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Berliner Aufklaerung - Roman

Berliner Aufklaerung - Roman

Titel: Berliner Aufklaerung - Roman
Autoren: Thea Dorn
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gewehrt. Alles blieb still. Und nur ganz wenig Blut. Nur ganz wenig. Ganz – « Peers Worte gingen in Stöhnen über. Seine Stimme klang heiser. »Was willst du von mir? Was willst du?« Den aufgehängten Körper durchliefen kurze Schauer.
    Auf der Glatze des Ledermannes glitzerten feine Schweißperlen. Der Mund unter dem blonden Schnäuzer verzog sich zu einem Grinsen. »Ich gestatte mir eine Sentimentalität.«
    Mit großer Ruhe bewegte sich die schwarze Hand, die das Lederband hielt, nach hinten. Und während der rote Kranz unter der Lederschlaufe rasch hervorblühte, und die ersten dunklen Tropfen herabfielen, schoß es aus Peer kraftvoll weiß hervor.

EPILOG

FAHREN, FAHREN, FAHREN
    Es war wieder Sonntag. Unter einer strahlenden Sonne meldete das Radio freie Fahrt auf der »A zwei«. Anja hatte die blauen Schilder mit der Aufschrift »Wannsee« schon lange hinter sich gelassen und Westkurs eingeschlagen.
    Es hatte sich herausgestellt, daß Hektors Verletzungen weniger schlimm gewesen waren, als sie zunächst ausgesehen hatten. Nach nur fünf Tagen Reparaturaufenthalt in seiner Werkstatt strahlte er in altem Glanz.
    Anja betrachtete im Rückspiegel ihren Igelkopf. Seit letztem Sonntag waren ihre Haare immerhin um fünf Millimeter gewachsen. Das hieß, daß sie in den drei Wochen Urlaub, die sie sich erlaubt hatte, um weitere fünfzehn Millimeter wachsen könnten. Alles in allem machte das also zwei Zentimeter lange Haare, wenn sie dann Ende November den Betrieb in ihrer Praxis wieder aufnehmen würde. Vielleicht ließ sich damit eine Frisur stylen, die auch vor Frau Kloppenbrinks strengem Urteil Gnade finden würde. Vorgestern hatte Anja in ihrem Büropostkasten einen Brief ihrer alten Kundin vorgefunden, in dem diese ihr mitteilte, daß sie baldestmöglich »unter geänderten Lebensumständen« die Gespräche mit ihr wieder aufnehmen wollte. Anja drehte das Radio lauter.
    On the first part of the journey
    I was looking at all the life
    There were plants and birds and rocks and things

    There was sand and hills and rings …
    Manfred Stammheimer hatte Anja gleich am Montag angerufen, um ihr mitzuteilen, daß es für die Rückzahlung von Kautionen bei Selbstmord doch rechtliche Möglichkeiten gäbe. Im Gegenzug hatte sie dem Juristen einen versiegelten Umschlag zur Verwahrung gegeben. Er enthielt ein kleines Tonband, das in dem verpinkelten Klo einer Berliner Schwulenbar aufgenommen worden war. Außerdem hatte Stammheimer Anja verraten, daß Willi Maier-Abendroth wegen vorsätzlicher Körperverletzung Anklage gegen eine gewisse Anna Sommer, beziehungsweise unbekannt, erhoben hatte.
    After two days in the desert sun
    My skin began to turn red
    After three days in the desert fun
    I was looking at a river bed …
    Anja wußte nicht, was aus Peer geworden war, aber die »Zuwendung« von fünfzigtausend Mark war auf Hektors Konto pünktlich zu ihrem Reiseantritt am Freitagmorgen eingegangen. Ulf hatte sie seit letztem Sonntag nicht mehr gesehen.
    After nine days I let the horse run free
    ’Cause the desert had turned to sea
    There were plants and birds and rocks and things
    There was sand and hills and rings …
    Vor Anja und Hektor lagen viele tausend Kilometer Autobahn. Sie wußten noch nicht, wohin die Reise gehen würde, vielleicht nach Frankreich, vielleicht nach Spanien, auf jeden Fall in den Süden. Anja lehnte sich in dem breiten Ledersitz zurück, nachdem sie Hektors Tempomat bei einhundertfünfzig Stundenkilometern eingestellt hatte.

    You see l’ve been through the desert on a horse with no name
    It felt good to be out of the rain
    In the desert you can remember your name
    ’Cause there ain’t no one for to give you no pain
    Hektors nachtblauer Lack blitzte auf, getroffen von den letzten Strahlen einer kaltglühenden Herbstsonne, die hinter den unendlichen Weiten der Magdeburger Börde versank.

DANKSAGUNG
    Mit seiner kritischen Zuneigung hat Martin Bauer nicht nur die Entstehung dieses Buches vorangetrieben. Dafür möchte ich ihm herzlich danken.
    Stets hilfsbereite und einfallsreiche Mittäter bei der Berliner Aufklärung waren Michaela Adelberger, Torsten Bill, Günther Bremer (Mercedes-Benz Niederlassung Berlin), Kerstin Egert, René Kohl, Claudia Lembach, Thorsten Reinke, Michael R. Richter, Dirk Schümer, David Weber, Jan Werner und Matthias Zollweg. Dank ihnen allen.

2. Auflage
Der Goldmann Verlag ist ein Unternehmen
der Verlagsgruppe Random House GmbH.
     
    Taschenbuchausgabe September
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