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Benjamins Gärten (German Edition)

Benjamins Gärten (German Edition)

Titel: Benjamins Gärten (German Edition)
Autoren: J. Walther
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umfasst mich von hinten, seine Arme kreuzen sich über meiner Brust.
    »Hast du schon einmal mit einem Jungen geschlafen?«
    »Ja.« Ich schüttle den Kopf. »Nicht richtig.«
    Ich spüre seine Lippen auf meinem Nacken, ein Stück die Wirbelsäule hinunter. Er geht in die Knie, knöpft einen Knopf meiner Jeans auf, dann noch einen. Ich spüre seine Lippen in der Kuhle am Ende meines Rückens, auf den Grübchen daneben. Er jagt Schauer durch meinen Körper. Dann kommt er wieder hoch, ich drehe meinen Kopf über die Schulter und wir küssen uns. Meine Hand lege ich in seinen Nacken, gebe mich seinem kundigen Mund hin.
    Ich wende mich um, genieße die selbstverständliche Bewegung, mit der er sein Shirt über den Kopf zieht. Erkunde zögernd seinen gut gebauten Körper, verunsichert von seinem Selbstbewusstsein. Nehme meine Lippen zur Hilfe. Warme Haut, angespannte Muskeln. Kuhlen, rosige Erhebungen. Flaum, hervordrückender Knochen, die empfindsame Haut in der Beuge der Hüfte. Vertrautes Terrain. Sein erstaunter Aufschrei, sein Stöhnen, der herbe Geruch seiner Lust. Alle Unsicherheit ist von mir abgefallen, als ich mich erhebe.
    Ich finde wieder seinen Mund, zeige ihm, was ich gelernt habe. Zeige ihm, wie gierig ich bin, wie hingerissen von ihm. Ziehe ihn auf die Matratze. Alles andere vergessen, nur noch der Mann unter mir, sein schönes Gesicht, sein Stöhnen. Reiße ihn mit. Er antwortet auf mein Begehren mit Hingabe. Lässt meine Leidenschaft nicht verhallen, fängt sie auf. Saugt sie in sich ein, voller Gier.
    In den dunklen Nachthimmel steigen immer noch wirbelnde Funken, als wir unter die Decke kriechen, er seine Arme um mich legt. Ich spüre den kühlen Schweiß an meinem Rücken, in der winzigen Spalte zwischen unseren Körpern. Seltsam, wie schnell die Lust schwindet, das Begehren verebbt, wie sich störende Gedanken einschleichen.
    Ich beginne mich zu fragen, was es für ihn bedeutet hat. Eine flüchtige Nacht? Ein One-Night-Stand? Der Beginn einer Affäre? Ein Ereignis von der Bedeutung eines Lidschlages? Ich scheue mich zu fragen. Müsste wissen, was das hier bedeutet, wenn ich erfahrener, weltläufiger wäre.
    Und trotz dieser Fragen schlafe ich bald und fest. Schlafe, während der fremde Mann neben mir liegt und sich unsere Arme berühren.
    Am nächsten Morgen weckt mich seine warme Hand. Ich blinzle, registriere, dass er schon angezogen ist, auf dem Rand der Matratze kniet. Verwirrt blicke ich ihn an.
    »Ich muss leider fort. Wirf den Schlüssel in den Briefkasten.«
    Mein Mund ist ganz trocken. Ich suche nach Worten.
    »Ich bin bald wieder da, okay? Ich freu mich schon.«
    Er beugt sich vor, küsst mich flüchtig, steht auf.
    »Ich fürchte, es ist kein Kaffee mehr da.« Er ist schon an der Tür. Ich habe immer noch keine Worte gefunden. Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt schon munter bin. Es fühlt sich nicht so an.
    Marek dreht sich noch einmal um, lächelt. Er scheint zu zögern. Ich warte darauf, dass er wieder zu mir kommt.
    »Vergiss nicht abzuschließen, Benjamin.«
    Er wendet sich ab und geht. Mich friert unter der dünnen Decke. Irgendwann in der Nacht muss ich ihm meinen Namen gesagt haben.
    Feuer

    Ich vergesse nicht, abzuschließen, werfe den Schlüssel in den Briefkasten. Drehe mich nicht zur Villa um, als ich die Einfahrt hinuntergehe. Bevor ich die Straße erreiche, zögere ich. Hat mich gestern Abend jemand zur Villa gehen sehen? Bemerkt jemand, dass ich erst morgens heimgehe? Ich schüttele den Gedanken ab. Niemand hat mich gesehen, niemand denkt sich etwas.
    Und wenn? Ich muss lächeln. Ich erinnere mich an das Schimmern seines blonden Haares im letzten Licht, die Mischung von Rauch und einem teuren Aftershave, die seine Haut verströmte, und weiß, dass das die Angst bedeutungslos werden lässt. Trotzdem bemühe ich mich, unbefangen auszusehen, als ich die Dorfstraße entlanggehe. Doch ich begegne niemandem, es ist schon fast Mittagszeit.
    Ich biege in eine schmale Straße ein, die einen Bogen Richtung Dorfbach beschreibt. Zwischen Wiesen und Bäumen steht mein Haus. Es ähnelt anderen Häusern im Dorf, ein schmales altes Haus mit einem krummen Dach und kleinen Sprossenfenstern, Fachwerk im oberen Stock und einem alten Weinstock an einem klapprigen Spalier. Und doch macht mein Herz jedes Mal einen Sprung, wenn ich darauf zukomme und es sehe.
    Ich trete durch die Haustür in den dunklen, mit Steinplatten ausgelegten Flur, gehe in die Küche. Ich heize den kleinen Küchenherd,
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