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Beherrscher der Zeit

Beherrscher der Zeit

Titel: Beherrscher der Zeit
Autoren: A. E. van Vogt
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der kräftige, untersetzte Mann auf die Tür des Hinterzimmers zuschritt. Er klopfte, und die Tür ging auf. Erstaunlicherweise blieb sie offen. Erstaunlich deshalb, weil sie da, als der Mann aus ihrem Gesichtswinkel verschwand, die Maschine sehen konnte. Das vordere Ende – das einzige Teil in ihrem Blickfeld – hob sich imposant, dunkelglänzend bis fast zur Decke und verbarg den größten Teil einer Tür, die offenbar in den Hinterhof führte.
    Sie vergaß die Tür, vergaß den Mann. Sie kannte plötzlich nur einen Gedanken – die Maschine, als ihre Erinnerung ihr sagte, dies sei die Maschine. – Unwillkürlich lauschten ihre Ohren, ihr ganzer Körper, ihr Gehirn auf das jetzt nicht vorhandene Summen, das sie in der Nacht gehört hatte. Doch nichts, absolut nichts war zu vernehmen, nicht das leiseste Wispern, nicht der allergeringste Laut; nicht auch nur eine Spur von Vibration war zu spüren. Die Maschine schien wie ein gewaltiges Tier mit ihrem ungeheuren Gewicht und ihrer metallenen Kraft auf dem Boden zu kauern – und sie war tot, reglos. Die glatte, suggestive Stimme des Arztes drang zu ihr.
    »Ich hoffe, es stört Sie nicht, Mr. Barton, durch die Hintertür hinauszugehen. Wir bitten unsere Bewerber immer, sie zu benutzen – Sie wissen ja, daß unser Rekrutierungsbüro leider nicht ganz legal ist. Und es ist Ihnen sicher auch bekannt, daß wir nur existieren können, weil man mit uns sympathisiert und deshalb duldet. Aber wir möchten es nicht zu auffällig machen, welchen Erfolg wir mit unserer Anwerbung junger Männer haben, die bereit sind, für unsere gute Sache zu kämpfen.«
    Norma wartete ab. Sobald dieser Mann, dieser Mr. Barton, gegangen war, würde sie darauf drängen, daß Dr. Lell mit der Wahrheit über diese ganze phantastische Geschichte herausrückte. Falls das hier ein falsches Spiel der Feinde Kaloniens war, würde sie sofort zur Polizei gehen und es melden.
    Der Gedanke verdrehte sich zu einem merkwürdig wirbelnden Chaos des Erstaunens.
    Die Maschine begann wach zu werden. Es war ein schnelles, monströses Erwachen. Sie glühte in einem sanft anschwellenden, weißen Licht, das sich plötzlich zu einer gewaltigen Flamme entwickelte. Eine ganze Woge lodernder Feuerzungen, blau und grün und rot und gelb, warf sich über dieses erste Glühen und erstickte es. Das Feuer sprühte und blitzte wie ein kunstvoller Springbrunnen in einer wilden, heftigen Schönheit – eine glitzernde, unirdische Lohe.
    Und da – ganz schnell – verblaßte die Flamme. Kurz nur und doch verbissen in ihrem scheinbar verzweifelten Kampf um ihr Leben, klammerte die funkelnde Glut sich an das Metall.
    Nun war sie verschwunden. Wieder kauerte die unheimliche Maschine wie ein Ungeheuer auf dem Boden, eine stumpf glänzende Masse Metall, reglos, unbeweglich. Der Doktor kam durch die Tür.
    »Gesunder Bursche!« murmelte er zufrieden. »Sein Herz bedarf noch eines Drüsenausgleichs, um die Folgen einer falschen Ernährung zu beheben. Die Lunge wird schnell auf die Gasimmunisierungsinjektion ansprechen, und unsere Chirurgen müßten durchaus in der Lage sein, diesen Körper nach fast allen Angriffen, von einem Atomsturm abgesehen, wieder zusammenzuflicken.«
    Norma benetzte ihre trocknen Lippen. »Wo-wovon reden Sie eigentlich?« stammelte sie wild. »Wa-was ist mit die-diesem Mann geschehen?« Ihr wurde bewußt, daß er sie amüsiert beobachtete. Seine Stimme klang kühl, doch zweifellos belustigt.
    »Nun – er schritt durch die Hintertür.«
    »Das stimmt nicht! Er ...«
    Die Nutzlosigkeit ihrer Worte wurde ihr klar. Innerlich schaudernd über die Verwirrung ihrer Gedanken, trat sie hinter dem Schreibtisch hervor. Benommen schob sie sich an ihm vorbei, und dann, als sie die Schwelle der Tür zum Hinterzimmer erreichte, zitterten ihre Knie. Sie griff schnell nach dem Türknauf und hielt sich daran fest.
    Sie wußte plötzlich, daß sie es nicht wagen würde, sich auch nur in die Nähe der Maschine zu begeben. Schleppend sagte sie:
    »Würden Sie hinübergehen und sie öffnen?«
    Dr. Lell lächelte und tat es. Die Angeln quietschten vernehmbar, das Schloß klickte laut.
    Nein, dieses Geräusch hatte sie vorher ganz bestimmt nicht gehört. Norma spürte, wie es ihr kalt über den Rücken lief, wie ihr Gesicht erbleichte. Tonlos fragte sie:
    »Was ist das für eine Maschine?«
    »Ich nehme an, sie gehört dem hiesigen Elektrizitätswerk«, antwortete er verbindlich, doch ihr schien, als klänge seine Stimme
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