nicht gern tat, doch es blieb ihr keine andere Wahl. Sie mußte es einfach tun und die Reste verschwinden lassen.
    Betty hielt den Atem an, als sie näher an die Reste herantrat. Sie reagierte wie jemand, der etwas Liebes verloren hatte.
    Sie stellte den Eimer ab, bückte sich und schob die Schaufel unter die Katzenreste. Dabei schüttelte sie sich. Wer konnte nur so ein unschuldiges Tier töten? – Tränen
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