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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman
Autoren: Dora Heldt
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sich ab und zog einen dünnen Bademantel über. Das Leben war doch herrlich.
     
    »Wann bist du heute Abend zu Hause?« Alex ließ die Zeitung sinken und sah sie an. »Am Hafen ist ein Open-Air-Konzert, da könnten wir doch noch hin.«
    Katja schob ihren Teller zur Seite und beugte sich nach vorn. »Was für eine Band?«
    »Mehrere. Bist du schon fertig mit frühstücken?«
    »Ich habe nach dem Laufen doch nie so viel Hunger.« In Wirklichkeit könnte sie jetzt ein halbes Schwein auf Toast essen, aber sie zwang sich, nach einem halben Vollkornbrötchen und zwei Kiwis aufzuhören. Größe 36 war nun mal Verzicht. Sie dachte kurz an Karen vom Empfang und fühlte sich leicht. »Ich habe um halb neun Dienstschluss, um neun bin ich hier. Wenn nichts dazwischenkommt.«
    »Gut. Dann gehen wir noch hin?«
    Bis vor einem halben Jahr hatte Katja sich nach Dienstschluss nur noch platt aufs Sofa fallen lassen und sich mit der Fernbedienung durch alle Kanäle gezappt, bis die schlechten Fernsehprogramme sie frustriert einschlafen ließen. Abend für Abend. Bis Alex sie da rausgeholt hatte. Plötzlich war die alte Energie wieder da, plötzlich passierte wieder was.
    Katja stand auf, küsste Alex’ Nacken. »Ja. Wir gehen. Ich freue mich. Ich ziehe mich schnell an. Danke fürs Frühstück.«
    Eine Viertelstunde später kam sie zurück in die Küche. Ihre langen Haare waren noch feucht, sie hatte sie locker hochgesteckt, trug ein enges grünes, ärmelloses Kleid und Riemchensandalen mit hohen Absätzen. Alex griff nach |26| ihrem Handgelenk und zog sie zu sich. »Tolles Kleid. Habe ich dir heute schon gesagt, dass du eine unfassbar schöne Frau bist? Beeil dich im Sender, komm schnell wieder.«
    Katja fuhr mit der Hand kurz unter sein T-Shirt . Er fühlte sich so gut an. Mit Bedauern küsste sie ihn. »Ich habe überhaupt keine Lust zum Arbeiten. Bis später.«
     
    Als sie die Treppe hinunterstieg, immer noch lächelnd, fiel ihr ein, dass sie dieses Kleid vor drei Jahren in Florenz gekauft hatte. An einem der zahlreichen heimlichen Wochenenden mit Hermann. Wie dämlich war sie damals eigentlich gewesen? Zum Glück war das vorbei. Und ihr jetziger Liebhaber war fast dreißig Jahre jünger als ihr damaliger. Das hätte sie vor drei Jahren auch niemandem geglaubt.
    »Guten Morgen, Frau Severin. Ich habe nur einen Brief für Sie, ich wollte ihn gerade einwerfen.«
    Katja zuckte zusammen, sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie fast in den Briefträger gelaufen wäre. »Ich habe Sie gar nicht gesehen, Morgen, ich nehme ihn gleich mit. Schönen Tag noch.«
    Sie spürte seine Blicke auf ihrem Hintern, als sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Auf dem Weg zum Auto riss sie den Umschlag auf und überflog die Zeilen. Ein Satz stach ihr sofort ins Auge: »…   wird Doris am 27.   Mai flotte fünfzig.«
    Meine Güte, Torsten war immer noch so ein uncharmanter Klotz wie früher. In ihrem Abiturjahrgang war er derjenige mit dem größten Schandmaul gewesen. Erst reden, dann denken, das war schon damals seine Devise. Es war nicht zu fassen. Und jetzt sollten sie alle zu einer Überraschungsparty kommen, die Doris nicht wollte? Und Anke und sie waren |27| vermutlich eingeteilt, einen lustigen Sketch aufzuführen, bei dem die übrigen Gäste vor lauter Fremdschämen nicht wissen würden, wohin sie schauen sollten. Und dann noch alles geheim. Das war wirklich typisch Torsten: nicht denken, nur machen.
    Katja blieb vor ihrem Auto stehen und kramte, die Augen weiter auf den Brief gerichtet, nach dem Schlüssel. Andererseits war es im letzten Jahr beim Abitreffen überraschend lustig geworden mit Anke und Doris. Und auch, als sie sich ein paar Wochen später mit Torsten in Hamburg gesehen hatten. Das war sogar ein toller Abend gewesen, sie wusste auch nicht genau, warum der Kontakt wieder eingeschlafen war. Sie setzte sich in den Wagen und las den ganzen Brief noch einmal. Fünfzig – das war wirklich eine brutale Zahl. Katja stellte sich Doris vor, die inmitten ihrer Familie, langweiligen Nachbarn und Geschäftsfreunden vor einem Stück Schwarzwälder Kirschtorte und einem Kännchen Kaffee sitzt. Das wäre doch der Albtraum. Es wäre also viel besser, wenn die alte Clique eine richtige Party steigen ließe. Und die könnte ruhig groß und teuer werden. Es wäre nur gerecht, dass Torsten für so einen dämlichen Satz ordentlich bezahlen müsste.
    »Warum eigentlich nicht?«, sagte sie laut, während sie den Motor startete.
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