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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein
Autoren: J. E. Wells
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der Schallelektronen beschäftigen. Die Bildelektronen vergehen niemals und fliegen alle im gleichen Tempo. Wäre es nicht so, so könnten wir niemals ein Bild der Vergangenheit unverzerrt auffangen. Anders ist es beim Ton. Schon die schlechte Akustik einer Halle gibt die Töne entstellt und verzerrt wieder, und zwar bereits wenige Sekunden nach ihrem Entstehen. Wie aber soll es erst nach 5000 oder 10 000 oder noch mehr Jahren sein? Nein, ich glaube nicht daran, daß mir das gelingen wird. Dafür glaube ich aber an etwas anderes.“
    „Und das wäre?“ fragt Ko-os Teran.
    „Ich glaube an die Möglichkeit einer Unterhaltung zwischen dem Beteiligten, der sich versetzen ließ, und den Daheimgebliebenen, die sich an der Maschine befinden. Hier handelt es sich nur um Sekundenbruchteile, die zwischen den beiden Partnern liegen.“
    „Aber der Betreffende ist doch in die Vergangenheit entflohen?“ wirft Teran ein. „Er müßte doch dann den gleichen Bedingungen unterliegen, denen die auf dem Bildschirm erscheinenden Menschen jener Zeit unterliegen?“
    „Nein, das ist nicht so. Der Beteiligte, der sich versetzen ließ, stellt physikalisch etwas anderes dar als die Zeit, in die er sich versetzen ließ. Trotzdem er tief in der Vergangenheit wandelt, ist er uns in jeder Sekunde gegenwärtig. Vielleicht könnte man den Schall seiner Worte entmaterialisieren.“
    Antonio Stia lacht.
    „Dann könnte man Direktreportagen über den galaktischen Bildfunk bringen“, sagt er gut gelaunt. „Ich melde mich hierfür als erster Reporter.“
    Kan Kamana nickt zustimmend.
    „Das ist kein Witz, Antonio, sondern wird bald Tatsache sein. Stelle dir doch bitte die ungeheueren Möglichkeiten vor, die ein solches Problem in sich birgt.“ Er schlägt sich plötzlich an den Kopf. „Das ist ja alles Unsinn, was wir hier erzählen. Ich habe eine noch viel bessere und durchführbarere Idee. Wie wäre es denn, wenn wir diese Reportagen – um bei diesem Beispiel zu bleiben – auf telepathischem Weg zustande brächten? Ich habe bei meiner Versetzung auf den Tafoll, die Tikkal an mir vornahm, im Zug meiner Erfindung zum erstenmal eine indirekte Verbindung mit meinem Heimatwohnsitz aufgenommen. Diese Verbindung ging nun allerdings nur von mir aus, und sie geschah durch eine Gedächtnisstütze, die ich in Form eines Zettels bei mir trug. Durch diesen Zettel verbanden sich mein Unter- und mein Normalbewußtsein und schufen damit wieder eine logische Denkweise. Ich war eintausend Jahre zurückversetzt, trotzdem wußte ich, wer ich war, woher ich kam und was man mit mir gemacht hatte. Das konnte bis jetzt noch kein Mensch. Allerdings muß ich hinzufügen, daß es sehr, sehr lange gedauert hat, ehe ich den Sprung auf dem Unterbewußtsein als gelungen bezeichnen konnte. Es müßte eine Vorrichtung geschaffen werden, die den Betreffenden wohl hypnotisiert, jedoch sein logisches Denken, seine Normalvernunft, nicht ausschaltet. Das ist ein Problem, das meines Erachtens viel, viel leichter zu lösen sein dürfte als die Übertragung des Schalls auf elektronischem Weg.“
    „Da mußt du mir aber einen Einwand gestatten, Kan“, bemerkt Antonio Stia. „Wenn du das Unterbewußtsein zur Gänze ausschalten willst, werden die Betreffenden einen schweren Stand mit der Sprache der betreffenden Zeit haben. Alle unsere Versuche haben bisher ergeben, daß die Versuchsobjekte in der Lage waren, auch die Sprache der betreffenden Zeit so zu sprechen, daß sie sich mit den Menschen unterhalten konnten, die sie antrafen. Das ist kein Wunder, sondern ein parapsychologischer, telepathischer Vorgang, der aus dem Unterbewußtsein heraus geboren wird. Das Unterbewußtsein darf demnach keinesfalls ausgeschaltet werden.“
    „Dann müssen wir das Unterbewußtsein mit dem normalen Verstand koppeln“, sagt der Professor nachdenklich. „Da beides vorhanden ist, bleibt es nur noch eine Frage der Technik. Das Problem ist demnach lösbar.“
    „Dann erlauben Sie mir, die hierfür nötigen Gelder zur Verfügung zu stellen“, mengt sich wieder Ko-os Teran in die Debatte.
    „Ich nehme dankend an, Ko-os Teran.“
     
    *
     
    Zehn Jahre später.
    Längst ist die Erfindung Kan Kamanas kein Wunder mehr. Die Gegenwart des 9. Jahrtausends lebt schnell und gründlich. Als die ersten Maschinen auf den Markt kamen, war es die Universität Da-lun, die die erste Bestellung schickte. Persönlich holten die Professoren Fellh und Gra-koh das wertvolle Objekt auf dem Kidor ab. Vorher
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