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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein
Autoren: J. E. Wells
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Karren mit Schmährufen empfangen. Das Volk öffnet eine winzige Gasse, um einen Durchlaß zu gewähren. Die Fahrt geht holpernd und stoßend auf das Gerüst zu, auf dem vier Männer in roten, an den Armen hochgekrempelten Hemden stehen.
    Ein Priester mit langem, schwarzem Rock kommt den Verurteilten entgegen. Er hebt ein Kreuz in die Höhe.
    Krono Tikkal hat mit Entsetzen erkannt, wo er sich befindet.
    Man schleppt ihn aufs Gerüst. Sein Kopf wird eingespannt in eine Vorrichtung, die er nicht erkennen kann.
    Ein kurzer, harter Befehl.
    Von oben rast ein unsichtbarer Gegenstand auf ihn zu.
    Dann ist alles vorbei.
    Krono Tikkal hat sein Verbrechen gebüßt. Er hat in der Vergangenheit das gebüßt, was er in der Zukunft verbrach.
     
    *
     
    Ko-os Teran und Antonio Stia wischen sich den Schweiß von der Stirn. Sie haben das Ende Krono Tikkals am Bildschirm miterlebt. Tikkal ist tot, daran ist nichts mehr zu ändern. Dort sitzt er im Stuhl, aber er wird nicht mehr erwachen, wenn die Maschine ausgeschaltet hat.
    Er war ein Verbrecher, der nicht mehr zu bessern war. Das Gericht der Galaktischen Union hatte ihn zum Tode durch Kan Kamanas Erfindung verurteilt, während die voll geständige Ira Tarwi milde Richter fand, die sie auf Bewährung entlassen haben.
    Schweigend begeben sich die beiden Männer nach oben. Wie viele Stunden sind seitdem vergangen? Zwei, drei Stunden hat es immerhin gedauert.
    Im Wohnsalon befindet sich niemand. Sie gehen hinaus in den Garten. Dort finden sie Ira Tarwi und Kan Kamana. Ira streicht sich das Haar aus der Stirn.
    Stia nickt dem Professor bedächtig zu. Dieser wendet sich Ira zu. „Er ist tot“, sagt er nur. Ira antwortet nicht. Sie hält sekundenlang das Haupt gesenkt, als halte sie ein stilles Gedenken. Doch dann wirft sie den Kopf zurück, und in ihren Augen liegt ein befreiter Ausdruck.
    Ko-os Teran rückt sich einen Stuhl heran, um mit dem Professor zu sprechen.
    „Ich habe mich von der Funktion Ihrer Maschine überzeugt“, sagt er schleppend. „Sagen Sie mir Ihre Pläne, Professor, und sagen Sie mir gleichzeitig, wieviel Geld Sie benötigen, um diese Erfindung der Wissenschaft nutzbar zu machen.“
    „Das ist mit einem Wort nicht gesagt“, entgegnet Kan Kamana. „Es kommt darauf an, für welche Zwecke die Maschinen eingesetzt werden sollen. Gerade an diesem Tag ist mir die Gefa hr, die meine Erfindung in sich birgt, besonders deutlich gegenwärtig geworden. Wie ich heute von meinem Mitarbeiter Antonio Stia hörte, hat sich die Regierung der Galaktischen Union bereit erklärt, die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen, um meine Maschine serienmäßig herzustellen. Nach meinen jetzigen Erfahrungen bin ich gegen eine serienmäßige Herstellung. Die Maschinen sind für die Geschichte und die allgemeine Forschung der einzelnen Planeten unbezahlbar, das ist durchaus wahr – wer aber garantiert mir, daß man neben der reinen Forschungsarbeit nicht Mißbrauch damit treibt?“
    „Sie haben sehr recht, Professor. Man müßte der Regierung gewisse Bedingungen stellen und ausdrücklich auf die Gefahren hinweisen, die sich in dieser Erfindung verbergen. Es wird sich nicht vermeiden lassen, daß dieser oder jener Forscher ins Altertum versetzt zu werden wünscht. In einem solchen Fall müßte stets eine dreifache Kontrolle vorhanden sein. Der eine ist der Versetzte, der zweite bedient die Maschine und steht am Bildschirm, und der dritte kontrolliert den zweiten. Es könnte ja auch geschehen, daß den Bediener der Maschine plötzlich ein Unwohlsein überfällt. Für solche Fälle wäre dann der dritte Mann verantwortlich.“
    „Ja, diese Vorsichtsmaßnahme muß allgemein eingeführt werden. Ferner möchte ich vorschlagen, daß die Maschine nur an anerkannte Universitäten abgegeben wird. Damit wird ein Privatgebrauch von vornherein unmöglich gemacht. Sie müssen bedenken, Ko-os Teran, daß sich die Erfindung erst in den Kinderschuhen befindet. Gewiß, es ist schon vieles erreicht worden, aber es haben sich im Verlauf meiner Forschungen wieder neue Probleme ergeben. Ich möchte erstens nicht nur das Bild aus der Vergangenheit übertragen, sondern auch das Wort, den Ton, das Geräusch.“
    „Glauben Sie, daß das möglich ist?“ fragt Teran interessiert.
    „Offen gestanden – nein“, entgegnet Kamana zur Überraschung seines Gesprächspartners. „Der Ton – der Schall also – verfliegt schon nach kürzester Zeit. Allerdings müßte man sich einmal näher mit dem Wesen
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