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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
Autoren: Gisbert Haefs
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makellose gebräunte Haut saß straff über den leicht betonten Backenknochen, und mit ihren feingeschwungenen Lippen und der schmalen Nase hätte sie ebensogut eine Marmorstatue nach Art der klassischen Skulpturen von Golgit sein können. Die Stirn unter dem kurzen aschblonden Haar war gerunzelt. Wie die anderen fragte sie sich, weshalb Barakuda nun, da die Krise vorüber war, eine Krisensitzung erbeten hatte. Die Gouverneurin wirkte distanziert wie immer, und Dante frag te sich plötzlich, ob es dafür nicht noch mehr Gründe gab als allein Erziehung und Veranlagung. Ihr korrupter Vorgänger, der mit einer langsamen Technifizierung des Isthmus begonnen hatte, war letzten Endes nicht über die schwer nachzuweisenden Verstöße gegen das Shilgat-Abkommen gestürzt. Auf kleinen Vorposten wie Cadhras, wo die Macht in den Händen weniger Amtsträger lag, untersagte das Commonwealth persönliche Beziehungen zwischen dem Gouverneur und Angehörigen der zweiten hierarchischen Stufe – Abteilungsleitern, Mitgliedern des Krisenrats. Die Gefahr des Amtsmißbrauchs war zu groß. Der vorige Gouverneur hatte ein allzu enges Verhältnis mit der damaligen Obfrau der asambli gehabt; vielleicht lag Lydia Hsiangs Distanziertheit auch daran, daß sie das Kleingedruckte kannte.
    Der derzeitige Obmann des Territoriums war vor seiner Wahl Leiter eines der Internate auf Corilia gewesen. Er war lang und hager; auf seiner gekrümmten Nase ritt eine randlose Brille, ewig kurz vor dem Sturz. Ubang Thang gehörte zu Dantes guten Feinden in der asambli . »Wir haben ja grundsätzlich andere Auffassungen über das, was das Territorium braucht«, sagte er, »aber trotzdem ist mir lieber, Sie treten gesund aus dem Dienst.«
    »Reizend«, sagte Dante. »Ich hatte mich schon darauf gefreut, Ihre Jubelgesänge über meinem Sarg zu hören.«
    Maretha Lunz legte ihm eine Hand auf die Schulter. Die Oberste Richterin war eine alte, kluge Frau, in deren Gesicht die Zeit viele Maserungen hinterlassen hatte. »Schön, daß Sie wieder auf den Beinen sind«, sagte sie. »Hören Sie nicht auf das Geschwätz des Obmanns.«
    Der Kommandeur der Garnison trug Khaki ohne Rangabzeichen. Ponce Maqari hatte die Aktion in der Steppe vorläufig beenden und die eingesetzten Leute nach Cadhras zurückfliegen lassen. Er kratzte sich den kahlen, roten, von einer Tonsur umgebenen Schädel und ging um Barakuda herum. »Man kann Ihnen ja nicht mehr beliebig auf die Schulter klopfen, was?« fragte er. »Nicht, daß Sie es immer verdient hätten, Dante, aber welche ist frei?«
    »Die linke«, sagte Barakuda grinsend. Maqari schob den wuchtigen Unterkiefer vor und ließ seine Tatze bemerkenswert sanft auf Dantes Schulter fallen.
    Der Präfekt der Gendarmerie, Vito Ataratz, schüttelte Ba rakuda die Hand. Er musterte ihn aufmerksam, und Dante sah mit einer gewissen Rührung, daß der drahtige, grauhaarige Mann sich um ihn gesorgt haben mußte.
    »Warum haben Sie uns eigentlich herbestellt?« fragte Thang.
    Der feiste Raumhafenchef Udo Aglaad hob eine Hand. »Um Ihnen einen Film vorzuführen«, sagte er spöttisch. »Er hat mich heute früh vom Krankenbett aus angerufen.«
    »Haben Sie ihn vorbereitet?« fragte Dante.
    Aglaad nickte. »Selbstredend, Barakuda. Ich weiß nicht, was es soll, aber hier ist er.« Er patschte auf einer Filmkassette herum. »Ein ganz gewöhnlicher Film.«
    Dante wandte sich an Leontia Vilgram, die auf einem Drehsessel vor dem Rechnerterminal des Büros saß. »Können Sie diesen Film da abspielen, so daß er über den Bildschirm zu sehen ist?«
    Sie nickte, stand auf, holte die Kassette, nahm den Film heraus und ging zu einem anderen der zahllosen Apparate. »Kein Problem«, sagte sie. »Ich bin ja neugierig, welcher gewöhnliche Film eine Krisensitzung unterhalten soll.«
    Dante wartete, bis sie die Kassette eingeschoben hatte. »Moment bitte, noch nicht abfahren«, sagte er dann. »Ich möchte zuerst etwas klaren.« Er zündete sich umständlich eine Zigarette an und beobachtete dabei die Gesichter. Er las Neugier, Aufmerksamkeit, Fragen.
    Maqari räusperte sich. »Er denkt schon wieder«, sagte er anklagend. »Muß das denn sein? Es ist ein besonders feiner, langer Herbst, mein Lieber. Ein Bungalow auf Huasiringa ist schon für Sie reserviert. Schlafen, essen, erholen. Bei Re konvaleszenz führt heftiges Denken oft zu Rückfällen, also schieben Sie das auf.«
    Dante zwinkerte ihm zu; ernsthaft sagte er dann: »Aus Gründen, die Ihnen bald einleuchten
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