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BETA (German Edition)

BETA (German Edition)

Titel: BETA (German Edition)
Autoren: Rachel Cohn
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übertragen, doch natürlich ohne ihre Seele. Damit war man ihre unangenehmen moralischen Einwände losgeworden, die sie immer wieder daran hinderten, die Bestellungen aus Demesne ordnungsgemäß abzuwickeln.«
    Das Feuer knistert nur noch leise. Von den Flammen ist fast nur noch Glut geblieben. Wir müssen Holz nachlegen oder uns schlafen legen. Mir fällt auf einmal auf, dass ich M-X die wichtigste Frage noch gar nicht gestellt habe. »Wer hat mich denn gerettet und hierher gebracht? War es auch ein defekter Klon?«
    »Dreh dich mal um. Er ist ein Mensch, kein defekter Klon. Aber er wurde dazu bestimmt, die Armee der Klone anzuführen, die sich in den Rave Caves verstecken.«
    Ich sehe eine große Gestalt hinter mir, die Holz zum Feuer trägt. Über den hochaufgetürmten Holzscheiten kann ich einen blonden Haarschopf erkennen, und als der Mann näher kommt und in den Lichtschein des Feuers tritt, sehe ich auch seine türkisblauen Augen.
    Es ist der Aquino, Alexander Blackburn. Er hat mich gerettet.

Einundvierzigstes Kapitel
    D as war nicht ich«, sagt Alexander. »Du hast dich selbst gerettet.«
    Es ist Morgen. M-X scheint genug von unserer Gesellschaft zu haben und hat sich auf die andere Seite der Insel zurückgezogen, wo sie Kräuter, Insekten und Muschelschalen für ihre Heilmittel sammelt. Ich habe hier keine andere Aufgabe, als in meiner Hängematte zu schaukeln und wieder zu Kräften zu kommen. Das sei für mich jetzt das Wichtigste, sagt M-X. Klingt nach einem tollen Job, dieses süße Nichtstun auf einer tropischen Insel. Aber irgendwie ist es auch langweilig. Irgendwann, hoffentlich eher früher als später, werde ich die Hängematte verlassen und mein Leben weiterleben.
    Wenn ich nur einen blassen Schimmer hätte, wie ich das anstellen soll. Da ist die Hängematte im Augenblick doch ziemlich bequem.
    »Wie hast du mich gefunden?«, frage ich Alexander Blackburn, der offensichtlich beschlossen hat, den Vormittag ebenfalls in einer Hängematte zu verbringen.
    »Ich gehörte dem Suchtrupp an, der losgeschickt worden war, um deine Leiche zu finden. Ich bin Kampfschwimmer. Genauer gesagt, ich war es.«
    »Warum bist du es nicht mehr?«
    »Seit ich dich hierher gebracht habe, gelte ich offiziell als vermisst. Vermisst oder fahnenflüchtig. Meine Vorgesetzten beim Militär glauben, dass ich entweder beim Einsatz ums Leben gekommen bin oder dass ich mich unerlaubt vom Dienst entfernt habe, wofür ich vors Kriegsgericht gestellt werden kann, wenn sie mich fassen.«
    »M-X sagt, dass du der Anführer der Armee der defekten Klone bist. Dann gibt es diese Armee wirklich?«
    »Es gibt sie wirklich. Deshalb bin ich überhaupt zum Militär gegangen.«
    »Dann bist du ein Verräter?«
    »Das ist alles eine Frage der Sichtweise. Wo ich herkomme, sind wir alle Öko-Krieger. Zum Militär zu gehen schien mir die beste Strategie zu sein, um Demesne von innen heraus zu zerstören.« Mein Magen knurrt in diesem Moment so laut, dass er fragt: »Bist du hungrig?«
    »Ich glaube, ich bin jetzt immer hungrig«, sage ich. Seit es für mich keinen Grund mehr gibt, meine Freude am Essen zu verleugnen, habe ich das Gefühl, immer noch hungriger und hungriger zu werden. Er lacht. »Was ist daran so lustig?«, frage ich.
    »Du bist wie Zhara. Sie hat auch wahnsinnig gern gefuttert!«
    Sein Kommentar ärgert mich. »Mein Appetit gehört mir. Ich esse gern, weil Essen so gut schmecken kann, vor allem Schokolade. Nicht wegen meiner First.«
    »Ich merk schon, dass es deine Sache ist«, antwortet der Aquino. »Zhara mochte nämlich Schokolade überhaupt nicht.«
    »Was? Das ist ja kaum zu glauben!«, rufe ich empört und stelle erschrocken fest, dass ich mich wie Mutter anhöre.
    Der Aquino setzt sich in seiner Hängematte auf. »Dann lass uns was zum Mittagessen auftreiben. Schokolade gibt es in dieser Gegend hier nicht, aber wir finden schon was, das dir schmeckt.«
    »Und was kriegen wir hier bitte schön, Alexander Blackburn?«
    »Wir jagen oder fischen uns was, ganz einfach. Und bitte hör auf, mich immer bei meinem Vor- und Nachnamen zu nennen.«
    »Wie soll ich dich denn nennen? Aquino?«
    Er grinst. »Zhara nannte mich immer Xander.«
    »Dann werde ich Alex zu dir sagen.« Ich klettere aus der Hängematte. »Lass uns was zum Mittagessen fischen, Alex. Ich würde gern etwas ans Wasser gehen.«
    Wir bahnen uns durch den Dschungel den Weg zum Strand. Unterwegs erzählt Alex mir, wie es kam, dass er als Aquino zum Militär ging, um
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