Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Totschlag drücken Sie die #-Taste

Bei Totschlag drücken Sie die #-Taste

Titel: Bei Totschlag drücken Sie die #-Taste
Autoren: Steel,
Vom Netzwerk:
am Rand der Autobahn und haben offenbar nichts anderes zu tun, als den Verkehr zu beobachten. Und was machen die ganzen anderen Autofahrer? Die gaffen den Streifenwagen an, anstatt zu fahren. Jetzt ist hier voll der Stau. Das ist so eine Unverschämtheit von Ihren Kollegen. Veranlassen Sie sofort, dass die da wegfahren!«
    Ist ja auch denkbar unverschämt, was meine Kollegen da tun. Einfach so den Verkehr beobachten …

Alles bloß ein Missverständnis
    Man sollte meinen, dass allein schon der Ausdruck »PolizeiNOTruf« klarmacht, dass es sich eben um eine Notsituation handeln sollte, wenn man hier tätig wird und zum Hörer greift. Manchen ist das auch bewusst, nur eben nicht allen und wieder anderen nicht im Moment des Anrufs. Sei es aus Unwissenheit, Gedankenlosigkeit oder schlichtweg Langeweile – die 110 ist rasch gewählt, und wenn es halt nicht passt, dann war der Anruf eben ein Missverständnis. Gewisse Leute nutzen den Notruf aber auch gern, weil er kostenfrei ist. Warum sich auch die Mühe machen und die Auskunft anrufen, wenn es doch viel einfacher – und billiger – über die Notrufnummer geht?
    Rüdiger
    Â»Polizeinotruf.«
    Auf meinem Display werden sowohl Name des Anschlusses als auch die Adresse dargestellt: W. K. aus H-Stadt, L-Straße X.
    Eine leise Stimme, die in mir das Bild eines kleinen Mannes in mittlerem Alter, mit wuscheligen, schütteren Haaren, Brille und scheelem Blick heraufbeschwört: »Ja, hallo. In H-Stadt, L-Straße X versucht ein junger Mann sich umzubringen.«
    Konzentriert: »Verstanden. Können Sie mir bitte noch mehr zum Sachverhalt erzählen?«
    Unsicher: »Hm … Ja also, ich habe durchs Fenster reingeschaut … Ach, das kann auch ein Missverständnis sein. Vergessen Sie es.«
    Klick.
    Hat der sie noch alle? Selbstmordversuch – ein Missverständnis?
    Ich rufe ihn zurück. Es klingelt fünfmal.
    Dieselbe unsichere Stimme: »Hallo?«
    Streng: »Leitstelle der Polizei, Steel. Herr K., Sie haben mich gerade angerufen und aufgelegt, bevor wir fertig waren.«
    Ãœberrascht. »Waaas? Nein, nein. Ich habe nicht angerufen.«
    Â»Doch, Herr K. Sie haben mich gerade angerufen.«
    Beharrlich. »Nein, nein. Sie irren sich. Ist wohl ein Missverständnis.«
    Immer noch sauer: »Sie sind sich aber schon darüber im Klaren, dass Sie eine Straftat begangen haben, nicht wahr?!«
    Â»Das muss ein Missverständnis sein. Wieso Straftat?«
    Â»Weil Sie den Notruf gewählt haben und mir fälschlicherweise etwas von einem Suizid erzählen!«
    Â»Ich habe aber doch gar nicht …«
    Unterbrechend: »Doch, Herr K. Und es wäre besser, wenn Sie mir jetzt ganz schnell erklären würden, was der Blödsinn soll!«
    Â»Nun, ich … ach, das war sicher … Rüdiger? Rüdiger! Was hast du da nur angestellt? Hast du die Polizei angerufen? … Entschuldigen Sie, da lag ein Missverständnis vor. Es ist alles in Ordnung.«
    Â»Irgendetwas stimmt da nicht. Ich denke, ich schicke mal einen Streifenwagen vorbei!«
    Höflich: »Nein, danke. Es lag wirklich bloß ein Missverständnis vor. Wiederhören.«
    Klick.
    Verrückt? Betrunken? Ärger mit Rüdiger? Gibt es diesen Rüdiger überhaupt? Vielleicht sollte ich Anzeige wegen Missbrauchs erstatten. Sauer genug bin ich inzwischen.
    Ich werde mit Kaffee und frischen Muffins abgelenkt. Na, Herr K., haste aber Glück gehabt.
    20 Minuten später.
    Ein Blick auf das Display: W. K. aus H-Stadt, L-Straße X.
    Seufz. »Polizeinotruf.«
    Â»Sie müssen kommen. Das geht hier so nicht weiter. Der will sich echt was antun.«
    Ã„rgerlich: »Echt? Oder ist das wieder ein Missverständnis?«
    Â»Ja, alles okay.« Klick.
    Hm, Freundchen. Jetzt kriegen Rüdiger und du Besuch.
    Ich schicke einen Streifenwagen hin.
    Tatsächlich ist Herr K. völlig allein in seiner Wohnung. Keine Spur von »Rüdiger«. Die Anwesenheit der Uniformierten macht ihm Angst. Er ist ein wenig betrunken und wollte nichts Böses tun. Das war wohl alles bloß ein Missverständnis …
    Versuchen kann man’s ja mal
    Â»Polizeinotruf.«
    Die Stimme eines älteren Herrn: »Hm? Wer?«
    Â»Hier ist der Polizeinotruf.«
    Ungläubig: »Nä!«
    Schmunzelnd: »Ich fürchte – doch.«
    Â»Ja, äh … ich wollte aber im Krankenhaus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher