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Betoerendes Trugbild

Betoerendes Trugbild

Titel: Betoerendes Trugbild
Autoren: Natalie Rabengut
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würde.
    Zuerst gingen sie schweigend über den Rasen, dann sagte Monica zaghaft: „Herzlichen Glückwunsch zu der Verlobung.“
    Abrupt blieb Sam stehen und legte den Kopf schräg. „Entschuldigung, das muss ein Missverständnis sein. Ich bin nicht verlobt.“ Sie lächelte höflich.
    Erschrocken öffnete Monica den Mund. „Oh, das tut mir leid. Vielleicht habe ich es auch falsch verstanden. Ich dachte, eine der anderen Frauen hätte sie als die neue Verlobte von Scott bezeichnet. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, ich bin noch neu hier und-“
    Abwehrend hob Samantha eine Hand. „Alles in Ordnung, wirklich. Ich war nur ein wenig überrumpelt. Das hat sicherlich nur jemand falsch verstanden. Auf den Schreck brauche ich jetzt aber wirklich einen Drink.“ Sie lachte und Monica stimmte mit ein, wirkte aufgrund ihres Fauxpas’ aber noch immer unsicher.
    Sam bestellte zwei Gläser Prosecco und versuchte, einen Blick in die Bibliothek zu werfen. Doch die niedrig stehende Sonne machte es unmöglich. Alles, was sie sehen konnte, war das Spiegelbild des Gartens. Sollte sie es riskieren und sich durch die Küche dorthin schleichen?
    Monica stand neben ihr, offenbar waren ihr jetzt aber die Gesprächsthemen ausgegangen oder sie traute sich nicht mehr, weiterhin mit Sam zu reden. Samantha reichte ihr ein Glas und deutete mit dem Kopf auf das Haus. „Würden Sie mich kurz entschuldigen?“
    Erleichtert nickte die andere Frau und eilte gleich darauf zurück in den Garten. Sam stellte ihr Glas unberührt auf das Tablett eines Kellners, der gerade vorbeikam und ging geradewegs in die Küche. Sie wollte gerade ihr Ohr an die Tür zur Bibliothek pressen, da kam Scott heraus gerauscht und schnappte empört nach Luft. Zachary stand mit einem extrem verärgerten Gesichtsausdruck in der Bibliothek und hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Als er Samantha erblickte, glättete seine Mimik sich und er rang sich ein Lächeln ab.
    Scott sah zwischen ihr und Zachary hin und her, dann ballten sich seine Fäuste und er rannte förmlich aus der Küche. Verblüfft sah Samantha hinter ihm her – zu gern hätte sie gewusst, was es damit auf sich hatte. Ganz offensichtlich hatten die Brüder sich gestritten.
    „Samantha, kann ich etwas für Sie tun?“ Wie ein Wolf hatte Zachary sich an sie herangepirscht und schenkte ihr nun ein charmantes Lächeln.
    „Danke, aber ich wollte nur dem Trubel dort entfliehen und mir kurz einen Kaffee machen“, erwiderte sie lässig. „Haben Sie schon etwas von der Polizei gehört?“
    „Leider nein. Machen Sie sich keine zu großen Sorgen. Carrie ist alt genug, um auf sich aufzupassen.“
    Irgendetwas an der Art, wie er das sagte, jagte einen eisigen Schauer über Samanthas Rücken. Um sich nicht zu verraten und ihrer Lüge Ausdruck zu verleihen, schaltete sie den Kaffeevollautomaten an. „Da haben Sie wohl recht. Ich würde mich nur wirklich besser fühlen, wenn wir wüssten, was los ist. Möchten Sie auch einen Kaffee?“
    „Sehr gerne. Aber lassen Sie mich das doch machen, immerhin sind Sie hier zu Gast.“
    Ihre Hände berührten sich kurz, als Zachary ihr die Tüte mit den Kaffeebohnen aus der Hand nahm. Mit einem Lächeln nickte sie, ließ die Tasse aber nicht eine einzige Sekunde aus den Augen. Nach dem positiven Drogentest von Carrie war sie noch vorsichtiger geworden.
    Er reichte ihr die Tasse, lehnte sich gegen den Küchentresen und sagte: „Ich muss zugeben, Samantha, Sie gefallen mir. Sehr sogar. Mir sind solche Veranstaltungen“, er deutete mit der Hand auf den Garten, „auch zuwider. Außerdem bin ich ebenfalls ein Koffein-Junkie.“
    „Schuldig im Sinne der Anklage.“ Sie hob ihre Tasse an und zwinkerte ihm zu. Auf keinen Fall wollte sie seine Zuneigungsbekundungen erwidern, jedenfalls nicht explizit mit Worten. Noch immer war Zachary Winters ein Buch mit sieben Siegeln und sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie er in das große Puzzle passte.
    Er stellte seine Tasse ab und trat in die Bibliothek. „Kommen Sie. Ich zeige Ihnen etwas, dass Sie bestimmt interessiert.“
    Jetzt gerade hatte sie nicht das geringste Verlangen, ihm in die einsame Bibliothek zu folgen – aber es half alles nichts. Solange sie nicht ihr Gemälde in den Fingern hielt, musste sie sich unauffällig verhalten.
    „Was denn?“, erkundigte sie sich neugierig und stellte ihre Tasse neben Zacharys. Mit Mühe konnte sie sich davon abhalten zusammenzuzucken, als er die Tür hinter ihnen schloss.
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