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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod
Autoren: Iris Johansen
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wieder im Bad.
    Trevor vergessen? Das war ziemlich unwahrscheinlich, dachte Jane. Seit vier Jahren versuchte sie schon, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen, und hin und wieder war ihr das sogar gelungen. Aber er war ständig im Hintergrund präsent und lauerte darauf, sich wieder in ihr Bewusstsein zu drängen. Aus diesem Grund hatte sie vor drei Jahren angefangen, sein Gesicht zu zeichnen. Wenn eine Zeichnung fertig war, konnte sie ihn für eine Weile vergessen und sich wieder auf ihr Leben konzentrieren.
    Und sie führte ein gutes Leben, interessant und ausgefüllt und auf keinen Fall leer. Sie brauchte ihn nicht. Sie erreichte die Ziele, die sie sich setzte, und er spukte nur deshalb immer noch in ihrer Erinnerung herum, weil die Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, unter so dramatischen Umständen verlaufen war. Für Pat mochten schwarze Schafe aufregend sein, aber sie hatte eine behütete Kindheit gehabt, und sie ahnte gar nicht, wie viel – Janes Handy klingelte.
     
    Jemand folgte ihr.
    Jane spähte über ihre Schulter.
    Niemand zu sehen.
    Zumindest niemand Verdächtiges. Ein paar Studenten, die sich einen netten Abend machen wollten, schlenderten über die Straße und beäugten eine junge Frau, die gerade aus dem Bus gestiegen war. Sonst niemand. Kein Mensch interessierte sich für sie. Wahrscheinlich wurde sie allmählich paranoid.
    Von wegen. Sie hatte noch immer den Instinkt eines Straßenkindes, auf den konnte sie sich verlassen. Jemand war ihr gefolgt.
    Also gut, es konnte irgendjemand sein. In dieser Gegend gab es jede Menge Kneipen, die von den Studenten der nahe gelegenen Uni frequentiert wurden. Vielleicht hatte jemand bemerkt, dass sie allein war, er hatte sich kurz überlegt, ob sie als Beute in Frage käme, dann aber das Interesse verloren und sich in eine Kneipe verdrückt.
    Genau das hatte sie auch vor.
    Sie warf einen Blick auf die Neonreklame vor ihr. The Red Rooster? Typisch Mike. Wenn er sich schon unbedingt besaufen wollte, hätte er sich wenigstens einen Laden aussuchen können, dessen Besitzer ein bisschen mehr Fantasie besaß.
    Aber das war wohl zu viel verlangt. Selbst unter normalen Umständen war Mike weder wählerisch noch kritisch. Im Moment war er offenbar derart in Panik, dass er in jede Kneipe gehen würde, Hauptsache es gab genug Bier. Normalerweise hätte sie ihn einfach seine eigenen Fehler machen und daraus lernen lassen, aber sie hatte Sandra versprochen, sich ein bisschen um ihn zu kümmern.
    Und der Junge war erst achtzehn, verdammt. Sie würde ihn also da rausholen, zurück ins Studentenheim bringen und dafür sorgen, dass er wieder nüchtern wurde, damit sie ihm den Kopf waschen konnte.
    Als sie die Tür öffnete, schlugen ihr die verbrauchte Luft und der Lärm der überfüllten Kneipe entgegen. Sie ließ ihren Blick über die Köpfe schweifen, bis sie Mike und seinen Zimmergenossen Paul Donnell an einem Tisch im hinteren Teil des Raums entdeckte. Aus der Entfernung wirkte Paul noch ziemlich nüchtern, aber Mike war offensichtlich komplett abgefüllt und konnte nur noch mit Mühe aufrecht sitzen.
    »Hallo, Jane.« Paul stand auf. »Was für eine Überraschung. Ich dachte, du würdest dich nicht in Kneipen rumtreiben.«
    »Tue ich auch nicht.« Und für Paul war es auch durchaus keine Überraschung, dass sie plötzlich da stand. Er hatte sie vor einer halben Stunde angerufen, um ihr zu sagen, Mike sei deprimiert und dabei, sich voll laufen zu lassen. Doch wenn er seine Freundschaft mit Mike nicht gefährden wollte, indem er so tat, als wüsste er von nichts, war’s ihr recht. Paul war ihr noch nie sonderlich sympathisch gewesen. Er war ihr zu glatt, zu cool, aber immerhin war er allem Anschein nach um Mike besorgt. »Ich treibe mich nur in Kneipen rum, wenn Mike sich wieder mal zum Idioten macht. Komm schon, Mike, verschwinden wir von hier.«
    Mike schaute sie mit trüben Augen an. »Geht nicht. Ich bin immer noch nüchtern genug, um denken zu können.«
    »Das glaube ich dir aufs Wort.« Sie wandte sich an Paul. »Bezahl du die Rechnung, wir warten draußen vor der Tür auf dich.«
    »Ich gehe nirgendwohin«, sagte Mike. »Hier geht’s mir gut. Paul hat mir versprochen, wie ein Hahn zu krähen, wenn ich noch ein paar Bier trinke. Wie ein roter Hahn …«
    Paul hob die Brauen und schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, dass ich dir das zumute«, sagte er zu Jane. »Wir wohnen ja erst seit ein paar Monaten zusammen im Studentenheim, er wollte einfach nicht auf mich
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