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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar
Autoren: Eoin Colfer
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so, wie man sich Afrikaner vorstellt. Nicht wie in Zulu oder den Tarzan -Filmen. Sie wirkten eher wie Araber oder Italiener. Außerdem schienen sie alle zu einer Familie zu gehören und unterhielten sich schreiend über die ganze Länge des Flugzeuges hinweg. Eine gesellige lächelnde Sippe.
    Das Flugzeug ging in den Sinkflug. Der Pilot erwies sich als Luftikus. Bis die Reifen des Flugzeugs die Rollbahn berührten, hatte er mit Ausnahme eines Loopings jedes mögliche Flugmanöver vorgeführt. Die Maschine hüpfte immer nur mit einem Rad auf dem Boden über die Landebahn und kam dann bebend zum Stehen.
    Die tunesischen Passagiere applaudierten spontan und zündeten sich zur Feier der geglückten Landung Zigaretten an. Mit vielen Umarmungen und Schulterklopfen kletterten sie aus ihren Sitzen und leerten die Gepäckablage über ihren Köpfen. Es war unglaublich, wie viel man in so wenig Raum hineinstopfen konnte: Decken und Fahrräder. Stühle und Lampen. Satellitenschüsseln und Buggys. Und Benny hätte schwören können, dass in einem Sack etwas zappelte, als er an ihm vorbeigetragen wurde. Aber er beschloss, es zu ignorieren.
    Die Shaws rochen Tunesien, bevor sie es sahen. Als die Türen endlich aufklappten, strömte die Außenluft herein. Sie war schwer und süß mit einer Spur von Gewürzen und Schweiß. Sie machte schläfrig, aber reizte auch die Sinne, als ob die Kultur des Landes in seine Luft hineingewoben wäre. Die Tunesier stiegen übereinander, um zur Tür hinauszukommen. Die Shaws dagegen verharrten nervös auf ihren Plätzen. Schlagartig kam ihnen die ganze Ungeheuerlichkeit ihres Umzugs ins Bewusstsein.
    Dad brach den Bann. »Los, Leute«, sagte er und griff nach den Taschen. »Bewegt euch. Ein Wagen erwartet uns.«
    Zwei Stunden später, als die letzten Sonnenstrahlen von dem Einweg-Sicherheitsglas reflektiert wurden, wartete der Wagen immer noch. Das Gepäck der Shaws war beim Umsteigen in Heathrow hängen geblieben. Benny starrte auf das Gepäckband. Er war überzeugt, dass die Tasche mit seinen Sachen durch die Klappe kommen würde, wenn er nur fest genug hinschaute. In Wirklichkeit aber lenkte er sich von seiner Umgebung ab. Es war ihm einfach alles zu viel. Die Hitze legte sich um ihn wie eine elektrische Heizdecke und raubte ihm sein natürliches Selbstbewusstsein. Seine Kleider klebten feucht an seinem Körper.
    Pat Shaw war in eine zermürbende Diskussion mit einem Zollbeamten und dem Fahrer von EuroGas verwickelt. Der eine sprach überwiegend französisch, der andere nur arabisch und Dad konnte nur Englisch mit Wexford-Akzent. Es war ein linguistischer Albtraum.
    »Kein Gepäck«, sagte Pat. »Gepäck weg.«
    »Pas de baggage« , erklärte der Fahrer dem Zollbeamten.
    »Ja!«, bekräftigte Dad begeistert. Ein Durchbruch. »Paddys Bagage. Genau.«
    Benny sah sich um und betrachtete die Menschen. Sie sahen nicht aus wie Iren. Aber Benny war nicht blöd, er erwartete nicht, dass einheimische Tunesier aussahen wie Iren. Was er jedoch erwartete waren dunkelhäutige Menschen mit irischer Persönlichkeit. Und da wurde er enttäuscht. Die Tunesier hatten keine Lust, Bennys Vorstellungen zu entsprechen. Sie bestanden dickköpfig darauf, sie selbst zu sein. Man konnte sie nicht einmal in verschiedene Kategorien einteilen.
    Nacheinander hatten muslimische und europäische Eindringlinge das Land überschwemmt. Ihre Gene hatten sich mit den tiefschwarzen Genen aus den Ländern südlich der Sahara gemischt und machten jede Vorhersage über das Aussehen der Menschen unmöglich. Es war, als sei jede Rasse der Welt hier vertreten. Man begegnet einem schwarzen jungen Mann, der wie ein Rapper gekleidet ist, dann will einem ein bleichgesichtiger kleiner Junge Blumen verkaufen.
    Dad gab es schließlich auf, mit dem Zollbeamten zu streiten. Er kam, wütend auf den Fußboden einredend, zu seiner Familie zurück. Er schäumte. Benny hatte ihn erst einmal so erlebt: Damals ging es um irgendeine Verwechslung von Zeugnissen und gefälschte Unterschriften. Mam nahm ihn am Arm und das beruhigte ihn wie immer.
    »Also, so sieht es aus«, sagte Dad und seine Stimme hob sich über den allgemeinen Lärm. »Wir fahren jetzt los nach Sfax, und sie schicken uns das Gepäck nach, wenn es hier eingetroffen ist.«
    »Wenn«, rief Benny dazwischen.
    Dad funkelte ihn an. »Fang bloß du nicht auch noch an, Benny. Ich habe all die Verzögerungen beim Zoll noch nicht vergessen. Du und dein Schläger! Am liebsten würde ich ihn dir um
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