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Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Titel: Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)
Autoren: Wolfhart Berg
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friedliches Barcelona. Den starken Handwerkerinnungen und der noch mächtigeren Handelsbourgeoisie gesteht er um 1250 autonome Verwaltungsrechte zu und entmachtet dadurch den Adelsstand wie auch die Kirche. Er gründet den Rat der Hundert, den »Consell de Cent«, der die Corts berät, ein von allen steuerzahlenden Bürgern gewähltes Parlament. Als kontrollierendes Verwaltungsorgan mit Gesetzgebungsrechten installiert er zudem die Generalidad.
    JAUME I ZEUGT MINDESTENS 13  KINDER
    Als er auch noch um 1272 das »Consolat de Mar«, den Meeresrat, in etwa vergleichbar mit dem Internationalen Seegerichtshof in Hamburg, mit Barceloner Gesetzesnormen einsetzt, hat er für ganz Europa wegweisende demokratische Rechtsnormen geschaffen. Was seine Nachkommen betrifft, so ist dieser Mann ebenfalls sehr erfolgreich. Mit drei Ehefrauen und etlichen Geliebten zeugt er mindestens 13  Kinder.
    Dieser große katalanische König steht heute, in Marmor verewigt, auf der nach ihm genannten weiträumigen Plaça direkt vor dem gotischen Palast des Stadtparlaments. Mit stolzem Blick wacht Jaume I über den Eingang zum Stadtrat, der seit 1982 ununterbrochen mit linker Mehrheit regiert. Gegenüber erhebt sich der gotische
Palau de la Generalitat
26 ( ▶ G 5 ) , in dem das eher konservativ gewählte Landesparlament Cataluñas tagt. In diesem politischen Spannungsfeld feiert die Harmonie wahre Triumphe, alljährlich beim Rosenfest, das am 23 . April zu Ehren des katalanischen Schutzpatrons, des Drachentöters Sant Jordi, stattfindet. Jeden 24 . September berauscht sich hier die Stadt zu Ehren ihrer Patronin Mercé bis tief in die Nacht hinein.
    Jeden Sonntag ab 18.30  Uhr treffen sich die Einheimischen zu einem uralten schlichten wie anrührenden Ritual. Sie bilden einen weiten Kreis und tanzen zu den Klängen von Holzbläsern die Sardana, über die der katalanische Musiker Pau Casals geschrieben hat: »Das Symbol dieses Tanzes besteht darin, sich in vollkommener Harmonie und Gleichheit die Hände zu reichen. Diese Normen verweisen auf die tiefsten Grundlagen unseres Charakters, denen wir immer treu bleiben sollten.«
    Von seinem Denkmalsockel schaut Jaume I herunter, in seiner Krone steckt meist eine Rose, die ihm jemand verehrt hat. Es bedarf dabei gar nicht mal einer überbordenden Fantasie, um zu sehen, wie der König seinen Sardana tanzenden Katalanen zunickt. Er ist einer von ihnen.

CRISTÓBAL COLÓN
    1451 – 1506
    Er wollte eine Seeroute nach Indien entdecken und veränderte damit die Welt. Seine Rückkehr wurde in Barcelona triumphal gefeiert. Bis heute ist er ein Säulenheiliger – im wahrsten Sinne des Wortes.
    B lauer Himmel, die Sonne strahlt über dem Hafen von Barcelona. Es ist der 2 . April 1493 , vormittags. Unzählige Fischer- und Ruderboote fahren der unter Segel einlaufenden zweimastigen Karavelle »Pinta« entgegen. Sie ist für die damalige Zeit ein großer Pott. Nicht so groß wie die vor Haiti havarierte »Santa María«, aber immerhin: 75  Tonnen schwer, 24  Meter lang, sieben Meter breit, mit 26  Mann Besatzung und reicher Ladung an Bord.
    Ihr Kapitän blickt zum Ufer. An der Kaimauer vor der
Carrer de Pau
wartet eine riesige Menschenmenge und ein hochrangiges Empfangskomitee mit Trommlern, Fanfaren und kaminrotem Teppich. Davor zwei Thronsessel, auf denen Spaniens mächtige Reyes Católicos, die Katholischen Könige
Isabel I de Castella
und
Ferran I d›Aragó
, sitzen. Beide sind 41  Jahre alt, seit 17  Jahren verheiratet und haben erst vor gut einem halben Jahr bei Granada die letzten Araber nach über 700  Jahren Besatzungszeit endgültig von der Iberischen Halbinsel gejagt.
    Weil sie nun die leeren Kriegskassen füllen müssen, sind sie zu den reichen Handelshäusern der Katalanen gereist, denen Ferran nicht nur als König, sondern auch als Graf von Barcelona vorsteht. Das trifft sich gut, denn auch der Capitano der »Pinta« braucht die Pracht der mächtigen Hafenstadt als Background, um seinen Geldgebern, den Königen, Rechenschaft abzulegen über seine Weltreise und für neue Expeditionen zu werben.
    Deswegen fährt er – nach der eigentlichen Ankunft in Palos an der spanischen Atlantikseite – mit der »Pinta« weiter nach Barcelona zum großen Showdown mit König und Königin.
    Cristóbal Colón (Christoph Kolumbus), nur ein Jahr älter als die Finanziers seiner Mission, klettert von der »Pinta« über eine Strickleiter hinunter auf ein Ruderboot und steigt dann die breite Treppe
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