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Beherrscher der Zeit

Beherrscher der Zeit

Titel: Beherrscher der Zeit
Autoren: A. E. van Vogt
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spöttisch.
    »Wir haben lediglich die Erlaubnis, dieses Zimmer zu benutzen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte sie schwer. »Elektrizitätswerke stellen ihre Maschinen nicht in den Hinterzimmern heruntergekommener Häuser ab.«
    Er zuckte die Schultern.
    »Wirklich«, sagte er gleichgültig, »Sie beginnen mich zu langweilen. Ich erklärte Ihnen ja bereits, daß dies eine ganz besondere Art von Maschine ist. Sie haben doch inzwischen einige ihrer Kräfte in Aktion erlebt, und trotzdem beharrt Ihr Verstand darauf, praktisch zu denken, das heißt, praktisch auf die Weise des zwanzigsten Jahrhunderts.«
    Er blickte sie kopfschüttelnd an.
    »Ich werde lediglich wiederholen, daß Sie eine Sklavin der Maschine sind und daß es absolut nutzlos ist, wenn Sie zur Polizei laufen. Davon ganz abgesehen, sollte doch allein die Tatsache, daß ich Sie davon abhielt, ins Wasser zu gehen, Sie ein wenig Dankbarkeit für mich empfinden und Sie erkennen lassen, daß Sie mir alles verdanken, aber nichts, gar nichts, der Welt, von der Sie ohnehin nichts mehr wissen wollten. Doch ich nehme an, das wäre wohl zu viel erwartet. Sie müssen also aus Erfahrung lernen.«
    Scheinbar völlig ruhig schritt sie durch das Zimmer. Sie öffnete die Tür, und dann, erstaunt, daß er nicht die geringsten Anstalten gemacht hatte, sie zurückzuhalten, drehte sie sich um und starrte ihn ungläubig an. Er hatte sich keinen Zentimeter bewegt und lächelte nur.
    »Sie müssen wirklich völlig verrückt sein«, murmelte sie schließlich. »Vielleicht hatten Sie wahrhaftig angenommen, Ihr kleiner Trick, was immer es auch war, würde mir die Angst vor dem Unbekannten einjagen. Seien Sie versichert, das hat es nicht. Ich gehe zur Polizei – jetzt, in dieser Minute!«
    Das Bild, wie sie ihn dort groß, hager und so schrecklich in seinem verächtlichen Hohn zuletzt hatte stehen sehen, verfolgte sie auch noch, als sie in den Bus stieg. Eine innere Kälte breitete sich in ihr aus. Von ihrer erzwungenen Ruhe blieb kaum noch etwas übrig.
     

 
3.
     
    Das Gefühl, einen Alptraum zu erleben, schwand endlich, als sie nach mehrmaligem Umsteigen vor dem imposanten Polizeigebäude ausstieg. Die Sonnenstrahlen zeichneten lustige Muster auf das Pflaster des Bürgersteigs. Autos hupten. Das geschäftige Leben der Stadt umgab sie und trug ihr eine Welle der Zuversicht entgegen.
    Die Antwort, jetzt, da sie wieder vernünftig denken konnte, war einfach: Hypnose! Das hatte sie dazu gebracht, eine gewaltige schwarze, unbenutzte Maschine in mysteriöse Flammen ausbrechen zu sehen.
    Zitternd vor Wut über die Art, wie man ihr mitgespielt hatte, hob sie den Fuß, um auf den Bürgersteig zu treten.
    Das Bein, statt schwungvoll aufzusetzen, sank fast kraftlos herab. Ihre Muskeln weigerten sich, ihr Gewicht zu tragen. Sie wurde sich bewußt, daß ein Mann, der nicht viel mehr als drei Meter von ihr entfernt stand, sie mit fast aus den Höhlen quellenden Augen anstarrte.
    »Großer Gott!« keuchte er hörbar. »Ich hab' doch nichts getrunken!«
    Hastig wandte er sich von ihr ab und lief mit unsicheren Schritten davon.
    Der Teil ihres Gehirns, der sein merkwürdiges Benehmen registriert hatte, vergaß es momentan wieder. Sie fühlte sich zu müde, zu erschöpft, sowohl geistig als auch körperlich, um auch nur eine Spur von Verwunderung zu empfinden.
    Mit schleppenden Schritten überquerte sie den Bürgersteig. Es war, als zerre jemand an ihrer Kraft, als hielt etwas Unsichtbares, aber ungeheuer Starkes sie zurück. Die Maschine! Der Gedanke erfüllte sie mit lähmender Panik.
    Mit fast übermenschlicher Willenskraft setzte sie Fuß vor Fuß, stieg atemringend die Treppe zum Eingang hoch. Als sie die große Flügeltür erreicht hatte, erfüllte sie plötzlich furchtbare Angst, daß sie es nicht schaffen würde. Verzweifelt versuchte sie, die schwere Holztür aufzubekommen.
    Schweiß rann ihr über den Rücken, ihr Gesicht war fiebrig heiß. Sie fühlte sich entsetzlich. Was war nur los mit ihr? Wie konnte die Maschine über eine solche Entfernung hinweg zuschlagen – sich auf eine ganz bestimmte Person konzentrieren und mit solcher Gewalt gegen sie vorgehen?
    Ein Schatten beugte sich über sie. Die freundliche Baßstimme eines Polizisten, der soeben hinter ihr die Treppe hochgekommen war, schien ihr das Erfreulichste, das sie seit langem gehört hatte.
    »Ist wohl zu viel für Sie. Kommen Sie, ich schiebe die Tür für Sie auf.«
    »Danke, herzlichen Dank«, murmelte sie. Ihre
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