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Benjamins Gärten (German Edition)

Benjamins Gärten (German Edition)

Titel: Benjamins Gärten (German Edition)
Autoren: J. Walther
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Worte.
    Ich will nicht missen, dass er den halben Tag fährt, um sich an mich zu schmiegen, dass er ‘doch, dich’ sagt, mit seiner wärmsten Stimme. Halb im Einschlafen flüstere ich: »Was wird aus uns, wenn du die Villa verkauft hast?«
    Ich bekomme keine Antwort. Sein Atem ist immer noch ruhig in meinem Nacken. Schläft er schon? Ich weiß es nicht. Ich frage nicht noch einmal.
    Wetterleuchten

    Die Orangen sind etwas schrumplig, doch ihr Saft rinnt über meine Finger, als ich sie zerschneide. In der Nachbarschaft hämmert jemand hartnäckig, irgendwo wird eine Motorsense angeworfen. Nur ich stehe noch am Küchenbuffet, habe noch nicht einmal Kaffee gekocht. Zwei Arme schieben sich von hinten um meinen Bauch, ein Mund an meinem Hals. So muss das sein.
    »Ich fahre schnell einkaufen, lass uns richtig brunchen.«
    Ich überlege, dass es besser wäre, draußen zu arbeiten, mich dabei sehen zu lassen. Ich will nicht als faul gelten. Lache mich dann selbst aus für solche Gedanken. Ich brauche nur seine Lippen an meinem Ohr zu spüren, um von seinem dekadenten Vorschlag überzeugt zu werden. Ich folge ihm vor die Haustür. Die Luft verspricht selbst schon im Schatten einen warmen Tag. Marek geht um sein Auto herum.
    »Ich beeile mich.« Er wirft mir einen Kuss zu und steigt ein. Fährt den Cadillac rückwärts aus der Einfahrt, grüßt mich noch einmal kurz und braust davon. Ich schaue rechts und links die Straße entlang. Es ist das erste Mal, dass sein unverwechselbares Auto dort stand, abends, die ganze Nacht, den halben Vormittag. Angst kriecht langsam an meinem Hals hoch. Eine diffuse Angst, doch darum nicht weniger stark. Mein Mund wird ganz trocken. Dann drehe ich mich um, schmunzle. Da haben sie eben mal wieder was zu tratschen, ist ja sonst nicht viel los. Ich gönne es ihnen. Drehe den Kopf über die Schulter und strecke meine Zunge einer imaginären Menge entgegen. Dann gehe ich zurück ins Haus.
    Jurek hüpft zum Küchenfenster herein. Ich fülle seinen Fressnapf, presse die Orangen aus, koche Eier und setze Kaffee auf. Dann lege ich mich auf den Fußboden, in den Rhombus, den das Sonnenlicht, das durchs Fenster fällt, auf die Dielen zeichnet. Ich schließe die Augen und breite die Arme aus. Die Sonnenstrahlen kitzeln meine Wimpern, die Kaffeemaschine gluckert. Ich schiebe mein Shirt hoch und lasse mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Die Motorsense heult mit einem wütenden Geräusch auf. Jurek leckt mit kratzender rauer Zunge den Napf aus, striegelt dann heftig, aber kurz sein Fell. Er kommt näher, steigt auf meinen Bauch, thront auf mir wie auf einem Berg. Tritt rhythmisch gegen meine Brust, bevor er sich einmal um sich selbst dreht und einrollt. Ich blinzle. Er hat die Augen geschlossen, legt ein Pfötchen über seine Nase und ich überschlage mich in überschwänglichen, geflöteten Komplimenten. Schließe dann wieder die Augen. Die Kaffeemaschine kommt spuckend zur Ruhe. Ich breite die Arme weit aus.
    Die Tür quietscht, Mareks Schritte kommen näher. Er tritt vorsichtig um mich herum, packt aus. Jurek, die treulose Seele, springt von meinem Bauch und streift ihm schnurrend um die Beine. Marek öffnet Schranktüren, klappert mit Tellern, reißt Verpackungen auf. Geht zum Herd, rückt Töpfe.
    Er versteckt die Sonne vor meinem Gesicht, etwas Kühles berührt meine Lippen. Ich öffne den Mund, Süße von Melone. Ich lasse die Augen zu. Seine Lippen drücken sich auf meine. Ich spüre meine Bartstoppeln über seine Haut kratzen. Höre, wie er sich wieder aufrichtet, weggeht. Das Klirren der Besteckschublade, als er sie aufzieht, ein Messer scheidet durch Gemüse.
    »Was hast du so gemacht, als ich nicht da war?«
    »Naja, ich habe …«, ich bin in die Stadt gefahren. Wegen ein paar Worten auf einem Zettel. Habe ihm nachspioniert.
    »Ja?«
    Ich suche nach etwas anderem. Ich war auf Davids Wiese, war in meiner Vergangenheit. Aber das gehört mir allein, »… das Übliche halt«, setze ich meinen angefangenen Satz fort. »Und du?«
    »Nichts Besonderes!«, blafft er zurück. Klappert lauter mit Geschirr, schmeißt Dinge auf die Tischplatte. Ich öffne die Augen. Jurek springt irritiert aufs Fensterbrett, flieht. Ich stehe auf, trete neben ihn. Ich nehme ein Messer und schneide die hart gekochten Eier in Würfel. Marek schaut mich nicht an, sein Mund, sein Gesicht sind hart. Seine Hände reißen silbernes Papier von einer Sektflasche, zerren am Draht, der Korken löst sich zischend und knallt gegen
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