Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Titel: Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)
Autoren: Wolfhart Berg
Vom Netzwerk:
der Einweihung 1888 erstrahlte zu Coloms Füßen der erste Straßenzug Barcelonas, der Passeig de Colom, in elektrischem Licht.
    Am 17 . Mai 1947 wären hier die Lichter beinahe ausgegangen. Spaniens Diktator, Caudillo und Generalissimo Francisco Franco, verlässt gegen 11  Uhr am Dock San Bertrán den Kreuzer Miguel de Cervantes. Er führt im ungeliebten weil republikanischen Barcelona im offenen Wagen eine Parade an, die ihn am Passeig de Colom vorbei die Via Laietana hinauf bis zur Kathedrale führt. Auf der erhöhten Löwenplattform am Fuße der Colón-Statue hat sich der Anarchist Domingo Ibars unter die heranbeorderte Menschenmenge und Claqueure gemischt, unter dem Arm eine Aktentasche mit einer selbst gebastelten Bombe. Doch in dem Moment, als Franco langsam vorbeifährt, läuft eine Schulklasse mit Blumensträußen direkt in die Wurfrichtung. Ibars lässt die Bombe wieder in der Tasche verschwinden.
    Bis 1994 lag vor der Kolumbus-Statue 21 ( ▶ G/H 6 ) im Hafenbecken das für Filmaufnahmen in Originalgröße nachgebaute Flaggschiff »Santa María«. Doch während das Original 1492 vor Haiti strandete, verbrannte die Kopie gut 500  Jahre später und sank.
    Dennoch bleibt heute viel zu entdecken rund um das Standbild des großen Entdeckers. Er zeigt uns gewissermaßen die Stadt und ihre Eigenarten. Zunächst fällt eine kleine Rache der katalanischen Mäzene am zentralistischen Madrid ins Auge: Colom weist Kastilien und der spanischen Hauptstadt den Rücken und deutet mit ausgestrecktem rechten Arm auf das Meer.
    Den besten Überblick gewinnt man natürlich, wenn man mit dem Fahrstuhl im Innern der Säule hinauffährt zur erdkugeligen Aussichtsplattform. Im Umkreis sieht man die Seilbahn, die zum Montjuïc führt. Ein Nachbar der Statue ist das imposante klassizistische Zollhaus. Hier trifft die Geschichte auf die Moderne, denn hier hat man anlässlich der Olympischen Spiele 1992 den Hafen umgekrempelt und sich noch weiter zum Meer geöffnet. Eine hölzerne Rambla del Mar führt über eine wellenförmige Zugbrücke zum Maremagnum mit Meeresaquarium, Shoppingcenter, Fischrestaurants und Bars.
    Gute 100  Meter in westlicher Richtung wurden in den
Drassanes Reials
, der königlichen Werft aus dem 14 . Jh., zur Blütezeit der katalanischen Seemacht Galeeren und Segelschiffe sozusagen am Fließband gebaut. Es war die größte Werft am Mittelmeer, in der bis zu 30  Schiffe gleichzeitig gebaut wurden.
    In den restaurierten gotischen Hallen mit ihren riesigen Rippenbögen befindet sich heute das Museu Marítim 24 ( ▶ G 7 ) . Allein der Original-Nachbau der königlichen Galeere »La Real« füllt eine Halle. Unter dem Kommando von Don Juan de Austria war sie das Flaggschiff der christlichen Flotte, die am 7 . Oktober 1571 bei der Seeschlacht von Lepanto den Sieg über das Osmanische Reich einfuhr.
    Schließlich wandeln wir auf den Spuren des Entdeckers zum Königlichen Palast an der Plaça del Rei, die Ramblas hoch, dann rechts durchs Gotische Viertel, an der Kathedrale vorbei und an Zauberern, Blumenverkäuferinnen, Taschendieben. Dann liegt die Plaça del Rei vor uns, das schönste historische Platzensemble der Stadt. Ein zauberhafter Ort für sommerliche Konzerte katalanischer Künstler. Wir erblicken den grandiosen Wachturm Mirador del Rei Martí und den Palau del Lloctinent mit seiner gotischen Fassade und einem Renaissance-Innenhof.
    Mittelpunkt der großartigen Kulisse ist der
Palau Reial Major
29 ( ▶ G 5 ) mit dem gotischen
Tinell-Festsaal
, in dem Colón 1493 vor den Katholischen Königen die Schätze seiner ersten Amerikareise ausbreitete. Niemand konnte damals ahnen, wie sehr dieser Mann die Welt veränderte.

ILDEFONS CERDÀ I SUNYER
    1815 – 1876
    Er plante die Stadt der Zukunft. Großzügig, ästhetisch, human. Jedermann sollte sich das neue Viertel leisten können – eine schöne Utopie. Barcelona verdankt ihm ein einzigartiges Anschauungsmodell.
    S ein Blick ist skeptisch. Er stützt sich auf einen Stock und trägt einen mächtigen Schnauzbart. Streng und unnahbar sieht er aus auf dem Gemälde im städtischen Museum. Eigentlich ist Ildefons Cerdà i Sunyer ein bienenfleißiges Strichmännchen. Er zeichnet wie besessen mit dem Lineal. Lange Geraden, rechte Winkel, breite Diagonalen, außerdem topografische Elemente. Was dabei herauskommt, ist meist ein filigranes Kunstwerk auf Papier. Das von 1859 zeigt den Amtsstempel der Cortes Generales, des katalanischen Landesparlaments, sowie das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher