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Berlin Gothic: Thriller

Berlin Gothic: Thriller

Titel: Berlin Gothic: Thriller
Autoren: Jonas Winner
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Notarzt.“
    Die Lichtkegel der Fahrzeuge überkreuzen sich, schwenken noch einmal auseinander und kommen dann zum Stehen - gebündelt auf einen Punkt. Butz sieht eine Fahrertür aufspringen, eine schwarze Silhouette aussteigen und ein paar Schritte in die Richtung gehen, in die die Scheinwerfer zielen.
    Er stolpert weiter.
    Ein Donnerknall zerreißt die Luft. Butz zuckt zusammen, rutscht in dem Schlammstrom aus, der die Piste herunterrauscht, fängt sich. Der Kollege vor ihm ist bereits zehn Meter weiter. Erst als Butz die Fahrzeuge auf dem Grund der Grube passiert, holt er ihn wieder ein - die Schuhe schlammverkrustet, die Hosen klatschnass. Er läuft an den Autos vorbei zu den Männern, die sich um den Kreuzpunkt der Lichtkegel versammelt haben.
     
    Ihr Gesicht ist von den auf sie gerichteten Scheinwerfern fast weiß. Ihre Haare hängen in schweren Strähnen über die Stirn. Sie trägt ein enges T-Shirt, darüber eine glänzende Jacke. Jeans. Flip Flops. Ihr Körper liegt halb aufgerichtet an der Sandböschung, die hier aus der Baugrube wieder herausführt.
    Butz geht zwischen den Kollegen hindurch und kniet sich in den Sand neben die Frau. Als er seine Hände auf dem Boden abstützt, versinken sie bis zu den Knöcheln im Schlamm.
    „Ich hab sie jetzt erstmal so liegen lassen und nichts weiter verändert!“ Neben ihn hat sich der Notarzt gehockt und brüllt Butz durch den Regen ins Ohr.
    Die Augen der Frau sind direkt auf Butz gerichtet und scheinen in dem Wasser, das über ihr Gesicht rinnt, zu schwimmen. Mit der Spitze seines rechten Zeigefingers hebt er einen Zipfel ihrer Jacke. Das T-Shirt darunter glänzt schwarz und wirkt als ob ein Tintenfass darüber ausgeschüttet worden wäre. Ein korkengroßer Flecken auf der Höhe ihres Bauchnabels zieht Butz‘ Blick an. Der Stoff des T-Shirts ist dort ausgerissen.
    Butz kneift die Augen zusammen. Für einen Augenblick muss er würgen. Er hat direkt in die Wunde gestarrt! Benommen sieht er zum Notarzt.
    „Das liegt da noch.“ Unbeholfen zeigt der Mann auf ein Gerät, das zwei Schritte neben der Frau im Sand steckt.
    Ein Akkubohrer.
    „Ist ihr wohl in den Bauch gerammt worden.“
    Butz nickt, verlagert sein Gewicht nach vorn, betrachtet für einen Moment ihr Gesicht.
    Das Rauschen des Regens scheint ein wenig von ihm abzurücken. Entfernt ist der Motor eines sich nähernden Wagens zu hören.
    Butz‘ Herz setzt aus.
    Ihre Lippen!
    Sein Blick springt zurück zu ihren Augen.
    Der Notarzt drängt sich hektisch an Butz vorbei. Mit einer winzigen Taschenlampe strahlt er direkt in die Pupillen der Frau. Durch den Regen hindurch kann Butz sehen, wie sie reagieren.
    „Sie lebt!“
    Die Männer hinter Butz reißen die Arme empor, winken dem herannahenden Fahrzeug. Das schwarze Blaulicht auf dem Dach des Wagens blitzt auf, beginnt sich zu drehen - die Sirene zieht an.
    Und während alles um ihn herum in Bewegung gerät, kniet Butz im Schlamm bei der Frau - ihre eiskalte Hand in seiner.
     
     
     
     


     
    Es reißt sie aus dem Sitz. Sie hat die kleine Leica in der Hand, löst aus, während sie nach oben schnellt. Schräg über ihr kann sie Lubajews massigen Rücken gegen die Seile federn sehen. Für einen Augenblick glaubt sie, sein Gewicht würde die Taue zerreißen, dann wird sein Körper zurück in den Ring geschleudert. Sie sieht Frederiks Gesicht über der Schulter des Russen aufblitzen. Seine Augen sind beinahe geschlossen, die Lippen stülpen sich über den Mundschutz. Sein Kopf neigt sich, sie kann die Kopfhaut durch das schweißnasse Haar sehen - dann dehnt sich sein Körper, der linke Arm streckt sich - im gleichen Moment, in dem Lubajew nach vorn fliegt. Es knirscht, sie presst die Kamera vor die Brust, löst aus. Der Kopf des Russen schlenkert. Er hat ihr den Rücken zugewandt, sie sieht seinen Unterkiefer nach vorn rutschen. Etwas trifft sie im Auge. Sie hebt mit der Rechten die Leica, löst aus, wischt mit der Linken übers Auge. Schräg darüber trifft Frederiks Rechte den Kopf des Gegners zum zweiten Mal.
    Claires Blick fällt auf ihre Hand. Sie ist voller Blut. Sie sieht eine feine Spur Spritzer auf ihrer Bluse. Über ihr röhrt der Russe. Sie macht einen Schritt zur Seite, hört hinter sich die Rufe der Zuschauer, denen sie - weil sie steht - die Sicht nimmt. Claire achtet nicht darauf. Die Fotos sind sensationell. Instinktiv wählt sie eine größere Blende, um alles außer den beiden Boxern in der Unschärfe versinken zu lassen. Frederik gleicht
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