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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar
Autoren: Eoin Colfer
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Loch? Glaubst du das wirklich?«
    Benny schüttelte den Kopf. Georgie auch, für alle Fälle.
    »In irgendein unzivilisiertes Kaff mit verseuchtem Wasser und Moskitos und Ausländern. Was gibt es dort für mich? Ich werde Hausfrau in einem Gefangenenlager sein. Die einzige Kultur, die sie dort haben, stammt noch von den Römern, verdammt noch mal. Trau keinem Land, in dem das einzig aufregende Ereignis, das jemals stattfand, eine Invasion war.«
    Pat Shaw blinzelte. Das führte ein wenig zu weit vom eigentlichen Thema weg.
    »Aber ich werde gehen. Für die Familie. Für dich! Aber wenn du nicht willst – wenn du denkst, dass dein albernes Hurling-Spiel wichtiger ist als unser aller Wohlergehen, dann sag es einfach und wir bleiben da. Dein Vater zerreißt seinen Vertrag, und wir versuchen von dem zu leben, was ich mit Unterrichten verdiene. Es besteht zwar die gute Chance, dass Pat dann stempeln gehen muss, aber solange du nur dein heiß geliebtes Spiel sehen kannst, ist ja alles in Ordnung. Es ist an dir, Benny. Überleg es dir genau, bevor du über das Schicksal der Familie entscheidest.«
    Mit Tränen in den Augen erhob sich Jessica und rauschte aus dem Zimmer. Das war ein glänzender Auftritt gewesen. Sie hatte genau die richtigen Knöpfe gedrückt und Benny mit Zorn, Schuld und dem wirksamsten aller elterlichen Mittel, der Verantwortung, getroffen. Tadellos. Benny war in die Enge getrieben. Er spürte die Blicke der verbliebenen Familienmitglieder.
    »Okay«, sagte er, »von mir aus.«
    Pat Shaw entspannte sich und seine Schultern sanken auf ihre normale Höhe. »Guter Junge, Benny. Das bedeutet mir viel.«
    Benny grunzte. Er war nicht bereit, seinen Schmollwinkel so schnell wieder zu verlassen.
    »So, ihr zwei geht jetzt fernsehen und ich schaue nach, wie es eurer Mutter geht.«
    Die Brüder stürzten sich gleichzeitig auf die Fernbedienung. Georgie war näher bei der Tür, aber Benny hechtete durch die Durchreiche. Sie rauften geräuschvoll, aber das Geschrei war harmlos. Pat ließ es ihnen durchgehen. Man muss seine Siege da mitnehmen, wo man sie bekommen kann. Jessica saß auf der Treppe und verbarg das Gesicht in einem Taschentuch.
    »Du bist schon eine«, sagte Pat. »Fast hättest du mich überzeugt.«
    »Fast?«, stieß Jessica hervor.
    »Mehr als fast«, räumte Pat ein. »Armer Benny, er hatte keine Chance.«
    Jessica seufzte. »Vielleicht haben wir jetzt alle eine.«
    Pat zog sie hoch und nahm sie fest in den Arm.

Am Rand der Wüste
    Großvater brachte sie zum Flughafen. Zwei von Bennys Freunden tauchten tatsächlich morgens um sechs Uhr auf, um sich zu verabschieden. Sie standen ein wenig verloren an der Mauer herum und zupften sich Schorf von den Ellbogen. Jessica war ganz gerührt von dem Anblick. Sie zauste Benny die Haare.
    »Wir haben schon noch eine Minute zum Tschüss-Sagen zu Eamonn und Niall«, flüsterte sie.
    Benny ließ seine O’Neill’s-Tasche fallen und trabte zum Gartentor. »Wie geht’s, Kumpels?«
    »Großartig«, antwortete Eamonn mit schlafverklebten Augen.
    »Gut so«, sagte Benny. »Wir sehen uns dann in einem Jahr.«
    Und das war’s.
    »Bist du wirklich schon fertig, Bernard?«, fragte seine Mutter. »Man soll seine Gefühle nicht unterdrücken.«
    Benny drückte seinen Wirbel platt. »Soll ich sie vielleicht küssen? Ich bin fertig. Gehen wir jetzt, oder was?« Und sie beluden den Anhänger ohne weitere Gefühlsausbrüche.
    Benny hatte sich seinen Hurling-Schläger, sorgfältig mit Sportsocken gepolstert, vor die Brust geschnallt. Auf dem Flughafen verursachte er ein paar geringfügige Verzögerungen, weil der Metalldetektor auf das Metallband um den Schläger reagierte, und Benny mit seiner ganzen Erscheinung den Eindruck erweckte, eine Bedrohung für die zivilisierte Welt zu sein. Aber schließlich gingen sie an Bord.
    Georgie war traurig, weil er sich von seinem Großvater verabschieden musste, Benny bekümmert, weil eine stetig fließende Quelle von Fünfpfundnoten nun versiegte.
    Auf dem Londoner Flughafen Heathrow war es genauso hektisch und voll wie in Dublin, aber schließlich stiegen sie in die Maschine der Tunis Air TU- 790 und flogen bald mit 800 Meilen pro Stunde über Frankreich hinweg. Benny räkelte sich in seinem Sitz. Die Fliegerei war für ihn ein alter Hut. Schließlich flog er schon zum zweiten Mal. Er bemühte sich, die anderen Passagiere nicht anzustarren. Viele von ihnen waren Ausländer. Tunesier. Die meisten sahen gar nicht afrikanisch aus. Nicht
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