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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Autoren: Lucy Silag
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fragt sie. Als ich verneinend den Kopf schüttle, steckt sie sich ein Stückchen in den Mund.
    »Hmmm«, macht Alex und kaut genüsslich. »Da verpasst du echt was, PJ - dieser chausson ist unglaublich!«
    Ich trinke schlückchenweise den bitteren Kaffee aus dem Pappbecher und lächle schwach.
    Olivia holt aus ihrem hellblauen Jansport-Rucksack zwei Bananen, die sie sich heute Morgen auf dem Weg zur Schule gekauft hat. »Die sind zwar schon ein bisschen angeschlagen, aber sie sehen noch ganz okay aus, finde ich. Möchtest du lieber eine davon haben, PJ?«
    Ich würge Olivias matschige Banane hinunter, weil sie einfach so nett ist und ich das Gefühl habe, sie würde mich so lange drängen, etwas zu essen, bis ich es tue.
    »Machst du gerade Diät, Olivia?«, fragt Alex und wischt sich die fettigen, buttrigen Finger an einer Papierserviette ab. »Bist du deshalb so dünn?«
    Das habe ich mich auch schon gefragt. Als sich vor ein paar Minuten alle auf die süßen Teilchen gestürzt haben, war Olivia zurückhaltend. Ja, sie hat sich nicht mal Tee oder Kaffee genommen, obwohl ich weiß, dass sie sich heute Nacht in dem Bett, in dem wir beide geschlafen haben, herumgewälzt und von einer Seite zur anderen gedreht hat. Das haben wir beide. Darum schenke ich mir ständig neuen Kaffee nach.
    Aber auch, weil ich irgendwie nicht still sitzen kann. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die anderen Mädchen schon jetzt merken, dass ich ganz anders bin als sie.
    Olivia wirkt verlegen. »Nein! Stimmt gar nicht!«, sagt sie mit Nachdmck. »Ich versuche nur, mich so gesund zu ernähren, wie es geht. Keine Kohlenhydrate, keinen raffinierten Zucker. Ich esse nicht gern schwer. Dann tanzt es sich nicht so gut.« Olivia ist total zierlich, ungefähr dreißig Zentimeter kleiner als ich, und jeder Fleck ihres schmalen Körpers ist gebräunt und übersät mit Sommersprossen. Beim Reden wippt ihr blonder Pony auf und ab.
    »Also, ich nicht«, schaltet sich Alex fröhlich ein. »Ich liebe Butter und Salz. Französinnen machen nie Diät. Sie glauben an Genuss in Maßen.« Sie lässt sich noch ein Stückchen chausson in den Mund fallen.
    »Du bist also Tänzerin? Eine Ballerina? Quelle surprise. Kein Wunder, dass du überall, wo du gehst und stehst, deine Knochen verbiegst.« Alex schaut mit hochgezogenen Augenbrauen zu Olivia hinüber, die sich tatsächlich gerade wie eine Mini-Brezel auf dem Stuhl zusammengefaltet hat.
    »Ich kann einfach nicht anders!«, entgegnet sie. »Ich weiß, es ist schlimm. Das sagen mir alle.«
    Gestern Abend konnte ich meine Augen nicht von Olivia losreißen, als sie sich im Schlafanzug vor dem Bett gedehnt hat - das war echt zirkusreif. Olivia ist mit Abstand der freakigste, gelenkigste und biegsamste Mensch, der mir in meinem ganzen Leben je untergekommen ist, und vor allem, mit dem ich je zusammen in einem Zimmer gewohnt habe.
    »Ich habe überall Muskelkater«, lachte sie, als sie ausgestreckt auf dem Boden lag, in einem alten UCLA-T-Shirt und einer übergroßen karierten Boxershorts, die wahrscheinlich mal dem Jungen gehört hat, der auf all den Fotos an den Wänden zu sehen ist. Als sie sich im Spagat nach vorne beugte, berührte ihre Nase den Perserteppich. »Diese Pariser Ballettlehrer sind brutal! Ich muss echt aufpassen, dass ich mir nichts tue!«
    »Wie kannst du denn weitertanzen, wenn du überall Schmerzen hast?«, habe ich sie gefragt.
    Ihre Antwort wurde vom Teppich gedämpft. »Oh, ich könnte nie aufhören«, sagte sie, dann machte sie eine kurze Gedankenpause. »Na ja, aber eines Tages werde ich es wohl müssen.« Sie sah zu ihrem Martha-Graham-Plakat hinauf. »Ich weiß nur, dass es das Einzige ist, worin ich gut bin, und im Moment ist Tanzen für mich der Schlüssel zu allem, was ich im Leben möchte.«
    Olivia drehte ihre Hüften wie ein Schlangenmensch, sodass sie den Spagat nun in die andere Richtung machte. Mir wurde fast übel bei dem Anblick, es sah ganz schön qualvoll aus. Olivia schien daran gewöhnt zu sein.
    »Anscheinend sprichst du aber auch ziemlich gut französisch«, sagte ich und zweifelte damit ihre vorherige Aussage an, auch wenn ich sie zu dem Zeitpunkt noch gar nicht französisch sprechen gehört hatte.
    Olivia hob den Kopf und sah mich an. »Ich will ja nicht eingebildet klingen«, meinte sie und wurde gleich ganz blass. »Aber ich bin echt richtig gut in Ballett. So gut, dass es für ein Stipendium reicht. Wenn da nicht mein Bruder wäre...«Ihre Stimme erstarb.
    »Was
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