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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
Autoren: Gisbert Haefs
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es.«
    Lydia Hsiang lächelte; dann lachte sie. »Also deshalb waren Sie so ruhig. Aber gut. Jetzt brauchen wir diese endlosen Papiermengen doch nur neu eingeben zu lassen, und dann …« Sie unterbrach sich und runzelte die Stirn.
    Barakuda nickte langsam und blickte in die kühlen grauen Augen. »Eben, das können wir gerade nicht, Exzellenz. Ein Mitglied des Krisenrats ist ein Verräter. Wahrscheinlich ist er oder sie auch für die Detaillöschung vor einem Jahr zuständig gewesen. Diese große Löschung beweist, daß wir auf dem richtigen Weg sind – was wir wissen wollen, sollen wir nicht wissen. Wenn wir jetzt gewissermaßen ätsch sa gen, provozieren wir zwei mögliche Reaktionen.«
    Die Gouverneurin verschränkte die Arme und schaute aus dem Fenster über das Meer. »Entweder, unsere Gegner werden so vorsichtig, daß man ihnen gar nichts mehr anhaben kann. Oder sie schlagen zu. Das meinen Sie doch?«
    »Ja. Beides kann uns nicht willkommen sein. Wir brauchen Zeit, um mehr zu erfahren. Und losschlagen hieße in diesem Fall: losschlagen mit Feuerwaffen.«
    »Daran liegt uns natürlich nichts. Also was tun?«
    Zum ersten Mal sah Dante die Gouverneurin nahezu rat los. »Ich habe ein paar Vorschläge«, sagte er nüchtern. »Zum Beispiel sollten wir über Motive nachdenken. Wer beschafft sich Waffen? Jemand, der sie einsetzen will, wahrscheinlich.«
    »Dafür gibt es im Grunde immer zwei Arten von Motiven«, murmelte Lydia Hsiang. »Pragmatische wie Machtstreben oder Machterhaltung, wenn man Macht als pragmatisch ansieht. Und idealistische beziehungsweise ideologische – etwa die Ausbreitung einer Idee und die Ausrottung einer anderen.«
    »Wir scheiden aus«, sagte Barakuda lächelnd. »Wir haben Waffen für unsere pragmatischen Zwecke. Ebenso, glaube ich, die Banditen – warum sollten sie gleichzeitig zwei komplizierte Formen des Waffenschmuggels durchfüh ren? Andererseits – warum nicht?«
    »Außer uns scheiden, denke ich, nur die Shil aus«, sagte die Gouverneurin. »Was bleibt am Binnenmeer? Banditen, Pasdan, Gashiri.«
    »Die Mütter von Pasdan unterhalten eine große Flotte und haben Handelsbeziehungen mit uns – also kommen sie am ehesten in Frage. Ein Schiff aus Pasdan in Cadhras ist nicht mehr so ungewöhnlich. Die Anarchovegetarier? Ihre Flotte ist klein, und sie kommen nie nach Cadhras. Die Banditen sind nicht auszuschließen, aber ich halte, ehrlich gesagt, Pasdan für wahrscheinlicher. Außerdem sind die Heiligen Mütter wahnsinnig genug, um Pläne zu verfolgen, für die sie Waffen brauchen.«
    Die Gouverneurin nickte stumm. Seit Jahrhunderten hatte sich in Pasdan immer mehr die Ansicht durchgesetzt, nur die in die Gemeinschaft der Heiligen Mütter hineingeborenen Frauen seien auserwählt. Es gab keine Bekehrungsversuche. Männer galten in Pasdan als Arbeitstiere und, kurzzeitig, als Zeugungssklaven.
    »Wir wissen zu wenig«, knurrte Barakuda, »Ich werde wohl meinen Erholungsurlaub noch ein bißchen aufschieben. Es ist ohnehin wieder Zeit für einen Routinebesuch in Pasdan; vielleicht ergeben sich dabei neue Erkenntnisse.«
    »Was machen wir denn nun mit Ihren Listen?« fragte Hsiang nach einer kurzen Pause. »Und – wer von uns ist es?«
    Barakuda breitete die Arme aus; er lächelte müde. »Wir haben von Motiven gesprochen. Ich glaube nicht, daß einer von uns acht ideologische Motive hat, zu deren Durchsetzung Waffen auf Shilgat nötig sind. Wir alle wissen viel zu gut, daß das Commonwealth riesig ist und seine Präsenz auf Shilgat nicht wegen einiger tausend Karabiner aufgibt.«
    »Bliebe Geld«, sagte die Gouverneurin leise. »Macht, jenseits der Macht, die uns unsere Ämter verleihen, ist nicht durchsetzbar. Nur jemand, der nicht weiß, daß das Commonwealth aus zehntausend Welten besteht, kann sich einbilden, mit ein paar Karabinern etwas ausrichten zu können.«
    »Ich könnte Geld brauchen«, sagte Barakuda trocken. »Ich scheide demnächst aus dem Dienst. Aglaad ist verfressen; er könnte Geld brauchen, um sich ein privates Luxusrestaurant oder eine Jacht mit Superkoch zu leisten. Thang? Vielleicht träumt er von einer eigenen Schule. Die Richte rin? Der Präfekt? Maqari? Leontia Vilgram? Jeder könnte, aus welchen Gründen auch immer, bestechlich sein.«
    »Sie haben mich vergessen«, sagte die Gouverneurin.
    Dante lachte. »Verzeihung, Exzellenz – nein, ich habe Sie nicht vergessen. Das Privatvermögen Ihrer Familie reicht aus, um diesen Planeten und noch ein paar andere zu
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