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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein
Autoren: J. E. Wells
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werden.
    „Haben Sie keine Furcht, Ira, es wird Ihnen nichts geschehen“, muntert sie der Professor auf. „Meine Maschine funktioniert bis auf die geringsten Kleinigkeiten. Allerdings muß ich Sie vorher hypnotisieren.“
    Ira Tarwi sitzt erwartungsvoll in dem Kontaktstuhl. Kan Kamana bedient einen Hebel an seiner Maschine. Das grüne Riesenauge erhält plötzlich Glanz und beginnt zu flimmern. Es ist ein faszinierender Glanz, der von diesem Auge ausgeht, ein beherrschender, hypnotischer Glanz …
    Und das ist es vor allem! In diesem Auge ist eine geheimnisvolle Kraft gespeichert. Wer in dieses Auge sieht, wird ihm hörig, wird ihm untenan. Diese Kraftprobe dauert nur Sekunden – dann hat das grüne Auge gesiegt.
    Ira Tarwi sitzt aufrecht in ihrem Sessel, schön und verlockend wie zuvor, und dennoch ist etwas mit ihr geschehen … Alles an ihr ist starr: ihr Körper und ihr Antlitz und ihr Blick; und selbst der Atem scheint erloschen zu sein. Noch immer ist das grüne Auge auf sie gerichtet, als halte es die Wacht über ihre Bewegungslosigkeit.
     
    *
     
    Kan Kamana ist ans Okular getreten, blickt stumm durch die Öffnung aus gewölbtem Glas. Im Innern der riesigen Maschinerie zeichnet sich deutlich jenes Bild der Vergangenheit ab, das er vor Minuten in Ira Tarwis Beisein eingestellt hat.
    Und dennoch ist auf diesem Bild eine geringe Veränderung zu bemerken, die jedoch nur ein Eingeweihter feststellen kann. Auf dem Strand des luxuriösen Seebades auf dem Planeten Strym ist nämlich eine Person erschienen, die nicht in den Rahmen des Bildes paßt. Es ist keine andere als – Ira Tarwi!
    Mit einem kleinen Lächeln des Triumphes betrachtet Kan Kamana das Bild, das sich ihm darbietet. Seine Erfindung ist es, seine phantastische Erfindung. Die Maschine bestätigt ihm, daß die Kräfte des Unterbewußtseins zu arbeiten begonnen haben. Zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit ist es gelungen, das Unterbewußtsein zu lenken und zu kontrollieren. Es ist das Geheimnis des Wissens um die Zusammensetzung der telepathischen Ströme, des menschlichen Fluidums, einfach ausgedrückt: der Gedankenwellen. Die in der Maschine gespeicherten Elektronen werden durch das grüne Auge ausgestrahlt. Die Maschine ist der Sender, der Mensch ist der Empfänger. So geht alles seinen geordneten Gang.
    Kan Kamana hat mit beiden Händen je eines der Handräder ergriffen und bewegt diese durch kaum sichtbare Drehungen. Er sieht, wie Ira Tarwi gleich einer Königin am Strand entlangschreitet, wie ihr viele Badegäste erstaunt und bewundernd nachblicken und ihr schließlich ein hochgewachsener, braungebrannter Mann folgt. Er spricht sie an – Kamana sieht aus den Bewegungen der Lippen, daß sich ein Gespräch anspinnt.
    Ich muß noch versuchen, auch die Worte einzufangen, die man spricht – denkt Kamana bei sich. Es wäre eine neue, lohnende Aufgabe für mich.
    Er verfolgt das Paar mit Hilfe seiner Handräder. Sie scheinen sich recht gut miteinander zu unterhalten. Und da – jetzt zieht der Mann eine Brieftasche aus dem Bademantel und gibt seiner Begleiterin einen Packen Geldscheine. Und Ira Tarwi nimmt dieses Geld an – wozu, weshalb, wofür? Kan Kamana schüttelt den Kopf. Ob sie es wohl auch nehmen würde, wenn sie wüßte, daß er jede ihrer Bewegungen mit seinem Apparat verfolgt? Aber rechtzeitig besinnt er sich, daß sie es ja nicht weiß, daß er sie beobachtet. Sie weiß wohl, wer sie ist und woher sie kommt, aber sie weiß nicht, unter welchen Umständen sie dorthin kam. Alles, was damit zusammenhängt, entzieht sich ihrem Bewußtsein.
    Interessiert läßt Kamana das Paar weitergehen. Er lenkt das Auge des Bildschirmes hinter die Dünen, durch den Kiefernwald, auf die Anhöhe – und schließlich auf jenen kleinen Wiesenfleck, auf dem sie sich niederlassen. Und wieder führen sie ein langes Gespräch miteinander. Kamana hat seine Handräder losgelassen und läßt das Gerät in Ruhestellung.
    Noch näher tastet er sich mit dem Bildsucher an das Paar heran. Er sieht in den Augen des Mannes den Funken der Leidenschaft, der sich immer mehr entzündet.
    Kan Kamana hat das Auge vor das Okular gepreßt. Er sieht, wie sich der Mann über die auf dem Bademantel liegende Frau beugt und sie küßt.
    Kamana wird es schwarz vor den Augen, rasende Eifersucht hat ihn gepackt. Mit zwei Sprüngen ist er am Hebel, der den Apparat ausschaltet. Mit hartem Griff reiß: er den Hebel herum.
    Das grüne, hypnotische Auge verlöscht. Das sanfte
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