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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben
Autoren: Hans Fallada
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Autotypie kommt nicht.«
    »Vielleicht ist der Raster zu fein, Herr Schabbelt?«
    »Was verstehen Sie davon? Hinaus, habe ich gesagt! Was |17| stinkt der Tredup hier herum? Raus! – Sieh da, zu fein. Dumm bist du nicht, Stuff. Das mag angehen. – Wen willst du anmisten?«
    »Die Roten.«
    »Nein. Fünfundfünfzig Prozent unserer Leser sind Arbeiter und kleine Beamte. Die Roten? Nie! Wenn wir auch rechts sind.«
    »Es ist eine sehr gute Geschichte, Herr Schabbelt.«
    »Erzähle sie, Stuff. Sieh, wo du Platz findest. Aber der Tredup muß raus. Er stinkt nach Akquisition.«
    »Ich möchte schon gerne was andres tun«, murrt Tredup.
    »Quatsch! Du tust es gern. Raus mit dir!«
    »Wir brauchen ihn noch. Nachher zu der Geschichte.«
    »Also stellen Sie sich dort ins Dunkel. Erzähle los, Stuff.«
    »Sie kennen Kallene, den Polizeimeister? Natürlich. Nach der Revolution war er rot. SPD oder USPD, jedenfalls wurde er belohnt. Der dümmste aller Polizeidiener wurde Polizeimeister.«
    »Weiß ich.«
    »Und als er’s war, trat er aus der Partei aus, gab das Parteibuch zurück, wurde streng deutschnational, wie er vorher gewesen.«
    »Und …?«
    »Na, der macht abends auf dem Rathaus Aufsicht über die Reinemachefrauen. Wenn die Büros leer sind, Herr Schabbelt!«
    »Und …?«
    »Da sind so ein paar junge Weiber dabei, einfach Klasse. Man kann es sich ja denken, wenn sie so rutschen über den Boden, man bekommt da Einblicke …«
    » Du
kannst es dir jedenfalls denken, Stuff.«
    »Na natürlich, nicht nur der Kallene kommt bei so was auf andere Ideen.«
    »Mach’s kurz, Stuff. Wer hat ihn erwischt?«
    »Der rote Bürgermeister!« schreit Stuff. »Der dicke Gareis. Auf seinem Schreibtisch haben sie’s gemacht.«
    |18| »Und?«
    »Na, Herr Schabbelt! So eine Frage! Jetzt hat der Kallene wieder das Parteibuch.«
    »Es ließe sich etwas daraus machen«, meint Schabbelt. »Aber nicht für uns. Etwa für die KPD. Tredup kann es weiterquatschen.«
    »Herr Schabbelt!«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen, Stuff. Sehen Sie, wie Sie sonst Ihre Spalten vollkriegen mit Lokalem.«
    »Aber wenn wir nie stänkern dürfen! Das Blatt wird so doof. Man nennt uns schon ›Käseblättchen‹.«
    »Wer?«
    »Ist es nicht wahr, Tredup?«
    Tredup enttritt dem Schatten, ganz gallig: »Schmierblättchen. Stinkmakulatur. Hakenkreuzruh. Scheißhausklappe. Unter Ausschluß der Öffentlichkeit.«
    Stuff hebt seine Stimme: »Tante vom Kuhdorf. Der Langeweiler über alle Wände. Der Treppenfurz. Die Gakelei. Der Blinddarm. Der Maulwurf. Lies und schlaf.«
    Tredup wieder: »Ich beeide es, Herr Schabbelt. Heute morgen erst hat mir ein Inserent gesagt …«
    Der Chef ist zu seinen Zinkplatten zurückgekehrt. »Wen wollt ihr also anstänkern?«
    Beide: »Den Zirkus Monte.«
    Und Schabbelt: »Meinetwegen. Daß die Nicht-Inserenten wieder einmal Angst kriegen. Und zur Belohnung wegen des zu feinen Rasters.«
    »Schönen Dank, Herr Schabbelt.«
    »Schon gut. Aber diese Woche laßt ihr mich nun gefälligst in Frieden. Ich habe keine Zeit.«
    »Wir kommen schon nicht her. Guten Morgen.«

    |19| 5

    Stuff sitzt am Schreibtisch und sieht auf die immer noch schlafende Frau. Ihr Gesicht hat sich etwas gerötet, ihre eisgrauen Haarzotteln liegen um den Kopf, hängen in ihr Gesicht. Er denkt: Die Kognakflasche ist beinahe leer. Als ich den Wenk rausschickte, stank er nach Schnaps. Jetzt säuft er sogar der besoffenen Chefin den Schnaps weg. Ich werde es ihm stecken.
    Wieder nach der Frau hin: Ich werde ihr einen Kaffee machen lassen, einen heißen Mokka, daß sie ihn trinkt, wenn sie aufwacht. Ich werde nach der Grete klingeln.
    Er sieht auf den Klingelknopf neben der Tür, dann auf das weiße Papier vor sich auf dem Pult. Schließlich, was hilft ihr ein Mokka? Gar nichts.
    Er dreht an den Knöpfen des Radios. Eine Stimme ertönt: »Achtung! Achtung! Achtung! Hier ist der sozialdemokratische Pressedienst! Achtung!«
    Äh, scheiß! Werde ich meinen Riemen schreiben.
    Er setzt an, denkt nach und schreibt dieses:
    » Ein kleiner Zirkus namens Monte
hat auf dem Jugendspielplatz sein Domizil aufgeschlagen und gab gestern abend seine Eröffnungsvorstellung. Die Leistungen sind in keinem Punkte überragend, und sie kommen nirgends über ein Mittelmaß hinaus. Nach den Darbietungen, die unsere Vaterstadt vor noch nicht langer Zeit im Zirkus Kreno und im Zirkus Stern bewundern durfte, sind die Nummern des Monte-Programms klägliches Surrogat, das allenfalls für
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