Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
sich einem neuen Hügel näherte, trödelte George am hinteren Ende der Gruppe herum und dachte über die Route nach, die ihr Lehrer ausgesucht hatte. Bei einer oder zwei Gelegenheiten wagte er gar anzuregen, möglicherweise eine andere Route in Erwägung zu ziehen, doch Mr Deacon ignorierte seine Vorschläge und wies darauf hin, dass er bereits seit achtzehn Jahren Bergtouren in Schottland unternahm und Mallory vielleicht über den Wert der Erfahrung nachdenken sollte. George ließ sich zurückfallen und folgte seinem Lehrer auf den ausgetretenen Pfaden.
    Beim Abendessen, als George zum ersten Mal Ingwerbier und Lachs kostete, verwandte Mr Deacon beträchtliche Zeit darauf, seine Pläne für den folgenden Tag darzulegen.
    »Morgen«, verkündete er, »werden wir unserer größten Bewährungsprobe gegenüberstehen, aber nach zehn Tagen in den Bergen bin ich guter Dinge, dass ihr mehr als bereit für diese Herausforderung seid.« Ein Dutzend erwartungsvoller, junger Gesichter starrten zu Mr Deacon hoch, ehe er fortfuhr: »Wir werden versuchen, Schottlands höchsten Berg zu erklimmen.«
    »Ben Nevis«, sagte George. »Eintausenddreihundertvierundvierzig Meter«, fügte er hinzu, obwohl er den Berg noch nie gesehen hatte.
    »Mallory hat recht«, sagte Mr Deacon, augenscheinlich verärgert über die Unterbrechung. »Sobald wir die Spitze erreicht haben – wir Bergsteiger nennen es den Gipfel –, werden wir unser Lunch einnehmen, während ihr einen der schönsten Ausblicke genießen könnt, den die Britischen Inseln zu bieten haben. Da wir vor Sonnenuntergang wieder im Lager sein müssen und da bei einer Besteigung der Abstieg stets der schwierigere Teil ist, wird sich jeder um sieben Uhr zum Frühstück melden, damit wir um Punkt acht Uhr aufbrechen können.«
    Guy versprach, George am folgenden Morgen um sechs Uhr zu wecken, da sein Freund oftmals verschlief und dann das Frühstück verpasste, was Mr Deacon nicht davon abhielt, sich an seinen Zeitplan zu halten, der einer militärischen Operation alle Ehre machte. George war indes so aufgeregt bei dem Gedanken, Schottlands höchsten Berg zu besteigen, dass er es war, der am nächsten Morgen Guy weckte. Er war einer der Ersten, die Mr Deacon beim Frühstück Gesellschaft leisteten, und wartete ungeduldig vor seinem Zelt, lange bevor der Trupp fertig zum Aufbruch war.
    Mr Deacon sah auf die Uhr. Eine Minute vor acht schlug er mit strammem Schritt den Weg ein, der sie zum Fuß des Berges führen sollte.
    »Pfeifübung!«, rief er, nachdem sie etwa eine Meile gelaufen waren. Alle Jungen, bis auf einen, holten ihre Pfeifen heraus und bliesen beherzt das Signal, das anzeigen würde, dass sie in Gefahr waren und Hilfe brauchten. Mr Deacon konnte ein dünnlippiges Lächeln nicht verbergen, als er feststellte, welcher seiner Schützlinge seinen Befehl nicht befolgt hatte. »Darf ich annehmen, Mallory, dass du deine Pfeife vergessen hast?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete George, verdrossen, weil er sich Mr Deacon gegenüber die Blöße gegeben hatte.
    »Dann wirst du auf der Stelle ins Lager zurückkehren, sie holen und versuchen, uns einzuholen, ehe wir uns an den Aufstieg machen.«
    George verlor keine Zeit mit Protestieren. Er machte kehrt und rannte los, ließ sich, sobald er im Lager war, auf die Knie fallen und kroch in sein Zelt, wo er die Pfeife oben auf seinem Schlafsack entdeckte. Er fluchte, schnappte sie sich und machte sich auf den Rückweg, in der Hoffnung, seine Kameraden zu erreichen, ehe sie mit dem Aufstieg begannen. Doch als er den Fuß des Berges erreichte, hatte der kleine Lindwurm aus Bergsteigern bereits mit dem Aufstieg begonnen. Guy Bullock, der als Schlusslicht fungierte, blickte ständig zurück, in der Hoffnung, seinen Freund zu entdecken. Erleichtert sah er George auf sie zurennen und winkte hektisch. George winkte zurück, während die Gruppe langsam ihren Weg den Berg hinauf fortsetzte.
    »Bleibt auf dem Pfad!«, waren die letzten Worte, die er Mr Deacon sagen hörte, bevor sie um die erste Kurve verschwanden.
    Sobald sie außer Sicht waren, blieb George stehen. Er starrte hinauf zu dem Berg, den das dunstige Sonnenlicht in einen warmen Schleier zu hüllen schien. Die hell erleuchteten Felsen und schattigen Schluchten boten Hunderte verschiedener Wege zum Gipfel, von denen alle bis auf einen von Mr Deacon und seiner getreuen Truppe ignoriert wurden, da sie sich unerschütterlich an die vom Reiseführer empfohlene Route hielten.
    Georges
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher