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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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gewählt.
    Das war kein Zufall …
    Und immer wieder die ersten Takte des Flohwalzers. Laut, nervend, unaufhörlich prügelten sie auf Krüger ein, während die feuchte, heiße Luft unter dem Türspalt hindurch die sechzig Quadratmeter immer weiter aufheizte. Bis es schließlich so unerträglich heiß geworden war, dass Krüger sich vollständig ausgezogen hatte.
    Langsam gestand er sich ein, dass er nicht mehr Herr der Lage war und selbst nach Stunden des Psychoterrors noch keine einzige zündende Idee gehabt hatte, wie er das Blatt zu seinen Gunsten hätte wenden können. Ein weiteres, ungezähltes Mal fiel sein Blick auf die Gegenstände, die sein Gegner ihm in der Wohnung zurückgelassen hatte. Drei Flaschen Insektengift und ein Stück Seife.
    Was willst du mir damit sagen?, überlegte er verzweifelt, während sein Schweiß unaufhörlich auf den Boden tropfte und der Flohwalzer immer weiter seine schwindenden Nerven reizte. Bin ich vielleicht das Ungeziefer?, überlegte er schließlich. Verdammt, das konnte der Fremde doch nicht ernsthaft meinen. Sollte Krüger sich etwa mit dem Spray vergiften? Entschlossen ballte er seine Hände zu Fäusten.
    „So einfach mach ich 's dir nicht!“, schrie er mit der ganzen Wut, die fünf Stunden Flohwalzer und zwei Stunden unerträglicher Hitze in ihm aufgebaut hatten.
    Entschlossen sammelte er seine letzten Kräfte, sprang auf, lief zügig zur Wohnungstür und griff ein weiteres Mal nach dem Türknauf. Jetzt war der Stromschlag besonders schmerzhaft, da der Schweiß unaufhörlich aus Krügers Poren drang und einen feuchten Film auf dessen Haut bildete.
    „Ist es das, was du willst?“, brüllte er durch die Wohnungstür, während er mit seinen Fäusten wütend dagegen schlug. „Bin ich ein mieses Insekt!? Ist das Gift für mich!? Geht es darum!?“ Als er keine Reaktion vernahm, sank Krüger schließlich verzweifelt auf den Boden, dessen Belag nur noch aus den Resten einer Trittschalldämmung bestand, auf der noch kurz zuvor Parkett gelegen hatte. Es dauerte einige Augenblicke, bis er bemerkte, dass etwas geschehen war.
    Der Flohwalzer, dachte er erschöpft. Er hat aufgehört.
    Dann bemerkte er, dass auch der heiße Luftstrom, der erbarmungslos unter der Türschwelle hindurch gegen seinen Kopf geblasen hatte, abgebrochen war.
    Krüger richtete sich mit dem Mut der Verzweiflung noch einmal auf, lehnte seinen Kopf gegen die Tür und versuchte erneut durch den Spion zu sehen, der von außen verdeckt war.
    „Ist das die Antwort? War das Gift für mich?“, fragte er mutlos durch die Tür. Die Reaktion des Fremden ließ Krüger das Blut in den Adern gefrieren:
    „Nein, nicht für dich. Das Gift ist für die hier.“
    Und noch ehe sich Krüger versah, leitete der Unbekannte durch den Briefschlitz Wespen in die Wohnung. Hunderte, vielleicht Tausende.
    „Viel Spaß!“, lachte er seinem Opfer von außen entgegen, und während immer mehr Wespen in die Wohnung drangen, setzte auch der Flohwalzer wieder ein. Lauter und schneller als zuvor. In verzweifelter Panik rannte Krüger zurück in das verdunkelte Wohnzimmer. Hinter geschlossenen Türen verbergen konnte er sich nicht, denn Türen waren in der Wohnung nicht mehr vorhanden. Ohne zu überlegen, griff er die erste Flasche Insektengift und sprühte es auf die unzähligen Wespen, die wie verrückt um ihn herumschwirrten und ihn in ihrer Aufregung immer wieder stachen.
    Wo hat er so viele von diesen Scheißviechern her? überlegte Krüger verzweifelt, während sein nackter Körper den Insekten wieder und wieder als breite Angriffsfläche für ihre Stiche diente.
    Die ersten Tiere gingen vom Gift benebelt zu Boden, doch gegen die übermächtige Masse von Wespen konnte auch der gesamte Inhalt der zweiten und dritten Flasche nichts ausrichten. Als Krüger schließlich, von unzähligen Wunden übersät, dehydriert und mit den Nerven vollkommen am Ende in die Hocke sank, wurde ihm etwas bewusst:
    Die ganze verdammte Bude ist voll mit Gift!
    Er hustete, rang um Luft, warf sich zu Boden, fiel dabei auf Wespen, die wiederum zustachen, und als er bereits glaubte, mit seinem Leben abschließen zu müssen, fiel sein Blick auf das Letzte, was ihm noch geblieben war.
    Die Seife.
    Augenblicklich raste ein Gedanke durch seinen Kopf, ließ ihn nicht mehr los. Er ergriff die Seife, schleppte sich ins Bad und prüfte ein weiteres Mal das kleine Fenster. Er hatte es längst geöffnet, in der Hoffnung, es könne die Hitze in der Wohnung senken. Da es
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