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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod
Autoren: Iris Johansen
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hören. Aber er redet die ganze Zeit von dir, deswegen dachte ich, es macht dir nichts aus, wenn –«
    »Schon okay. Ich bin’s gewöhnt. Wir sind zusammen aufgewachsen, und ich kümmere mich schon um ihn, seit er sechs ist.«
    »Ihr seid nicht verwandt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er wurde von der Mutter der Frau adoptiert, die mich aufgenommen hat. Er ist wirklich in Ordnung, wenn er nicht gerade so depressiv drauf ist, aber manchmal möchte ich ihn einfach nur schütteln.«
    »Nimm ihn nicht so hart ran, er ist völlig mit den Nerven runter.« Paul stand auf und ging zum Tresen. »Ich zahle dann mal.«
    Ihn nicht zu hart rannehmen? Wenn Ron und Sandra Fitzgerald ihn nicht dauernd mit Samthandschuhen angepackt hätten, hätte Mike nicht vergessen, was er auf der Luther Street gelernt hatte. Dann wäre er jetzt besser in der Lage, sich in der realen Welt durchzuschlagen, dachte Jane entnervt.
    »Bist du sauer auf mich?«, fragte Mike missmutig. »Sei nicht sauer, Jane.«
    »Natürlich bin ich sauer auf –« Er schaute sie an wie ein begossener Pudel, sie brachte es nicht fertig, den Satz zu Ende zu sprechen. »Mike, warum tust du dir das an?«
    »Sauer auf mich. Und enttäuscht.«
    »Hör zu, ich bin nicht enttäuscht, weil ich weiß, dass du das alles schon wieder in den Griff kriegst. Komm, lass uns irgendwohin gehen, wo wir reden können.«
    »Wir können hier reden. Ich geb dir einen aus.«
    »Mike. Ich –« Es hatte keinen Zweck. Mit Überredungskunst war Mike nicht beizukommen. Sie musste ihn einfach irgendwie aus diesem Schuppen rausbringen. »Los, aufstehen«, kommandierte sie und packte ihn am Arm. »Und zwar jetzt gleich. Sonst trage ich dich hier raus. Du weißt, das schaff ich. Also?«
    Mike starrte sie entsetzt an. »Das würdest du mir nicht antun. Die würden mich hier alle auslachen.«
    »Ist mir scheißegal, ob diese Versager dich auslachen. Die sollten alle für ihre Prüfungen büffeln, anstatt sich die Birne voll zu knallen. Und dasselbe gilt für dich.«
    »Alles zwecklos.« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Ich falle sowieso durch. Ich hätte nie aufs College gehen sollen. Ron und Sandra hatten Unrecht. Ivy-League-Unis sind eine Nummer zu groß für mich.«
    »Du wärst nie aufgenommen worden, wenn die nicht der Meinung wären, dass du das Zeug dazu hast. Auf der High School warst du verdammt gut, und hier schaffst du es auch, wenn du dich anstrengst.« Sie seufzte, als sie merkte, dass sie überhaupt nicht zu ihm durchdrang. »Okay, darüber reden wir später. Und jetzt steh auf.«
    »Nein.«
    »Mike.« Sie beugte sich hinunter, damit sie ihm direkt in die Augen sehen konnte. »Ich habe Sandra versprochen, mich um dich zu kümmern. Und das bedeutet, ich werde nicht zulassen, dass du dein erstes Semester im Vollrausch verbringst oder im Gefängnis landest, weil du gegen das Alkoholverbot für Jugendliche verstoßen hast. Hast du etwa schon mal erlebt, dass ich ein Versprechen nicht gehalten habe?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber du hättest so was nicht versprechen zu brauchen. Ich bin schließlich kein kleines Kind mehr.«
    »Dann benimm dich auch nicht so. Du hast noch zwei Minuten, bis ich dich packe und über der Schulter hier raustrage.«
    Seine Augen weiteten sich und er sprang auf. »Verdammt, Jane, ich lasse mich nicht –«
    »Halt die Klappe.« Sie packte ihn am Arm und bugsierte ihn in Richtung Ausgang. »Im Moment bin ich nicht besonders gut auf dich zu sprechen. Ich hab morgen eine Prüfung, und bloß weil ich meine Zeit für diesen Blödsinn hier vergeude, muss ich bis morgen früh über meinen Büchern hocken.«
    »Wieso denn?«, fragte Mike. »Du bist doch sowieso in allen Fächern ein Ass. Manchen Leuten ist es gegeben und manchen nicht.«
    »Red nicht solchen Quatsch, das ist doch nur ein Vorwand, damit du dich gehen lassen und rumfaulenzen kannst.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hab mit Paul darüber gesprochen. Es ist einfach nicht fair. Du bist ein Naturtalent. In ein paar Monaten machst du deinen Abschluss und Eve und Joe werden stolz auf dich sein. Ich kann von Glück reden, wenn ich’s überhaupt bis zur Zwischenprüfung schaffe.«
    »Hör auf mit dem Schwachsinn.« Sie öffnete die Tür und schob ihn nach draußen. »Du wirst nicht mal das erste Semester überstehen, wenn du nicht bald die Kurve kriegst.«
    »Das hat Paul auch gesagt.«
    »Dann hättest du besser auf ihn hören sollen.« Als Paul aus der Kneipe kam, fragte sie: »Wo steht sein
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