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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein
Autoren: J. E. Wells
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uns beide auf dem Hennos wieder.“
    „Ja, das habe ich allerdings gesehen“, nickt Antonio Stia grimmig. „Und nun, Krono Tikkal, können Sie mir einmal die eine Frage beantworten: Warum haben Sie die Maschine nicht abgestellt, als Sie im Bildschirm sahen, daß Ira Tarwi von den Sektierern verbrannt werden sollte?“ Krono Tikkal gibt keine Antwort. Antonio Stia tritt hart an ihn heran. „Warum haben Sie die Maschine nicht abgestellt, Krono Tikkal?“ fragt er drohend. Keine Antwort. Tikkal schweigt – doch dieses Schweigen ist furchtbarer, als wenn er offen gesprochen hätte.
    „So stelle ich fest, daß Sie einen vorsätzlichen Mord begehen wollten“, erklärt Antonio Stia. „Es hätte für Ira Tarwi nicht die kleinste Chance mehr gegeben, wenn ich auch nur fünf Minuten später gekommen wäre. Ist es so, Ira Tarwi?“ Sie hat sich kraftlos in einen der Stühle sinken lassen und bedeckt das Gesicht mit beiden Händen.
    „Es war furchtbar“, sagt sie leise.
    Kamana begibt sich mit leisen Schritten zu der zusammengesunkenen Ira und streicht ihr sanft über das blonde Haar. Sie fährt bei dieser Berührung erschrocken auf, dann richtet sie ihre Augen auf Kamana.
    „Ich bin es nicht wert, Kan Kamana, daß Sie sich mit mir beschäftigen“, sagt sie fast unhörbar. „Ich bin schlecht und undankbar gewesen, ich bin schließlich an allem schuld, was geschehen ist. Ich bin schuld daran, daß Krono Tikkal diese furchtbaren Taten beging.“
    „Laß es gut sein, Ira“, antwortet Kamana zärtlich. „Wir wollen uns später noch darüber unterhalten. Jetzt geht es zunächst um Tikkal. Er hat es fertiggebracht, erbarmungslos zuzusehen, wie du eines furchtbaren Todes sterben solltest. Daß er eine Erpressung an mir und Ko-os Teran begehen wollte, könnte man ihm notfalls noch verzeihen. Aber daß er eine Frau, die jahrelang mit ihm zusammenlebte – daß er eine solche Frau in den Tod gehen lassen wollte, beweist mir die abgrundtiefe Schlechtigkeit dieses Mannes. Es gibt keine Strafe für ihn, die hart genug wäre.“
    „Lasse das die Sorge des galaktischen Gerichtes sein, Kan“, wirft Antonio Stia ein. „Der Verbrecher wird seiner Strafe nicht entgehen. Seid ihr jetzt soweit fertig, daß ich die Polizei verständigen kann?“
    Zum Erstaunen aller mengt sich jetzt Ko-os Teran, der reiche Bankdirektor, in die allgemeine Diskussion.
    „Gestatten Sie, daß auch ich noch einige Worte zu dem Vergangenen sage, meine Herrschaften.“ Er hebt leicht die Hand und deutet auf Ira Tarwi. „Ich habe ein sehr schlechtes Gewissen, was diese meine Schicksalsgefährtin anbetrifft. Zu meinem Entsetzen mußte ich hier Dinge erfahren, die mir noch völlig unbekannt waren.
    Als wir noch die Gefangenen der schwarzen Sektenbrüder und an der Reihe waren, auf die Scheiterhaufen geführt zu werden, verabredeten wir, daß wir fliehen wollten. Ira Tarwi sollte zuerst fliehen, wir wollten uns dann am linken Ausgang des Wäldchens wiedertreffen, um gemeinsam eine in der Nähe liegende Anhöhe zu ersteigen. Zu unserer Bestürzung mußten wir feststellen, daß sich Ira Tarwi nicht am verabredeten Platz befand. Ich möchte hierbei noch erklären, daß sich noch ein gewisser Flem-ti bei uns befand, ein sehr mutiger und brauchbarer Mensch, mit dem wir die Flucht vereinbart hatten. Flem-ti und ich erklommen die Anhöhe und konnten uns dann in den riesigen Wäldern, die einige Kilometer weiter hinten lagen, in Sicherheit bringen. Aber mein Gewissen ließ mir keine Ruhe. Ira Tarwi fehlte, und wir hätten auf jeden Fall versuchen müssen, sie selbst unter Einsatz unseres Lebens zu retten. Wir haben es nicht getan, sondern zunächst unser eigenes Leben in Sicherheit gebracht. Diese Unterlassungssünde belastet mich schwer. Auf irgendeine Art muß ich es wiedergutmachen, daß ich so feige gewesen bin. Ich bin erschüttert über die Dinge, die sich ohne mein Wissen in der Zwischenzeit begeben haben. Wäre nicht der Heldenmut unseres Freundes Antonio Stia gewesen, so irrten wir noch jetzt in den Wäldern umher. Diese Wälder sind unendlich, und es wäre nicht abzusehen gewesen, ob wir jemals wieder auf eine menschliche Siedlung gestoßen wären. Wir wären darin umgekommen. Der Stern Hennos ist nur sehr dünn besiedelt; ich muß darüber nachlesen, sobald ich wieder in meinem Heim angekommen bin. Erlauben Sie mir, Antonio Stia, daß ich Ihnen als kleines Zeichen meiner Dankbarkeit und der großen Verehrung, die ich Ihnen entgegenbringe, jene Summe von
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