Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bernie allein unterwegs

Bernie allein unterwegs

Titel: Bernie allein unterwegs
Autoren: Sabine Thiesler
Vom Netzwerk:
schwer zu verstehen. »Ich glaube, er ist ein richtiger Seehund«, fügte er noch hinzu, und jetzt musste ich grinsen und schickte in Gedanken einen Gruß an Robbie Williams.
    »Ole ist draußen und holt die Tiere. Wird höchste Zeit. Heute Nacht erwarten wir eine heftige Sturmflut mit Land unter.«
    Land unter? Worunter? Unter Wasser? Das hörte sich ja fürchterlich an.
    Der lange Hein setzte sich, und Minna schenkte ihm einen Kaffee ein.
    Ich knurrte, um auf mich aufmerksam zu machen.
    Ich glaube, diese Minna war eine der intelligentesten Personen unter der Sonne, denn sie kapierte sofort.
    »Hat Bobby Hunger?«
    Bevor der lange Hein antworten konnte, bellte ich begeistert.

    In diesem Moment wurde die Küchentür von einer feuchten kleinen Schnauze aufgedrückt, und herein spazierte ein völlig zerzauster und verfilzter Hund, der eine bräunliche Farbe hatte. Ich war sicher, dass er nach einem Bad in der Nordsee bestimmt wieder weiß werden würde. Als er mich sah, blieb er überrascht stehen und kräuselte die Nase, was so viel hieß wie: Was willst denn du hier in meiner Küche, du Torfkopp?
    »Hei!«, sagte ich so freundlich wie möglich, und das besänftigte ihn.
    »Hei!«, knurrte er ebenfalls.
    »Düwel noch eins!«, sagte der lange Hein und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Der Bobby hat heute überhaupt noch nichts gefressen! Ich wollte ja zum Abendessen Makrelen braten, aber bei dem Schietwetter rutscht dir ja jede Pfanne vom Herd!«
    »Na, dann werd ich den beiden mal was geben.«
    Ich traute meinen Augen nicht: Minna ging tatsächlich zur Speisekammer (die Küche hatte wirklich eine Speisekammer!) und holte Hundefutter heraus. Der andere Hund saß ganz brav neben seinem Fressnapf und wartete, und ich setzte mich genauso brav daneben.
    Minna vermischte das Hundefutter mit Wasser und Nudeln, was bestimmt nur zwei Minuten dauerte, aber für mich waren es gefühlte zwei Stunden.
    Und endlich war es so weit: Ich bekam in einem alten Topf etwas zu fressen! Und dann dauerte es ungefähr drei Minuten, bis ich alles verschlungen hatte. Für mich waren es allerdings nur gefühlte drei Sekunden.

    Offensichtlich war der andere Hund auch erleichtert, dass er seine normale Ration nicht teilen musste. Nachdem wir alles aufgefressen hatten, zogen wir uns aufs Sofa im Wohnzimmer zurück.
    »Wer bist du eigentlich?«, fragte er mich.
    »Ich bin Bernhard von Lüttelbüttel, aber der lange Hein nennt mich Bobby. Ich bin auf der Wanderschaft und suche meinen Vater in Bayern, und da hab ich durch Zufall den langen Hein kennengelernt und bin mit ihm mitgefahren.«
    »Hm«, meinte der andere Hund und dachte nach. Dann sagte er: »Bayern liegt irgendwo im Süden am Ufer der Südsee, glaube ich. Ziemlich weit weg, denn wir sind hier im Norden.«
    »Ich weiß. Ich dachte ja auch, der lange Hein fährt mit seinem Boot in die Südsee, und das ist dann ein bisschen näher an Bayern dran.«
    Der andere Hund lachte so fürchterlich, dass er immer wieder niesen musste, was mich ziemlich ärgerte.
    »Der lange Hein fährt niemals in die Südsee! Der fährt immer nur zwischen Husum und Helgoland hin und her. Wenn du mit ihm mitfährst, kannst du alt und grau werden, aber nach Bayern kommst du nie. Wer hat dir den diesen Bären aufgebunden? «
    Ich sagte nichts, stattdessen wechselte ich das Thema, weil mir das Ganze doch ein bisschen peinlich war. »Und wie heißt du?«
    »Struppi.«
    Jetzt musste ich so fürchterlich lachen, dass mir die Tränen aus den Augen liefen. Was war das denn für ein bescheuerter Name? Natürlich sah Struppi aus wie ein Struppi, er sah aus
wie ein Hund, der von einem Nilpferd dreimal durchgekaut und wieder ausgespuckt worden war, aber das war ja nicht so wichtig, deshalb durfte man ihn doch nicht so nennen! Das war ja so, als wenn Paule mich Triefauge oder Krummbein genannt hätte. Nein, das ging gar nicht, und darum tat mir Struppi irgendwie leid.
    Plötzlich gab es einen unglaublichen Lärm: ein Stampfen, Scharren und Schnauben, ein Grunzen, Muhen und Blöken – ein Konzert, das sogar noch den Sturm vor dem Haus übertönte.
    Bevor ich Struppi fragen konnte, was das zu bedeuten hatte, sprang die Haustür auf, und ein großer Mann kam herein, gefolgt von zwei Kühen, drei Schafen, zwei Ziegen und fünf oder sechs Hühnern. Ich traute meinen Augen nicht: Was sollte das denn? Hatten die denn keinen Stall?
    »Was ist denn hier bei euch los?«, fragte ich Struppi fassungslos. »Spielt ihr hier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher