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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein
Autoren: J. E. Wells
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Terra.“
    „Arbeitet er immer mit Ihnen zusammen?“ erkundigt sich Ira Tarwi.
    „Nicht immer, denn er ist bei der Zeitung beschäftigt. Wenn ich ihn benötige, rufe ich ihn. Er ist ein kluger Kopf.“
    Vor dem Blütenzaun, der Kamanas umfangreiches Parkgelände umschließt, steht der weiße Wagen Ira Tarwis. Ira nimmt in den weichen Polstern Platz und bedient den Startmechanismus. Noch einmal winkt sie Kan Kamana mit einem aufreizenden Lächeln zu – dann schießt das schnelle Fahrzeug davon. Irgendwo besitzt Ira Tarwi eine eigene Wohnung, doch Kamana kennt sie nicht. Er verläßt sich auf ihr halbes Versprechen, wiederzukommen.
     
    *
     
    Der weiße Wagen hat die Hauptstadt auf der hochliegenden Highway in unvorstellbar kurzer Zeit durchquert. Am Ende der Vorstädte biegt Ira Tarwi in eine bewaldete Gegend ab und hält vor einem würfelförmigen Landhaus.
    Als der Wagen vorfährt, tritt ein Mann aus dem Haus.
    Der Mann ist schlank und schwarzhaarig. Seine Augen sind leicht zusammengekniffen, der Mund schmal und hart, die Backenknochen stehen etwas heraus, die Stirn ist niedrig. Alles in allem ist er ein sogenannter „schöner“ Mann, wie ein Filmstar anzusehen, wenn auch sein etwas stechender Blick nicht ganz zu ihm zu passen scheint.
    Er nickt der aussteigenden Ira lässig zu und sieht sie ohne jede Freundlichkeit an.
    In ihre Augen tritt ein unsicheres Flackern. Es sieht fast so aus, als fürchte sie sich vor diesem Mann.
    „Ich muß dir etwas Interessantes erzählen, Krono“, spricht sie ihn an.
    Er deutet mit dem Kopf nach rückwärts ins Innere des würfelförmigen Hauses.
    „Kannst mich auch drin belügen“, sagt er spöttisch. „Wird höchste Zeit, daß du anrückst. Warst volle sieben Stunden unterwegs.“
    „Wenn ich dir sage, wo ich war, Krono, wirst du bestimmt einsehen, daß …“
    „Geh hinein!“ fährt er sie an. Er dreht sich kurz um und folgt ihr, die wiegenden Schrittes an ihm vorübergeschritten ist. Doch im gleichen Augenblick, als sie das Innere des mit allem Luxus ausgestatteten Raumes betreten hat, packt er sie an der Schulter und reißt sie herum.
    „Wo warst du wieder, du?“ fragt er drohend.
    „So lasse mich doch erzählen, Krono! Ich habe eine wundervolle Sache ausgemacht, wir können da gemeinsam ein tolles Geschäft daraus machen.“
    Er hat sie losgelassen und steht mit verschränkten Armen, während sie wie erschöpft in einem der Sessel Platz nimmt.
    Sie lächelt ihn etwas gezwungen an.
    „Komm, sei doch vernünftig, Krono“, bittet sie ihn unterwürfig. „Du wirst gleich sehen, daß ich nicht ohne Zweck so lange unterwegs war. Ich war mit einem der berühmtesten Männer der Galaktischen Union zusammen. Ich mußte ihm versprechen, wiederzukommen, denn er hat Feuer gefangen, und er ist bereit, alles mögliche für mich zu tun. Selbstverständlich habe ich so fort an dich gedacht, als er mir seine berühmte Erfindung zeigte.“
    „Von wem sprichst du?“ fragt er mit unbewegtem Gesicht.
    „Du wirst staunen, Krono. Ich spreche von Professor Kan Kamana.“
    „Das lügst du mir jetzt vor, um eine Ausrede für dein Herumtreiben zu haben.“
    „Warum sollte ich dich belügen? Es wird sich ja in Kürze herausstellen, daß ich die Wahrheit sagte. Du weißt ja, daß es diesem Mann dank einer komplizierten Apparatur möglich war, in die Vergangenheit zurückzureisen?“
    „Und was hat das mit mir zu tun?“ fragt er genauso unfreundlich wie vorher.
    „Warte doch ab, Krono. Setze dich doch zu mir, wir müssen das in aller Ruhe besprechen. Komm, gib mir mal einen ordentlichen Kognak!“
    Es ist ein erstaunliches Verhältnis, das diese beiden Menschen zueinander haben. Krono Tikkal ist trotz seines gefälligen Aussehens der richtige Gangstertyp. Er kennt Ira Tarwi schon seit vielen Jahren und beherrscht sie vollkommen. Wie er das gerade bei einer Frau von der Mentalität Iras fertiggebracht hat, ist eines der Rätsel, das uns die menschliche Psychologie zu lösen aufgibt. Vielleicht ist es aber so, daß sich diese beiden Menschen schon zu tief in eine gemeinsame Schuld verstrickt haben, so daß sie jetzt nicht mehr voneinander loskommen können. Drohung und Furcht halten dieses ungleiche Verhältnis noch auf recht, eine denkbar schlechte Basis zum gemeinsamen Glück.
    Sie hat den Kognak, den Tikkal auf den Tisch gestellt hat, mit einem Schluck hinuntergespült.
    „Ich war heute vormittag in einem Café, und da gerade kein freier Tisch vorhanden war, setzte ich mich zu
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