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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein
Autoren: J. E. Wells
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Vibrieren der mächtigen Maschinerie verstummt. Totenstill ist es in dem großen Kellerraum.
    Kan Kamana beobachtet Ira Tarwi, die sich zu bewegen beginnt und wie nach langem Schlaf die Augen öffnet.
    Verwundert sieht sie sich um. Dann aber hat sie begriffen. Sie legt die Hände auf die Lehnen ihres Sessels und steht mit einem Ruck auf.
    „Wo war ich?“ fragt sie kurz den vor ihr stehenden Kamana.
    „Auf dem Strym, Gnädigste. Können Sie sich noch erinnern?“
    Sie antwortet nicht auf seine Frage, sondern steht mit einem raschen Schritt hart vor Kamana.
    „So haben Sie den Gang der Ereignisse abgebrochen?“ fragt sie kurz und hart.
    „Ja, Ira Tarwi!“
    „Es war Ihnen möglich, mich zu sehen, während ich auf dem Strym war?“ will sie wissen.
    „Ja“, sagt er, „ich habe Sie gesehen.“
    Sie blickt zu Boden. Dann fragt sie weiter: „Sie haben alles gesehen? Auch den – den Mann? So haben Sie nach eigenem Ermessen abgeschaltet?“
    „Ja, denn ich dachte, daß Sie sich – daß Sie sich vielleicht in Gefahr befänden!“ Kan Kamana spricht stockend und fast entschuldigend. Doch es bedarf dieser Entschuldigung nicht. Denn Ira Tarwi wendet sich ihm lächelnd und in leichtem Plauderton zu. Ihre anfängliche schlechte Stimmung ist verflogen, sie scheint sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Wie in einem plötzlichen Erschrecken faßt sie in die Tasche ihres Umhanges.
    Sie hält knisterndes Papier in der Hand … Hochwertige Noten galaktischer Dollars. Gültig für das Land Strym. Zwei-tausend Jahre alt …
    Iras Antlitz wechselt von der Befriedigung über den Besitz zu offensichtlicher Enttäuschung. Verächtlich läßt sie die Bank-noten zu Boden flattern. Kamana bückt sich, um sie wieder aufzuheben. Kopfschüttelnd betrachtet er die Noten.
    „Wunderbar“, murmelt er. „Man sollte es nicht glauben!“
    „Was ist dabei wunderbar?“ fährt Ira auf. „Man kann die Noten nicht mehr verwenden!“
    „Das ist es nicht, Ira. Es ist wunderbar, daß es nun tatsächlich möglich ist, Gegenstände aus vergangener Zeit zurückzuholen. Es ist die Rematerialisierung, von der man seit Jahrtausenden träumt.“
    „Was hat das für einen Zweck, wenn man das Geld nicht verwenden kann?“ wirft sie ein. Doch mit einem Male wird sie wieder freundlich. Ihre Stimmungen wechseln wie das Wetter im April. „So konnten Sie wirklich alle meine Bewegungen verfolgen, Kan Kamana? Verzeihen Sie diese Frage, aber das klingt so – so unwahrscheinlich.“
    „Ja, ich habe Sie wirklich Schritt für Schritt verfolgt. Und ich dachte tatsächlich, daß es Ihnen recht sei, wenn ich den Versuch abbrach.“ Sie winkt ab.
    „Sprechen wir nicht davon! Ich möchte nur diesem freundlichen Mann das Geld wieder zurückgeben.“
    „Das könnte man ohne weiteres tun“, erklärte Kamana. „Aber wozu? Es ist nicht gut, solche Gebiete der Vergangenheit ein zweites Mal aufzusuchen.“
    „Da fällt mir ein“, unterbricht sie ihn, „ich hatte da beinahe einen Fehler gemacht. Ich sprach von Kidora, unserer Hauptstadt, als Sitz der Regierung der Galaktischen Union. Ich hatte doch noch nicht daran gedacht, daß es vor zweitausend Jahren diese Union noch gar nicht gab.“
    Kan Kamana ist aufs höchste interessiert.
    „Das müssen Sie mir alles bis ins kleinste erzählen, Ira. Man wußte natürlich auch nichts von dem Großen Galaktischen Krieg?“
    „Nein, gar nichts. Aber Ihre Erfindung ist in der Tat phantastisch. So kann man durch Ausschalten der Maschine jede Versuchsperson, die sich in einer Gefahr befindet, einfach wieder zurückholen?“
    „Ja, das kann man.“
    „Und wie lange dauert das Zurückholen?“
    „Nur eine Sekunde.“
    „Befand ich mich denn während der Zeit meiner Reise in die Vergangenheit noch auf meinem Stuhl?“
    „Ja, Sie befanden sich noch hier. Doch Sie befanden sich nur als optische Erscheinung hier. Wie soll ich Ihnen das erklären? Es fand mit Ihnen eine gewisse Entmaterialisierung statt, Ihr Bewußtsein verwandelte sich in reine Körperlichkeit. Das ist schwer zu begreifendes ist eines der größten Naturwunder, die ich entdeckt habe. Durch das Ausschalten der Maschine kehrten die Bewegungselektronen, die Ihrem Körper entzogen waren, wieder in Ihre sterbliche Hülle zurück.“
    „Wie aber kommt es denn, daß mein Körper auf dem Stuhl saß, während ich mich trotzdem in voller Person auf dem Strym befand?“
    „Das ist die Umwandlung von Photonen in Wirklichkeit, also in Materie. Meine Maschine hat
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