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Betoerendes Trugbild

Betoerendes Trugbild

Titel: Betoerendes Trugbild
Autoren: Natalie Rabengut
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wirkte es, als würde er hauptsächlich arbeiten, während sein jüngerer Bruder der Lebemann war. Aber wie spielte Ethan dort hinein? Woher kannten sie sich wirklich? Da ihre Geschichten sich widersprochen hatten, ging Sam davon aus, dass sie beide nicht stimmten. Scott hatte behauptet, Ethan seit der Kindheit zu kennen, während Ethan ihr erzählt hatte, sie seien früher Nachbarn gewesen. Warum sollten sie lügen, wenn sie nichts zu verbergen hatten?
    Die Holzdielen im Flur knackten leise, doch Samantha hörte es trotzdem. Sie war nicht weiter überrascht, als ihre Tür sich kurz darauf öffnete. Ihre Finger krampften sich um die Bettdecke und ganz langsam zählte sie bis zehn. Vorsichtig hob sie den Kopf und ließ ihn wieder erleichtert sinken. Ihre Befürchtung, dass Zachary voller Gier zurückgekommen war, hatte sich nicht bewahrheitet. Der breite Rücken, den sie gerade erspäht hatte, gehörte eindeutig Michael.
    „Also wirklich! Bald besorge ich mir ein Vorhängeschloss oder so etwas. Dieser Durchgangsverkehr ist ja nicht auszuhalten“, zischte sie in das Dämmerlicht. Im Garten war immer noch leise Musik und Gespräche zu hören. Sie richtete sich auf und lehnte den Oberkörper an das Kopfteil des Bettes.
    Michael straffte die Schultern und kam auf das Bett zu. Seine Augen tasteten ihren Körper ab. „Wie meinst du das?“, wollte er von ihr wissen. Er wirkte lauernd wie ein gereiztes Tier.
    „Du bist nicht der erste Besucher heute Nacht, der mich um den Schlaf bringt.“
    Seine Brauen zogen sich zusammen, dann fiel sein Blick auf die Champagnerflasche und die beiden Gläser. Er stieß ein verärgertes Knurren aus und seine Wut war fast greifbar. Erschrocken presste Sam sich gegen das Kopfteil, suchte dort Halt.
    „Was hat das zu bedeuten?“ Es war eindeutig klar, dass er die Gläser meinte.
    Sie beschloss, dass es an der Zeit war, selbst ein paar Antworten auf ihre Fragen zu verlangen. „Ich bin mit meinem Plan gut vorangekommen.“
    Er stand bereits dicht neben dem Bettrahmen und ragte wie ein Fels vor Sam auf. Sie versuchte, sich davon nicht einschüchtern zu lassen. „Das ist keine Antwort auf meine Frage.“
    Spöttisch zog Sam eine Augenbraue hoch. „Wir sollten die grundsätzlichen Regeln noch einmal durchgehen. Ich glaube nicht, dass ich dir Rechenschaft schuldig bin.“
    Mit finsterer Miene beugte er sich zu ihr und riss mit einem Ruck die Bettdecke zur Seite. Bevor sie wusste, was passiert war, hatte er ihre Handgelenke gepackt und sie zu sich gezogen. Er stand noch immer vor dem Bett, während Sam nun dicht vor ihm auf der Matratze kniete. „Ich kann Zachary an dir riechen.“
    Samanthas Herz schlug schmerzhaft gegen ihre Rippen. Sie wollte sich ihm entwinden, doch er hielt sie mühelos fest. „Lass mich los, du Grobian.“
    „Ich bin nicht grob. Beantworte meine Frage!“
    Sie stieß ein verächtliches Geräusch aus. „Wie wäre es, wenn du mir zur Abwechslung mal ein paar Fragen beantwortest?“
    Forschend sah er in ihr Gesicht. „In Ordnung, frag. Aber ich warne dich, viel Geduld habe ich nicht.“
    Sofort lagen ihr unzählige Fragen auf der Zunge, doch wenn sie ehrlich war, beschäftigte sie nur eine einzige davon so sehr, dass sie eine Antwort verzweifelt brauchte. Tief holte sie Luft. „Kann ich dir vertrauen?“
    Für einen Moment hing die Frage zwischen ihnen in der Luft und Michaels Gesichtsausdruck veränderte sich kurz, dann war er wieder vollkommen undurchdringlich. „Ja.“
    Obwohl es schwachsinnig war, ihm einfach so zu glauben, fühlte Samantha, wie eine große Last von ihr abfiel. „Was weißt du über die Machenschaften hier im Haus?“
    „Viel, aber noch längst nicht alles. Ich weiß nur, dass die Brüder viel mehr Geschäfte abwickeln und Kontakte haben, als überhaupt ersichtlich wird. Obwohl ich gründlich recherchiert habe, ist mir vieles entgangen. Es gibt Geldquellen, die ich nicht zuordnen kann, Anzeigen bei der Polizei, die einfach so unter den Tisch gefallen sind – die Liste ist endlos. Jeden Tag kommt etwas Neues dazu, der blanke Irrsinn. Und ich glaube, dass Zachary der Kopf der beiden ist.“
    Ertappt sah Sam zur Seite, seine Frage nach der Champagnerflasche fiel ihr wieder ein – und auch die Situation, in der er sie in der Bibliothek ertappt hatte.
    Ihm entging ihre Reaktion nicht und er ließ ihre Handgelenke los, nur um ihre Schultern zu packen und schüttelte sie. „Hast du mit Zachary geschlafen?“, presste er zwischen den Zähnen
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