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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
Autoren: Martina Kempff
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schwulen Eifeler undenkbar. »Ehe ist Ehe. Und eine Homo-Ehe ist keine richtige von Gott gesegnete Ehe zwischen Mann und Frau.«
    »Du solltest in die CSU eintreten«, sagte ich.
    »Würde ich, aber gibt es hier nicht«, antwortete er zu meinem Entsetzen.
    »Das ist nicht dein Ernst! Da könntest du nie ein Kind adoptieren.«
    »Wenn ich drin wäre, könnte ich denen das erklären. Dann wäre ich ja einer von ihnen.«
    Stattdessen ist er einer von uns. Wir sind die, die es sich nicht aussuchen, in Mordfälle verwickelt zu werden, die aber diesem Schicksal offenbar nicht entkommen können.
    In der Küche stellt mir Gudrun eine Tasse Indianertee hin.
    »Trink!«, befiehlt sie. »Der heilt alles, auch deinen Schock.«
    Gehorsam nehme ich einen Schluck des Getränks, das die Mörderin bestellt hat, und staune darüber, dass ich mir um Gudrun überhaupt je Sorgen gemacht habe. Nichts erinnert an das Häufchen Elend, zu dem sie augenblicklich zusammensackt, wenn der Name David fällt. Wie resolut sie doch ist und wie patent und vernünftig sie angesichts der Katastrophe jetzt reagiert. Ich wüsste gar nicht, was ich jetzt ohne sie tun sollte. Sie behält einen klaren Kopf und macht alles richtig.
    Ruft zuerst Marcel an und informiert dann Hein und Jupp. Sagt zu denen einfach: »In der Einkehr hat gerade eine Frau einen Mann erschossen. Ja, Marcel kümmert sich um alles. Bleibt, wo ihr seid, zu gefährlich auf der Straße. Ich ruf euch später an.« Meinen Namen erwähnt sie auch. Was sie über mich ins Telefon nuschelt, kann ich zwar nicht verstehen, mir aber denken.
    »Geht es dir besser?«, fragt sie sachlich, als sie aufgelegt hat und ihre angefrorenen Beine mit einem Frotteehandtuch warm rubbelt.
    Mir ginge es erheblich besser, wenn ich jetzt etwas zu essen hätte. Es war schon immer so. Andere Leute müssen einen Mord erst mal verdauen; ich muss ihn verkauen. Darum deute ich zu den Schokokuchen unter der Plastikhaube auf der Anrichte.
    Gudrun lässt das Handtuch fallen.
    »Davids Brownies«, schluchzt sie und hebt die Haube an. »Ich habe sie heute zum ersten Mal wieder gebacken.«
    »Das war sehr tapfer von dir.« Ich kann kaum erwarten, mir die köstliche Schokolade im Mund zergehen zu lassen.
    »Ja«, sagt sie nur und zelebriert den Transport zweier Brownies auf einen Teller für meinen Geschmack viel zu langsam. Um wieder ganz zur Besinnung zu kommen, benötige ich dringend Nervennahrung.
    »Vor allem, weil ich dabei die ganze Zeit daran gedacht habe, was das für ein Mann ist, der eine schwangere Frau sitzen lässt«, setzt sie hinzu.
    »Du warst nicht schwanger, Gudrun.« Ich atme tief durch. Wir bewegen uns wieder auf sehr dünnem Eis.
    »Hat sich aber so angefühlt.«
    »Du gehst doch noch zur Psychologin?«
    Sie schüttelt den Kopf und knallt mir den Teller hin.
    »Bringt doch nichts, die kann mir mein Baby auch nicht wiedergeben.«
    Aber deinen Verstand , will ich sagen, kann die Worte jedoch gerade noch rechtzeitig mit dem ersten Browniebissen runterschlucken. Wie schnell man bekloppt werden kann, habe ich ja eben erst am eigenen Leib erlebt. Zum Glück beginne ich wieder, klar zu denken.
    Nach Gudruns Anruf hat der belgische Polizeiinspektor Marcel Langer die Meldung sofort an die zuständigen Kollegen in Euskirchen weitergegeben. Schließlich steht mein Restaurant auf nordrhein-westfälischem Hoheitsgebiet. Aber als Spezialist für unpassierbare Schneifeler Winterstraßen und für Morde auf der Kehr trifft Marcel als Erster bei uns ein. Ich traue meinen Augen nicht: Er trägt nicht nur nicht Uniform, sondern eine Soutane.
    »Don Camillo«, begrüßt er mich knapp, »komme gerade von der Generalprobe. Was genau ist hier passiert?«
    Hätte man in seinem Dorftheater den Polizisten nicht als Peppone casten sollen? Nein, bei seinem so wenig ordnungshüterhaftem Aussehen wäre selbst der schräge Bürgermeister noch eine Fehlbesetzung gewesen. Marcels inzwischen fast grauer Schnurrbart ist schräg gestutzt, sein immer noch volles dunkles Haupthaar hängt ihm wirr ins Gesicht und steht am Hinterkopf ab. Als er beim Hinsetzen die Soutane rafft, sehe ich einen blauen Kniestrumpf und eine schwarze Socke. Sein Gesicht wirkt viel schmaler, als ich es in Erinnerung habe. Wahrscheinlich ist er grausamer Fehlernährung ausgesetzt. Ich zurre die Kette fester, die ich um mein Herz gelegt habe und die gerade bedenklich auseinanderzugehen droht. Gut, Marcel sieht ziemlich verwahrlost aus. Nicht mein Problem. Ich habe ein
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